Wirtschaft kompakt:Genügsame deutsche Arbeitnehmer

Lesezeit: 2 min

Nirgendwo in der EU steigen Löhne so langsam wie in Deutschland. Außerdem: Der ehemalige VW-Manager Schuster muss vor Gericht - das Wichtigste in Kürze.

In keinem anderen EU-Staat sind die Verdienste im zurückliegenden Jahrzehnt so langsam gestiegen wie in Deutschland. Die Bruttolöhne und -gehälter in der privaten Wirtschaft erhöhten sich von Anfang 2000 bis zum ersten Quartal 2010 im Schnitt um 21,8 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. EU-weit legten sie um 35,5 Prozent zu, in den Euro-Ländern im Schnitt um 29,5 Prozent.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen unterstützt die Forderung der Gewerkschaften nach höheren Löhnen. (Foto: dpa)

Auch bei den Lohnnebenkosten, zu denen die Beiträge zur Sozialversicherung und Altersvorsorge gehören, weist Deutschland den geringsten Anstieg auf. Sie legten um 9,3 Prozent zu, im EU-Schnitt dagegen um 38,5 Prozent und im Währungsgebiet um 32,7 Prozent.

Das Statistikamt hat für den Vergleich die bislang vorliegenden Daten von 21 der 27 EU-Mitgliedsstaaten herangezogen.

Wegen der Zurückhaltung der vergangenen Jahre und der guten Konjunktur hat Bundesarbeitsministerium Ursula von der Leyen (CDU) Sympathie für Forderungen der Gewerkschaft nach kräftigen Lohnerhöhungen erkennen lassen. "In der Tat sollten in der Aufschwungphase die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch davon profitieren", sagte sie dem Hamburger Abendblatt. Deutschland wird von Frankreich und anderen Euro-Staaten immer wieder kritisiert, sich mit seiner Lohnzurückhaltung Wettbewerbsvorteile auf Kosten anderer Euro-Länder zu verschaffen. Gleichzeitig bremse dies den privaten Konsum in der größten Volkswirtschaft Europas, die für viele Nachbarländer der wichtigste Absatzmarkt ist.

Europas größter Billigflieger Ryanair wird Firmenchef Michael O'Leary zufolge möglicherweise bis zu 300 Flugzeuge kaufen. Es gebe die Option, nicht nur den geplatzten Kauf von 200 Boeing-Flugzeugen doch noch zu tätigen, sondern sogar bis zu 300 Maschinen entweder von Boeing oder dem europäischen Konkurrenten Airbus zu erstehen, sagte O'Leary der Financial Times. Im Dezember hatte Ryanair den Kauf der 200 Boeing-Maschinen vom Typ 737-800 im Wert von rund 15 Milliarden Dollar wegen eines Streits über die Lieferbedingungen abgeblasen.

Anders als British Airways-Chef Willie Walsh strebt der Ryanair-Chef offenbar keine Übernahmen an. O'Leary sagte, derzeit sehe er keine Fluggesellschaft am Markt, die es wert sei, gekauft zu werden.

Ryanair hat vergeblich versucht, den irischen Rivalen Aer Lingus zu übernehmen. Erst vor wenigen Tagen hatte Walsh die Übernahmefantasien in der Luftfahrtbranche angeheizt. Obwohl die Fusion mit Iberia noch nicht unter Dach und Fach ist, machte er ein Dutzend Übernahmeziele aus. Experten hatten auch Air Berlin für eine Übernahme durch British Airways ins Spiel gebracht. O'Leary sagte, er habe bei den Luftaufsichtsbehörden beantragt, nur noch mit einem Piloten pro Flugzeug fliegen zu dürfen. Mit dem Verzicht auf den Kopiloten könnten riesige Summen eingespart werden.

Nach Personalvorstand Peter Hartz und Betriebsratschef Klaus Volkert muss nun der nächste ehemalige VW-Manager vor Gericht. Auch der ehemalige Personal-Manager Helmuth Schuster soll in die Affäre um Schmiergeld-Zahlungen und Lustreisen verstrickt worden sein.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Untreue und Bestechlichkeit vor. Schuster habe auf VW-Kosten 2004 eine Privatreise nach Indien unternommen und einen Nachtclub in Prag besucht. Außerdem soll er von einem indischen Investor 100.000 Euro kassiert haben, um für eine geplante VW-Fabrik seinen Standort gegenüber Wettbewerbern zu bevorzugen. Desweiteren ist er angeklagt, die Scheinanstellung der Lebensgefährtin des Personalmanagers Klaus-Joachim Gebauer arrangiert zu haben, der bereits früher verurteilt worden war.

Der Termin vor dem Amtsgericht Braunschweig ist für Ende September angesetzt. Das Amtsgericht hatte im Februar einen Strafbefehl gegen Schuster erlassen. Er hatte jedoch Einspruch eingelegt. Ursprünglich war eine Freiheitsstrafe von einem Jahr zur Bewährung vorgesehen. Zudem sollte Schuster 10.000 Euro an die Deutsche Verkehrswacht zahlen.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/DAPD/bbr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: