Wirtschaft kompakt:Intel und AMD vertragen sich wieder

Der Chiphersteller Intel schafft sich durch eine Milliardenzahlung lästige Prozesse mit AMD vom Hals. Und die Drogeriekette Rossmann wird vom Dumpingvorwurf freigesprochen.

Gegen Milliardenzahlung sollen Streitigkeiten beigelegt werden: Der weltgrößte Chiphersteller Intel werde AMD 1,25 Milliarden Dollar zahlen, teilten die beiden US-Konzerne in einer gemeinsamen Erklärung mit. Im Gegenzug will AMD Gerichtsverfahren in den USA und in Japan stoppen sowie Kartellbeschwerden weltweit fallenlassen. Zudem sei ein auf fünf Jahre angelegter Vertrag zur wechselseitigen Vergabe von Lizenzen geschlossen worden.

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Die Einigung soll auch eine Konzentration auf die Forschung und Entwicklung beider Hersteller auslösen.

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"Das schwierige Verhältnis" der beiden Unternehmen solle durch die Vereinbarung verbessert werden, hieß es. Außerdem diene der Deal dazu, die Kräfte auf "Innovation und Entwicklung" zu konzentrieren. AMD erklärte, die Vereinbarung mit Intel markiere einen Wechsel "vom Krieg zum Frieden".

Trotzdem ersuche man die internationalen Kartellbehörden weiter um Wachsamkeit. Wegen der Zahlung an AMD aktualisierte Intel seinen Ausblick auf das Schlussquartal. Die Ausgaben würden sich im letzten Vierteljahr dadurch auf 4,2 Milliarden Dollar belaufen statt wie bisher geplant auf 2,9 Milliarden Dollar. Der Steuersatz dürfte auf 20 Prozent von 26 Prozent sinken. Alle anderen Prognosen blieben unverändert.

Rossmann siegt vor Gericht

Freispruch vom Vorwurf illegaler Preis-Dumpings: Die Drogerie-Kette Rossmann darf Werbekosten-Zuschüsse der Marken-Industrie auf die von ihm beworbenen Produkte anrechnen. Zu diesem Urteil kam das Düsseldorfer Oberlandesgericht. Bei dieser "nachvollziehbaren und überprüfbaren Kalkulation" habe Rossmann die Markenartikel nicht - wie vom Bundeskartellamt behauptet - unter dem Einkaufspreis verkauft. Gegen Rossmann hatte das Kartellamt ein Bußgeld von 300.000 Euro verhängt. Dagegen war das Unternehmen vor das Oberlandesgericht gezogen

"Das ist ein Freispruch erster Klasse", betonte der Vorsitzende Richter Heinz-Peter Dicks am Donnerstag. Unternehmer Dirk Roßmann (63) wertete das Urteil als "Sieg für Millionen Verbraucher in Deutschland". Mit Werbekosten-Zuschüssen seien über Jahrzehnte nicht nur Werbe-Maßnahmen, sondern auch "knackige Preise" finanziert worden, so das Gericht. Der Warenabsatz sollte so gefördert werden. Diese Praxis sei den Herstellern bekannt gewesen und jahrzehntelang geduldet worden. "Das kann man nur als Billigung verstehen", sagte Dicks.

Motorola vor der Zerschlagung

Letzter Ausweg Zerschlagung? Der US-Telekomkonzern Motorola will sich in seiner Not offenbar aufspalten und die Einzelteile verkaufen. Der gut 80 Jahre alte US-Branchenpionier prüft US-Medienberichten zufolge bereits erste Angebote für den milliardenschweren Ausverkauf.

Zum Verkauf stehe nun zunächst die profitable Netzwerksparte rund um TV-Empfangsboxen, berichteten das Wall Street Journal und die New York Times übereinstimmend. Das Unternehmen peile so einen Erlös von bis zu fünf Milliarden Dollar (drei Milliarden Euro) an.

Gespräche darüber befänden sich in einem frühen Stadium, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Analysten zufolge könnten zu den Interessenten das von Nokia und Siemens betriebene Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens sowie Ericsson, Samsung Electronics sowie Alcatel Lucent gehören.

