Wirtschaft kompakt:China drückt der Schuh

Die Chinesen wollen Billigschuhe in Europa verkaufen, die EU will es verhindern. Jetzt zoffen sich beide vor der WTO. Außerdem: Shell bricht der Gewinn weg und Air Berlin zu neuen Ufern auf.

China geht gegen Strafzölle vor

Schuhe, Foto: dpa

Die EU und China streiten sich um Strafzölle für chinesische Schuhe. Die Asiaten werden den Europäern Protektionismus vor.

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China geht bei der Welthandelsorganisation gegen die seit Jahren bestehenden Strafzölle der EU auf Lederschuhe vor. Damit würden "entscheidende Regeln der WTO" und die Interessen chinesischer Unternehmen verletzt, teilte das Handelsministerium mit. Die Bedenken Chinas seien bei mehreren Verhandlungsrunden mit Brüssel nicht ausgeräumt worden.

Die EU hatte die im Oktober 2006 verhängten Strafzölle für Lederschuhe aus China und Vietnam im Dezember um weitere 15 Monate verlängert. Auch Importeure und Einzelhändler haben sich für ein Ende der Strafabgabe ausgesprochen, da sie nach ihrer Ansicht die Schuhpreise sowohl für den Handel als auch für die Verbraucher hochtreibt.

Die europäischen Zölle liegen bei 9,7 bis 16,5 Prozent für chinesische und zehn Prozent für vietnamesische Schuhe. Sollte die WTO gegen die EU entscheiden, könnte China im Gegenzug höhere Zölle auf europäische Waren erheben oder andere Strafmaßnahmen ergreifen.

Shell leidet unter niedrigen Ölpreisen

Die gesunkenen Ölpreise haben auch den Gewinn des Ölkonzerns Shell dahinschmelzen lassen. Der Überschuss sank im vergangenen Jahr um 52 Prozent auf 12,5 Milliarden Dollar (neun Milliarden Euro), teilte das niederländisch-britische Unternehmen mit. Um Kosten zu sparen, kündigte Shell an, weitere 1000 Stellen abzubauen. Shell hatte im vergangenen Jahr bereits 5000 Jobs gestrichen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 102.000 Mitarbeiter.

2009 sank der Ertrag zu Wiederbeschaffungspreisen sogar um 69 Prozent auf 9,8 Milliarden Dollar. Im vierten Quartal beschleunigte sich die Talfahrt: Im Schlussquartal brach der um Wertveränderungen bereinigte Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 75 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar ein. Besonders ein schwaches Raffinerie- und Tankstellengeschäft machte Shell Ende des Jahres zu schaffen.

Während das Fördergeschäft im vierten Quartal von den inzwischen anziehenden Ölpreisen profitierte, brachen die Margen im Raffineriesegment völlig ein. In dieser Sparte musste Shell einen Verlust von fast 1,8 Milliarden Dollar hinnehmen. Noch im Vorquartal hatte der Konzern an dieser Stelle einen Gewinn von 1,3 Milliarden Dollar verbucht.

Auch für das laufende Jahr zeigte sich Shell-Chef Peter Voser wenig optimistisch. "Wir erwarten keine schnelle Erholung", sagte er in einer Mitteilung. "Die Aussichten für dieses Jahr bleiben unsicher." Die Shell-Aktie brach im frühen Handel um zwei Prozent ein.

Die Ölpreise hatten im Sommer 2008 auf einem Rekordhoch von 147 Dollar pro Barrel (159 Liter) gestanden und waren dann im Zuge der Finanzkrise auf rund 33 Dollar gesunken. Mittlerweile stehen die Ölpreise jedoch wieder bei mehr als 70 Dollar.

Air Berlin fliegt in den Irak

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin fliegt künftig in den Irak. Die erste Maschine soll an diesem Samstag von München in die nordirakische Stadt Erbil starten, wie das Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Geplant ist vorerst, alle 14 Tage jeweils im Wechsel Erbil und Sulaimanija im Nordostirak anzusteuern. Von Sommer an soll die Frequenz erhöht werden. Den Großteil der Plätze nimmt ein Reiseveranstalter ab, die übrigen sollen einzeln verkauft werden. Die Lufthansa hatte Mitte Januar angekündigt, eine Wiederaufnahme ihrer Flüge in den Irak zu prüfen. Sofern die Umstände geklärt sind, könnten sie im Sommer starten.

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