Wirtschaft kompakt:Es brummt weiter

Den Katastrophenmeldungen aus Japan zum Trotz hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im März nur leicht eingetrübt. Außerdem: Die Franzosen sehen die Lage pessimistischer und Saab bekommt einen neuen Chef.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im März nur leicht eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank geringfügig von 111,3 Punkten im Februar auf nunmehr 111,1 Punkte, wie das ifo Institut für Wirtschaftsforschung mitteilte. "Die Konjunkturampeln stehen nach wie vor auf grün", sagte ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Stimmung in der deutschen Wirtschaft schlechter als erwartet

Trotz der doppelten Naturkatastrophe in Japan hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im März nur leicht eingetrübt.

(Foto: ddp)

Der leichte Dämpfer ist laut ifo Institut auf die Erwartungen der 7000 befragten Unternehmer für die nächsten sechs Monate zurückzuführen. Hier sank die Bewertung von 107,9 Punkten im Vormonat auf jetzt 106,5 Punkte. Ihre derzeitige Lage schätzen sie dagegen besser ein als im Februar. Die Bewertung stieg auf 115,8 Punkte von zuvor 114,8 Punkten.

Knapp die Hälfte der Fragebögen traf nach der Katastrophe in Japan ein. Der Geschäftsklimaindex war seit Juni vorigen Jahren ohne Unterbrechung gestiegen und hatte im Februar seinen höchsten Stand seit 42 Jahren erreicht.

Franzosen sind pessimistisch

Die Stimmung der französischen Verbraucher hat sich im März unerwartet stark eingetrübt. Der Index für das Konsumentenvertrauen sank um zwei auf 83 Zähler, wie das Statistikamt Insee zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte.

Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem leichten Rückgang auf 84 Zähler gerechnet. Die Verbraucher bewerteten die Aussichten für die Konjunktur und ihre Einkommen pessimistischer. Das Stimmungsbarometer gilt als wichtiger Indikator für die Entwicklung des privaten Konsums. Er macht etwa zwei Drittel der französischen Wirtschaftsleistung aus.

Saab-Chef tritt zurück

Chefwechsel und hohe Verluste beim angeschlagenen schwedischen Autohersteller Saab: Der bisherige Konzernchef Jan Åke Jonsson tritt Mitte Mai ab. Übergangsweise soll der niederländische Saab-Eigner Victor Muller das Unternehmen führen, das er Anfang 2010 vom US-Konzern General Motors (GM) übernommen hat. Saabs Muttergesellschaft Spyker Cars hat mit der schwedischen Tochter im vergangenen Jahr ein Verlust von 218 Millionen Euro eingefahren, wie das Unternehmen mitteilte.

Saab hat 2010 als einer der kleinsten europäischen Autohersteller 32.000 Wagen produziert, 53 Prozent mehr als im Krisenjahr 2009 bei General Motors. Das für dieses Jahr angepeilte Ziel von 80.000 Autos wird unter anderem vom russischen Finanzier Wladimir Antonow als unrealistisch angezweifelt. Antonow gilt als Hauptfinanzquelle für den Niederländer Muller.

Antonow möchte als Investor bei Saab einsteigen. Seine Beteiligung wurde aber beim Saab-Verkauf von GM ausdrücklich ausgeschlossen, weil ihm US-Behörden Beziehungen zu Mafiakreisen vorwerfen. Jonsson (59) begründete seinen Rücktritt nach 40 Jahren bei Saab und sechs Jahren an der Spitze mit persönlichen Gründen. Er sagte im Rundfunk, er habe volles Vertrauen in die Lebensfähigkeit von Saab mit seinen 3700 Beschäftigten.

Mehr Geld für Räder

Beim Fahrradkauf geben die Menschen in Deutschland nach Branchenangaben immer mehr aus. Der Durchschnittspreis stieg im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent auf 460 Euro, wie der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) mitteilte. Hintergrund sei eine stärkere Nachfrage nach höherwertigen Modellen und teureren Rädern mit Elektro-Antrieb.

Dadurch erhöhte sich der Gesamtwert der verkauften Räder um zwei Prozent auf 1,84 Miliarden Euro, obwohl der Absatz leicht zurückging. Verkauft wurden 4,01 Millionen Stück und damit 1,1 Prozent weniger als 2009. Für dieses Jahr rechnet der ZIV wegen des besseren Konsumklimas mit einer positiven Marktentwicklung. Die Zahl der verkauften Elektro-Räder stieg den Angaben zufolge um 23 Prozent auf die Rekordmarke von 200.000.

Mittelfristig sei eine jährliche Stückzahl von 400.000 bis 600.000 erreichbar, erwartet der Verband. Die Fahrradproduktion in Deutschland gab 2010 leicht auf 2,22 Millionen Stück nach, der Import blieb mit 2,71 Millionen Rädern stabil. Beim Export profitierten die deutschen Hersteller ebenfalls von höheren Durchschnittspreisen. Der Wert der Ausfuhren stieg um 20,9 Prozent auf 359 Millionen Euro, obwohl die Stückzahl um 5,3 Prozent auf 1,02 Millionen zurückging.

Klavierbauer positiv gestimmt

Die deutschen Klavierhersteller sind wieder besser gestimmt. Der Absatz stieg im vergangenen Jahr leicht an. 2009 hatte es als Folge der weltweiten Finanzkrise einen schweren Einbruch gegeben, einige Hersteller waren in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. "Es wird aber noch drei bis vier Jahren dauern, bis wir wieder das hohe Absatzniveau des Vorkrisenjahres 2008 erreichen werden", erwartet Burkhard Stein. Er ist Vorsitzender des Bundesverbandes Klavier und Geschäftsführer des Traditionsunternehmens Grotrian-Steinweg in Braunschweig.

Der Absatz der zwölf deutschen Hersteller von Flügeln und Klavieren war 2009 um 30 Prozent auf 9000 Instrumente geschrumpft, berichtet Stein. Der Exportanteil betrug 70 Prozent. Vor allem der wichtige amerikanische Markt, der etwa ein Drittel des Branchen-Absatzes ausmacht, war weggebrochen. Die Lage dort sei noch immer schwierig, habe sich aber auf niedrigem Niveau stabilisiert, sagt Stein.

In Deutschland war der Absatzrückgang 2009 mit minus zehn Prozent nicht ganz so heftig. Stein beklagt aber, dass als Folge gekürzter staatlicher Fördermittel für die Musikausbildung der Absatz an institutionelle Kunden wie Musikschulen deutlich rückläufig sei. Insgesamt verzeichnete die Branche im vergangenen Jahr einen Absatzzuwachs von fünf Prozent und erwartet für dieses Jahr ein Plus von sechs Prozent. Steins Fazit: "Wir sind als Hersteller hochwertiger Qualitätsgüter die ersten, die eine Krise zu spüren bekommen, und die letzten, die einen konjunkturellen Aufschwung wirksam registrieren können."

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