Schon vor rund einem Jahr hatte Motorola erwogen, sein notleidendes Handygeschäft abzuspalten, musste dann aber wegen der Wirtschaftskrise die Pläne auf Eis legen. Ein Motorola-Sprecher kommentierte die Berichte zwar nicht im Detail. Er bekräftigte aber, dass Motorola wie bereits früher angekündigt seine Geschäfte langfristig aufteilen wolle. Wegen der steilen Talfahrt bei Mobiltelefonen ist der Netzwerk-Bereich inzwischen Motorolas umsatzstärkstes Geschäft. Nach einem möglichen Verkauf stehe auch die Abspaltung des Handygeschäfts wieder auf der Tagesordnung, hieß es. Dritte Sparte ist die Firmen-Kommunikationstechnik, auch sie schreibt schwarze Zahlen.

FIFA und Ferrero streiten vor Gericht

Zoff um Fußball-Sammelbilder: Im Prozess zwischen der FIFA und dem Süßwarenhersteller Ferrero pürft der Bundesgerichtshof (BGH) erstmals, ob Veranstalter sportlicher Großereignisse bei der Vermarktung stärkere Exklusivität als bisher beanspruchen können.

Der Fußballweltverband FIFA hatte gegen Ferrero geklagt, weil der Süßwarenhersteller bei der Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr in Südafrika seine Hanuta- und Duplo-Riegel wie bei früheren Meisterschaften mit Fußball-Sammelbildern bestücken will. Ferrero hat dafür beispielsweise "WM 2010", "WM", "2010" und "Südafrika 2010" als geschützte Marken eintragen lassen. Die FIFA hält dies für wettbewerbswidrig und will die Marken löschen lassen. Während der Verhandlung vor dem Karlsruher Gericht berief sich FIFA-Anwalt Volkert Vorwerk auf die Eigentumsgarantie im Grundgesetz. Mit seinen Sammelbildern beute Ferrero in gewisser Weise den Ruf der Weltmeisterschaft aus.

Wann ein Urteil gesprochen wird, ist noch offen. Vor drei Jahren hatte der BGH einen Schutz für die Marken "Fußball WM 2006" und "WM 2006" - damals von der FIFA selbst eingetragen - weitgehend abgelehnt. Dabei handle es sich um Beschreibungen, die ein Unternehmen nicht exklusiv für sich beanspruchen könne, hieß es als Begründung.

Porsche gibt Jobgarantie

Der Sportwagenhersteller Porsche hat seiner Belegschaft weitreichende Jobgarantien auf dem Weg zur Fusion mit VW gegeben. Im Zuge der anstehenden Veränderungen werde es keine Kündigungen geben, heißt es in einem Schreiben an die Beschäftigten. Insgesamt arbeiten bei dem Sportwagenhersteller mehr als 12.000 Menschen.

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Für den steinigen Weg hin zur Fusion mit VW gibt Porsche seinen Mitarbeitern eine Jobgarantie.

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In den kommenden Tagen stehen mehrere komplizierte Schritte bevor: Die jetzige Porsche AG wird demnach auf eine Zwischenholding verschmolzen, die ihren gesamten operativen Geschäftsbetrieb direkt im Anschluss auf die sogenannte Porsche Fünfte Vermögensverwaltung übertragen soll. Diese wird in Zukunft Dr. Ing. h.c. Porsche AG heißen. Die entsprechenden Verträge werden voraussichtlich noch in diesem Monat unterschrieben. Die Ausgliederung soll vermutlich in der Woche vom 23. bis 29. November 2009 ins Handelsregister eingetragen werden, heißt es in dem Schreiben.

An der Porsche Zwischenholding GmbH wird sich die Volkswagen AG auf dem Wege einer Kapitalerhöhung beteiligen. Davon unberührt bleibt weiterhin die Dachgesellschaft Porsche Automobil Holding SE mit 51 Prozent an der Volkswagen AG beteiligt. "Im Verlauf des Jahres 2011 soll es schließlich zu einer weiteren Verschmelzung kommen, diesmal zwischen der Porsche Automobil Holding SE und der Volkswagen AG", teilt das Porsche-Management der Belegschaft mit. In der neuen Porsche AG sollen auch die Standortsicherung und der darin vereinbarte Kündigungsschutz weiter gelten, heißt es in dem Schreiben. Die neue Porsche AG werde auch Mitglied des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg bleiben, die Tarifverträge gelten weiter.

