Wirtschaft kompakt:Erhitzte Gemüter bei Air Berlin

Der Augenblick könnte für Air Berlin kaum ungünstiger sein: Mitten im Ferienmonat August drohen die Piloten der Fluglinie mit Streik. Und: Der deutsche Export legt kräftig zu, während BMW deutlich mehr Autos verkauft.

Mitten in der Ferienzeit drohen die Air-Berlin-Piloten mit einem Streik. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte Mitte Juli die Verhandlungen über den Manteltarifvertrag für gescheitert erklärt und daraufhin eine Urabstimmung eingeleitet.

Air Berlin will in Oneworld-Allianz

Die Piloten von Air Berlin geben sich kämpferisch. Sie rechnen bei der Urabstimmung mit einem Votum für Streik.

(Foto: dpa)

Sie laufe noch bis kommenden Montag, den 16. August, sagte ein VC-Sprecher am Montag. Ob es danach unmittelbar zu einem Ausstand kommt, ist offen. Eine Air-Berlin-Sprecherin sagte, es seien noch mehrere Verhandlungstermine mit der Gewerkschaft anberaumt.

Die Piloten geben sich kämpferisch. "Die derzeitige Situation ist mehr als unbefriedigend für die Belegschaft, so dass ein eindeutiges Signal der Geschlossenheit durch die Urabstimmungsergebnisse zu erwarten ist", heißt es im Mitgliedermagazin VCInfo.

In dem Konflikt geht es um eine Angleichung der Arbeitsbedingungen bei Air Berlin und der zugekauften Tochter LTU. Im März hatten die Piloten deshalb bereits einmal mit Warnstreiks gedroht, sich aber dann doch auf Verhandlungen verständigt. Sie wollen für alle Beschäftigten die besseren Bedingungen der Ferienflugtochter LTU durchsetzen, die Air Berlin 2007 übernommen hatte.

Die Pilotengewerkschaft hatte mit einem eintätigen Streik zu Jahresbeginn auch den größeren Konkurrenten Lufthansa lahmgelegt. Mittlerweile ist dieser Konflikt mit Hilfe eines Schlichters beigelegt.

China: Energie- und Dreckschleudern unerwünscht

Das kometenhafte Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft hat einen hohen Preis: Die Umweltverschmutzung verschlechtert in manchen Landesteilen die Lebensqualität der Menschen ganz erheblich, die effiziente Nutzung von Energie ist häufig noch Wunschdenken, aber keine Realität. Doch dies soll sich nach dem Willen Pekings ändern. Um den Umweltschutz zu verbessern und die effiziente Nutzung der Energie zu verbessern, hat die chinesische Regierung nun die Schließung von hunderten Fabriken bis Ende September angeordnet.

2087 Firmen, die etwa Stahl, Kohle, Zement, Aluminium oder Glas produzieren, müssen veraltete und energieintensive Werke dichtmachen, wie das Industrieministerium mitteilte.

Sollten sie dies nicht tun, werden ihnen demnach Kredite nicht verlängert, neue Projekte oder Landkäufe nicht genehmigt und die Stromversorgung gekappt. Die neue Anordnung sei ein "wichtiger Schritt bei der Modernisierung der Industrie, rückständige Fabriken zu schließen und so die Qualität des Wirtschaftswachstums zu verbessern", erklärte das Ministerium.

Die Regierung hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass der Energieverbrauch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in den ersten sechs Monaten des Jahres leicht gestiegen sei - der erste Anstieg seit vier Jahren, und dies trotz Bemühungen des Landes, energieeffizienter zu wirtschaften.

Die Volksrepublik ist nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) vom Juli im vergangenen Jahr zum größten Energieverbraucher der Welt nach den USA aufgestiegen. Peking wies dies zurück und erklärte, die Daten der IEA seien nicht zuverlässig.

Unterdessen wurde bekannt, dass China für Deutschland zum wichtigsten Importland geworden ist. Die Volksrepublik werde 2010 voraussichtlich die Niederlande als bisher wichtigsten Importeur überholen, sagte Außenwirtschaftsexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Axel Nitschke, in Berlin.

China liefere dabei nicht mehr nur Textilien oder Spielwaren nach Deutschland, sondern verstärkt auch Computer oder Maschinen. Die Niederlande hatten die Liste bisher vor allem deshalb noch eingeführt, weil viele Waren aus anderen Ländern über den wichtigen Hafen Rotterdam nach Deutschland gelangen.

Zugleich werde China seinen Vorsprung als Exportweltmeister ausbauen, teilte der DIHK mit. Zwar dürften die deutschen Exporte in diesem und im kommenden Jahr jeweils um zehn Prozent wachsen. Die Ausfuhren Chinas steigen demnach aber voraussichtlich um 18 Prozent in diesem Jahr und um 15 Prozent im kommenden Jahr. Damit werde sich der Abstand zu Deutschland weiter vergrößern. China hatte Deutschland im vergangenen Jahr als weltgrößte Exportnation abgelöst.

Deutscher Export legt kräftig zu

Der deutsche Export boomt wieder, als habe es die Finanzkrise nie gegeben. Im Juni wurden Waren im Wert von 86,5 Milliarden Euro ausgeführt, das waren 28,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.

Allein zum Vormonat Mai stiegen die Ausfuhren demnach um 3,8 Prozent. Damit liegen die deutschen Exporte so hoch wie nie seit Ausbruch der Krise im Herbst 2008. Insgesamt summierten sich die deutschen Ausfuhren auf den höchsten Absolutwert eines Monats seit Oktober 2008. Damals hatten die Ausfuhren einen Wert von 88,7 Milliarden Euro erreicht.

Allerdings hatten die Ausfuhren etwa im März und im Mai gegenüber den Vormonaten noch deutlich stärker zugelegt. Noch stärker stiegen im Juni der Statistikbehörde zufolge die Einfuhren nach Deutschland. Sie lagen im Mai bei einem Volumen von 72,4 Milliarden Euro und damit 31,7 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Die Summe ist zudem der höchste Stand seit Einführung der Außenhandelsstatistik im Jahr 1950.

BMW steigert Juli-Absatz massiv

BMW hat auch im Juli wieder mehr Autos verkauft. Weltweit setzte der Münchner Premiumhersteller 119.982 Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce ab, wie der Konzern in München mitteilte.

Das ist verglichen mit dem Vorjahresmonat ein Plus von 9,1 Prozent. In den ersten sieben Monaten des Jahres kletterte die Zahl der verkauften Autos damit um 12,5 Prozent auf 816.014.

"Seit September 2009 haben wir unsere Verkäufe zum elften Mal in Folge gesteigert. Auch für die kommenden Monate gehen wir von einer weiterhin robusten Absatzentwicklung aus", sagte Vertriebsvorstand Ian Robertson.

Für das gesamte Jahr erwartet BMW ein Absatzplus von rund zehn Prozent auf mehr als 1,4 Millionen Fahrzeuge.

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