Wirtschaft kompakt:Kaufen, kaufen, kaufen

Der Konsumklimaindex steigt - aber die Verbraucher sind nicht mehr so optimistisch, dass sich ihre Einkommen künftig erhöhen. Außerdem: Der BDI warnt vor den Risiken des derzeitigen Aufschwungs. Das Wichtigste in Kürze.

Nach einer kurzen Verschnaufpause hat sich die Verbraucherstimmung in Deutschland weiter verbessert. Die auf den Konsum gestützte Binnennachfrage werde damit zu einem immer wichtigeren Faktor für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, teilte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit. "Die Konjunktur in Deutschland erhält neben dem Export ein starkes zweites Standbein und ist damit nicht ausschließlich von Erfolg oder Misserfolg der Ausfuhren abhängig."

Konsumklima setzt Aufwärtstrend fort

Dier Verbraucher sind wieder besserer Stimmung und konsumieren mehr - doch sie erwarten keinen Anstieg ihres Einkommens.

(Foto: dpa)

Das Plus beim Konsumklimaindex "liegt in erster Linie daran, dass sich die Anschaffungsneigung noch einmal steigern konnte", wie GfK-Experte Rolf Bürkl erläuterte. Die Konjunkturerwartung blieb auch dank eines brummenden Arbeitsmarktes unverändert hoch. Mit Blick auf die Entwicklung ihres persönlichen Einkommens waren die rund 2000 Befragten allerdings nicht mehr ganz so optimistisch, der Wert sank auf hohem Niveau zum zweiten Mal in Folge. Für Februar prognostiziert der Gesamtindikator der GfK 5,7 Punkte.

Die anhaltende Belebung auf dem Arbeitsmarkt und die damit einhergehende schwindende Angst vor einem Verlust der eigenen Stelle stimuliere die Kauflaune der Konsumenten. Zudem herrsche in Deutschland ein ausgeprägter Konjunkturoptimismus; die Verbraucher erwarteten weiterhin eine positive Entwicklung der deutschen Wirtschaftskraft, wenn auch die Dynamik nicht weiter zunehmen werde. Die Einbußen bei der Einkommenserwartung sind laut GfK vermutlich auf die gestiegenen Preiserwartungen zurückzuführen; vor allem Lebensmittel und Energie sind zuletzt teurer geworden.

Jedem sechsten Europäer droht Armut

Jeder sechste EU-Bürger war im Jahr 2008 von Armut bedroht. Das waren 16,3 Prozent der 500 Millionen Europäer, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. In Deutschland waren 15,5 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Ermittelt wurden die Daten aus der jährlichen Erhebung EU-SILC des Statistischen Amts der Europäischen Union.

Menschen, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens der Gesamtbevölkerung ihres Landes zur Verfügung haben, gelten nach den Kriterien der EU als armutsgefährdet. In Deutschland lag der Schwellenwert den Angaben zufolge bei 11.151 Euro für eine alleinlebende Person.

In Lettland (25,7 Prozent) sei die Bevölkerung im EU-Vergleich am stärksten von Armut bedroht gewesen - in der Tschechischen Republik (8,6 Prozent) hingegen am wenigsten. In Deutschland war die Schere zwischen Arm und Reich den Angaben zufolge etwas geringer als im EU-Durchschnitt. In Slowenien waren 2008 die Einkommensunterschiede am geringsten, in Lettland am größten.

BDI warnt vor Risiken

Trotz optimistischer Konjunkturprognosen warnt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) vor Risiken für den Aufschwung. "Die Wirtschaft erholt sich, aber das finanzielle Umfeld ist nicht nachhaltig", sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel angesichts der Schuldenkrise in Europa. "Von gesunden Verhältnissen an den Finanzmärkten kann keine Rede sein." Die Schuldenkrise mache deutlich, dass die Finanzmärkte endlich einen soliden Ordnungsrahmen bekommen müssten.

Der BDI sagt für dieses Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 2,5 Prozent voraus. Er ist damit etwas optimistischer als die Bundesregierung, die mit plus 2,3 Prozent rechnet. "Das klingt gut, ist ein Grund zur Freude - und doch noch kein selbsttragendes Wachstum", warnte Keitel. Neben der mangelnden Solidität der öffentlichen Haushalte zähle auch die Unsicherheit an den Rohstoffmärkten zu den Risiken für den Aufschwung.

Der BDI-Präsident beklagte außerdem zu geringe Investitionen in Deutschland. Sie seien das "Schmiermittel der Volkswirtschaft im schärfer werdenden weltweiten Wettbewerb". Doch seit der Wiedervereinigung sei die Nettoinvestitionsquote drastisch gesunken - von 9,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes auf nur noch 1,8 Prozent.

"Deutschland steht kurz davor, von seiner Substanz zu leben", sagte Keitel. "Wir brauchen dringend Investitionen - in Bildung, Forschung, Infrastruktur und für eine CO2-arme und ressourceneffiziente Volkswirtschaft." Die Politik müsse Investitionen rentabler machen - "durch vernünftige Unternehmenssteuern, wettbewerbsfähige Energiekosten, gute Bedingungen für Forschung und Entwicklung, sinkende Bürokratiekosten". Der Staat müsse intelligent sparen und so höhere öffentliche Investitionen ermöglichen.

Online-Handel in Europa nimmt zu

Der Verkauf von Waren über das Internet hat im vergangenen Jahr in Europa weiter deutlich zugenommen. Die Umsätze im Onlinehandel stiegen im Vergleich zu 2009 um fast 20 Prozent auf 171,91 Milliarden Euro, wie das britische Zentrum für Einzelhandelsforschung am mitteilte.

Das meiste Geld gaben beim Onlineshopping demnach die Verbraucher in Großbritannien aus. Dort habe der Umsatz 2010 bei 52,13 Milliarden Euro gelegen. Auf Rang zwei folgten den Zahlen zufolge die Deutschen (39,19 Milliarden), auf Platz drei die Franzosen (31,18 Milliarden).

Am wenigsten für den Einkauf im Internet begeisterten sich der Untersuchung zufolge die Kunden in Polen: Dort verzeichnete der Online-Handel einen Umsatz von 3,37 Milliarden Euro.

Mehr Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe

Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe sind im November vergangenen Jahres leicht gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, erhielten die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten im Vergleich zum November 2009 preisbereinigt 0,5 Prozent mehr Aufträge.

Dabei habe die Baunachfrage im Hochbau erstmals seit Jahresbeginn wieder abgenommen. Im Tiefbau dagegen habe sie das erste Mal seit März 2010 wieder zugelegt. Von Januar bis November habe das Bauhauptgewerbe 2,1 Prozent mehr Aufträge erhalten als im Vorjahreszeitraum.

Den Angaben zufolge legte der Gesamtumsatz im November auf Jahressicht um 6 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro zu. Die Zahl der Beschäftigten in den Betrieben des Hoch- und Tiefbaus sei um 2,1 Prozent auf 729 000 gestiegen.

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