Wirtschaft kompakt:Freud und Leid

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Porsche-Mitarbeiter erhalten ihren Bonus diesmal früher. Außerdem: Ärger im Hause Jobs, da ein Apple-Einkäufer Betriebsgeheimnisse teuer verscherbelt haben soll. Das Wichtigste in Kürze.

Die Porsche-Mitarbeiter bekommen ihren Jahresbonus diesmal früher als zuletzt auf ihr Konto überwiesen. Der Grund: Der Sportwagenhersteller passt im Zuge der Verschmelzung mit VW sein bislang geteiltes Geschäftsjahr ab 2011 an das Kalenderjahr an, sagte ein Sprecher. Ein genaues Datum stehe aber noch nicht fest.

Porsche geht im VW-Konzern auf. Wegen der Anpassung des Geschäftsjahres erhalten die Mitarbeiter ihre Boni in diesem Jahr einfach mal früher als üblich. (Foto: ag.ap)

Auch die Höhe der Sonderzahlung für die rund 7500 Tarifbeschäftigten der Porsche AG ist noch offen. 2009 hatte Porsche seine Mitarbeiter Anfang Oktober über den Jahresbonus von 1100 Euro informiert. Nachdem die Geschäfte der Stuttgarter wieder rund laufen, soll nach dem Willen von Betriebsratschef Uwe Hück in diesem Jahr eine Summe von knapp unter 2000 Euro fließen. Die Verhandlungen über die Sonderzahlung sollen nach Angaben des Sprechers nach der Sommerpause Ende August oder Anfang September beginnen.

Die Porsche-Hauptversammlung hatte Anfang des Jahres beschlossen, das bislang Ende Juli endende Geschäftsjahr an das Kalenderjahr anzupassen, damit es mit den Zahlen von Volkswagen vergleichbar ist.

Mit ersten Ergebnissen des abgelaufenen Geschäftsjahres 2009/10 wird Ende September oder Anfang Oktober gerechnet. Die vollständige Bilanz wird der Sportwagenhersteller voraussichtlich im November vorlegen. Nach der verlorenen Übernahmeschlacht im vergangenen Jahr soll Porsche 2011 als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden. Knapp die Hälfte des Sportwagengeschäfts gehört bereits dem Wolfsburger Konzern.

Der iPad-Hersteller Apple ist für viele Menschen Kult, doch das hat einen Mitarbeiter des Computerkonzerns offenbar nicht davon abgehalten, Geschäftsgeheimnisse an asiatische Firmen weiterzugeben. Sein Lohn: mindestens eine Million Dollar. Der als Einkäufer beschäftigte Paul Shin Devine sei daher der Korruption angeklagt worden, berichtete das Wall Street Journal. Demnach lieferte der ranghohe Manager sechs Firmen in China, Südkorea und Singapur vertrauliche Informationen.

Devine hatte der Anklage zufolge im Jahr 2006 angefangen, Firmen wie Cresyn in Südkorea, Kaedar Electronics in China und Jin Li in Singapur mit Infos zu versorgen, die den Zulieferern Vertragsverhandlungen mit Apple erleichtern sollten, wie die Zeitung berichtete. Das Schmiergeld dafür ließ er sich demnach in kleinen Summen auf ein Konto seiner Frau ausbezahlen. Einen Teil des Geldes habe er mit einem Angestellten der Firma Jin Li geteilt. Insgesamt soll Devine mehr als eine Million Dollar (780.000 Euro) von den Firmen bekommen haben.

Auf die Schliche kam Apple seinem Manager dem Bericht zufolge durch E-Mails, die Devine von seinem Firmenlaptop aus verschickte. Der Mann wurde am Donnerstag festgenommen. Die Anklage eines US-Bundesgerichts laute auf Betrug, Geldwäsche und illegale Geldtransaktionen. Der Beschäftige der Firma Jin Li sei wegen Betrugs und Verschwörung angeklagt worden.

Der Computerhersteller Dell legt mehr als eine Milliarde Dollar auf den Tisch, um bei Dienstleistungen aufzuholen. Dell kauft für 1,15 Milliarden Dollar (900 Millionen Euro ) den Speicher-Spezialisten 3PAR, wie die Unternehmen mitteilten. Es ist ein Aufpreis von 86,5 Prozent zum letzten Börsenwert.

Die vor gut zehn Jahren gegründete US-Firma 3PAR bietet Online- Speicherlösungen und Ausrüstung für Datenzentren an. Dell ist im Dienstleistungsbereich immer noch schwächer aufgestellt als Konkurrenten wie Hewlett-Packard oder IBM und hängt damit deutlich stärker vom wechselhaften Geschäft mit PCs und Notebooks ab. Das Unternehmen versucht bereits seit längerer Zeit, diese Lücke mit Zukäufen zu schließen. 3PAR konkurriert unter anderem mit Angeboten von EMC, Hitachi, IBM und HP.

Chinas Regierung hat 500 besonders klimaschädlichen Fabriken für einen Monat den Strom abgestellt. Die betroffenen Firmen in der ostchinesischen Provinz Anhui seien in Sektoren mit einem hohen Energieverbrauch tätig, berichtete die Tageszeitung China Daily. Erst vor wenigen Tagen hatte die chinesische Regierung mehr als 2000 Unternehmen gedroht, sie stillzulegen, sollten sie ihre veralteten Produktionsanlagen nicht erneuern.