Hewlett-Packard kauft 3Com

Kampfansage an den Konkurrenten: Der IT-Konzern Hewlett Packard (HP) schluckt den amerikanischen Netzwerk-Spezialisten 3Com. Der Kaufpreis liege bei rund 2,7 Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro), teilten beide Unternehmen mit. Die Übernahme gilt in der Branche als Kampfansage an Marktführer Cisco.

Für HP ist es eine der größten Übernahmen in der Firmengeschichte. Der Konzern steigt damit eigenen Angaben zufolge zum zweitgrößten Netzwerk-Spezialisten nach Cisco auf. Zwar hat HP auch bisher schon Netzwerkgeräte hergestellt; diese Modellreihe ProCurve hat aber nur einen Anteil von weniger als ein Prozent des Konzernumsatzes. Die 1979 gegründete 3Com ist seit langem ein führender Anbieter von Switches und Routern, den zentralen Geräten für die Steuerung von Datenströmen im Netzwerk. Die 3Com-Aktionäre und die Wettbewerbshüter müssen dem Deal noch zustimmen.

Verlust beim Bezahlsender Sky

Auch unter neuem Namen verbessert sich das Ergebnis nicht: Im dritten Quartal ist der Bezahlsender Sky, der bis zum Sommer noch Premiere hieß, tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Wie das Unternehmen mitteilte, weitete sich der Verlust auf 116,7 Millionen Euro aus. Im Vorjahresquartal hatte das Minus noch 89,1 Millionen Euro betragen. Der Umsatz ging um 13,4 Prozent auf 208,5 Millionen Euro zurück. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Höhe von 250 bis 270 Millionen Euro.

Damit blieb der Sender unter den Erwartungen von Analysten. Ende September zählte das Unternehmen 2,43 Millionen Abonnenten. Gegenüber dem zweiten Quartal ist das nur ein geringer Anstieg um 67.000. Der Sender stellt dennoch weiterhin schwarze Zahlen für das vierte Quartal 2010 in Aussicht. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste die Zahl der Abonnenten aber nach Angaben des Unternehmens auf 2,8 bis 3 Millionen steigen. Ab dem Jahr 2011 peilt Sky dann einen Nettogewinn an.

Insolvenz bei Quelle-Österreich

Weitere Insolvenz im Zuge der Quelle-Pleite: Nach dem besiegelten Ende der deutschen Muttergesellschaft muss nun auch die Österreich-Tochter des Versandhauses Quelle Insolvenz anmelden. Die 1100 Beschäftigten konnten zwar länger als ihre deutschen Kollegen auf einen rettenden Investor hoffen, doch am Mittwoch teilte das Unternehmen das Scheitern der Suche mit. Nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA ist das Quelle-Aus die bisher drittgrößte Firmenpleite des Landes. Die Schulden sollen rund 100 Millionen Euro hoch sein.

Quelle Österreich ist eine von 18 Auslandstöchtern des deutschen Versandhauses. Nach dessen Insolvenz hatte Konkurrent Otto angekündigt, das Russland-Geschäft und die Rechte an der Marke Quelle zu übernehmen. "Trotz intensivsten Verhandlungen mit den unterschiedlichsten Interessentengruppen und potenziellen Investoren in den vergangenen Wochen ist es uns nicht gelungen, einen Investor an Bord zu holen", teilte Quelle-Österreich-Chef Wolfgang Binder mit. Nach Angaben des Kreditschutzverbandes (KSV) soll der Insolvenzantrag in den nächsten Tagen gestellt werden. Das Geschäft soll nach KSV-Angaben wenn möglich weiter laufen, um den Schaden zu minimieren und um vom Weihnachtsumsatz zu profitieren.

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