Wirtschaft kompakt:Frust und Optimismus

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Der Fernsehsender RTL und der Chemiekonzern Altana müssen hohe Verluste hinnehmen, während der Baukonzern Hochtief sich gut gerüstet sieht für die Krise.

Europas größter Fernsehkonzern bekommt die Wirtschaftskrise zu spüren: Die RTL Group hat im ersten Quartal dieses Jahres nur noch halb so viel verdient wie vor einem Jahr. Vor dem Hintergrund rückläufiger Werbemärkte in ganz Europa ging der operative Gewinn (EBITA) um fast 54 Prozent auf 87 Millionen Euro zurück, berichtete die Gruppe.

Gewinn halbiert: Die RTL Group, Europas größter Fernsehkonzern, bekommt die Wirtschaftskrise besonders in der Werbung zu spüren. (Foto: Foto: AP)

Der Umsatz sank um 11,1 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Eine verlässliche Prognose für das Gesamtjahr 2009 sei nicht möglich, hieß es. "Es ist allerdings davon auszugehen, dass das Profitabilitäts-Niveau im Vergleich zum Jahr 2008 deutlich zurückgehen wird."

RTL-Vorstandschef Gerhard Zeiler hatte bereits im März angesichts zweistelliger Rückgänge auf fast allen europäischen Werbemärkten gedämpfte Erwartungen für das laufende Jahr verkündet. Zugleich hatte er Einsparungen in allen Geschäftsbereichen in Aussicht gestellt, die "ein Programm in gleicher Qualität und mit weniger Kosten" ermöglichen sollen. Das Sparprogramm solle bis 2011 greifen.

Quoten-Probleme plagen die Gruppe nicht. Die Flaggschiffe der RTL Group - RTL Fernsehen in Deutschland, M6 in Frankreich und RTL 4 in den Niederlanden - hätten einen starken Start in das Jahr 2009 gehabt: "Alle Sender konnten ihre Zuschauermarktanteile in den jeweiligen Zielgruppen im Vergleich zum Vorjahresquartal steigern."

In Deutschland gehören die Sender RTL, Vox, Super RTL, RTL II und n-tv zu der Kette. Die RTL Group gehört zu rund 90 Prozent dem Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann.

Altana mit Gewinneinbruch im ersten Quartal

Der Chemiekonzern Altana hat zum Jahresstart einen Gewinneinbruch erlitten. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sackte das Ergebnis im ersten Quartal um 71 Prozent auf 20,8 Millionen Euro ab, wie das Unternehmen aus Wesel am Niederrhein am Donnerstag mitteilte.

Eine Trendwende sieht Altana derzeit nicht. Unter dem Strich rutschte das Unternehmen - das zu über 91 Prozent der Quandt-Erbin Susanne Klatten gehört - sogar in die roten Zahlen und schrieb einen Verlust von 0,2 Millionen Euro nach einem Gewinn von 35,5 Millionen Euro vor Jahresfrist.

"Die weltweite Wirtschaftskrise hat trotz unserer breiten Aufstellung auch vor Altana nicht Halt gemacht", erklärte Unternehmenschef Matthias Wolfgruber. Altana setzte in den Monaten Januar bis März 251,8 Millionen Euro um - ein Rückgang von 30 Prozent binnen Jahresfrist. Für das gesamte Geschäftsjahr 2009 werde weiter ein "sehr schwieriges Marktumfeld" erwartet.

Nahezu alle Regionen und Abnehmerbranchen seien betroffen. Daher rechnet Altana für das Gesamtjahr mit einem deutlichen Rückgang von Umsatz und Ergebnis. Eine detailliertere Prognose sei aufgrund des unsicheren Umfelds derzeit nicht möglich.

Um sich gegen die Krise zu stemmen hatte der einstige Dax-Konzern vergangenes Jahr ein Sparpaket aufgelegt. Rund 50 Millionen Euro will Altana 2009 mit Maßnahmen wie Kurzarbeit, der Verschiebung von Investitionen und einem Einstellungsstopp sparen. Im ersten Quartal drückte Altana die Kosten um über zehn Millionen Euro.

Hochtief optimistisch in der Krise

Deutschlands größter Baukonzern Hochtief will dank der milliardenschweren staatlichen Konjunkturprogramme ohne größere Turbulenzen durch die Wirtschaftskrise kommen.

Hochtief gehe weiter davon aus, beim Vorsteuerergebnis und beim Konzerngewinn ein "ähnlich hohes Ergebnisniveau" wie im Rekordjahr 2008 erreichen zu können, sagte Konzernchef Herbert Lütkestratkötter am Donnerstag bei der Hauptversammlung in Essen.

Auftragsbestand, -eingang und Umsatz würden aber weiter unterhalb der Zahlen des Vorjahres erwartet. Hochtief hatte 2008 den Gewinn dank eines florierenden Auslandsgeschäfts um gut 24 Prozent auf 175 Millionen Euro gesteigert. "Trotz der Turbulenzen auf den Finanzmärkten und in der gesamten Weltwirtschaft waren und sind wir erfolgreich", bilanzierte Lütekstratkötter. Die Krise lasse es aber "nicht zu, neue Rekordwerte zu versprechen", räumte er ein.

Der Konzern, der sich durch Zukäufe in den USA verstärkt hatte, sehe in den Vereinigten Staaten großes Potenzial, da die milliardenschweren Konjunkturausgaben auch in den Bausektor fließen sollten. Hochtief gehe davon aus, dass erste Aufträge im zweiten Halbjahr umgesetzt werden könnten.

Der Konzern erwarte, dass der US-Baumarkt weitgehend stabil bleibe. Hochtief sehe sich als gut durchfinanziert an. Zudem seien derzeit keine konkreten Maßnahmen für einen erneuten Aktienrückkauf geplant, sagte der Hochtief-Chef weiter.

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