In acht Städten in der Provinz Anhui hat das Ministerium für Wirtschaft und Informationstechnologie nun die Drohung wahrgemacht. Bisher hatte es in China lediglich Beschränkungen für den Stromverbrauch in den Hochsommermonaten gegeben. Dies konnte den Energiebedarf Behördenangaben zufolge nicht genügend mindern. Die Stilllegungen sollen nun dazu beitragen, dass die Provinz ihre Energieverbrauchsziele bis Ende des Jahres erreicht. Die Volksrepublik China hat weltweit die höchsten Treibhausgasemissionen. Die Stilllegungen sind eine neue Maßnahme, die Emissionen zu reduzieren.

Die US-Beteiligungsgesellschaft Advent International will offenbar den deutschen Textilhändler Takko Fashion verkaufen. Advent habe bereits acht Investmentbanken damit beauftragt, Vorschläge für die Zukunft von Takko zu erarbeiten, berichtet die britische Financial Times auf ihrer Internetseite. Zu den Optionen zählten eine Auktion, ein Börsengang oder eine Ausgliederung.

Takko sei mit 1,25 Milliarden Euro bewertet worden. Das Unternehmen zählt zu den größten und am schnellsten wachsenden Textilhändlern in Deutschland. Advent hatte Takko vor drei Jahren von dem Finanzinvestor Permira erworben. Weder bei Takko noch bei Advent war jemand für eine Stellungnahme zu erhalten.

Das Bundeskartellamt soll die Großhandelsmärkte für Strom und Gas genauer beobachten. Die Bonner Behörde begrüßte am Montag entsprechende Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums. Danach soll beim Kartellamt eine Markttransparenzstelle eingerichtet werden. "Sie ist ein sinnvolles zusätzliches Instrument, das das bisherige Instrumentarium des Bundeskartellamts zur Verfolgung von Marktmissbrauch deutlich verbessern wird", sagten die Wettbewerbshüter. Von der Arbeit könnten auch die Verbraucher profitieren.

Verbraucherschützer haben die Preisbildung an den Großhandelsmärkten als zu undurchsichtig kritisiert. "Die Markttransparenzstelle ermöglicht es, einen Marktmissbrauch frühzeitig zu erkennen und dagegen einzuschreiten", betonte der Vize-Präsident des Bundeskartellamts, Peter Klocker.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte bereits angekündigt, die Strompreisbildung schärfer ins Visier zu nehmen.

Derzeit sei die Preisbildung im Stromgroßhandel oftmals nicht nachvollziehbar, hatte er vor einigen Wochen argumentiert. In den vergangenen Jahren waren immer wieder Vorwürfe laut geworden, große Versorger hielten Kraftwerkskapazitäten zurück, um die Großhandelspreise beim Strom in die Höhe zu treiben. Sie sind die Grundlage für die Preise der Haushaltskunden. Konzerne wie Eon und RWE haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Die Großhandelspreise werden an der Leipziger Energiebörse EEX gebildet, an der über 200 Unternehmen aus zahlreichen Ländern Europas ihren Strom verkaufen. Das Kartellamt hatte im April vergangenen Jahres mit einer Untersuchung der Strom-Großhandelspreise begonnen.

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat im ersten Halbjahr Umsatz und Ergebnis gesteigert und ihre Erwartungen für das Gesamtjahr deutlich nach oben geschraubt. Wie der Nürnberger Marktforscher mitteilte, kletterte der Umsatz von Januar bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,4 Prozent auf 609,6 Millionen Euro. Das operative Ergebnis stieg um 61,7 Prozent auf 52,0 Millionen Euro. Nach Steuern ergab sich eine Verdopplung des Konzerngewinns auf 31,8 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet die GfK nun mit einem Umsatzanstieg um bis zu sechs Prozent. Das ist doppelt so viel wie bisher. Angaben zur Ergebniserwartung wurden nicht gemacht.

Umsatzstärkster Bereich der GfK war im ersten Halbjahr erneut die Sparte "Custom Research". Sie legte den Angaben zufolge um 9,7 Prozent auf 368,1 Millionen Euro zu. Das Spartenergebnis verdreifachte sich auf 19,5 Millionen Euro. Hierzu habe vor allem die weitere Belebung des Geschäfts mit Kunden aus der Automobil- und Finanzmarktbranche beigetragen, hieß es. Ergebnisstärkster Sektor war wieder "Retail and Technology", in den unter anderem der Bereich Unterhaltungselektronik fällt. Der Gewinn kletterte um 20,6 Prozent auf 47,4 Millionen Euro, der Umsatz stieg um 10,1 Prozent auf 172,8 Millionen Euro. In der Sparte "Media", in der auch TV-Einschaltquoten erfasst werden, kletterte die Einnahmen um 4,5 Prozent auf 66,1 Millionen Euro, das Ergebnis verringerte sich jedoch von 9,1 Millionen Euro auf 7,8 Millionen Euro.

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