Wirtschaft kompakt:BMW hakt die Krise ab

Zwei Dax-Konzerne, zwei gute Nachrichten: BMW verdient im ersten Quartal 2010 mehr als im gesamten Vorjahr - und Henkel verkauft wieder mehr Waschmittel. Nur die Börse honoriert das nicht.

BMW fährt wegen der weltweit wieder wachsenden Nachfrage nach Luxuswagen zurück in die Erfolgsspur. In den ersten drei Monaten verdiente der Autohersteller mehr Geld als im gesamten Krisenjahr 2009. Auch für das zweite Quartal erwarten die Münchner einen weiteren Zuwachs und bekräftigten angesichts des Aufwärtstrends ihre Ziele für 2010. Auch der Erzrivale Audi legte deutlich zu, ebenso der Konkurrent Daimler.

BMW, Foto: AP

Von "einigen Risiken" spricht BMW Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Doch mit einem Gewinn von 324 Millionen Euro übertrifft BMW im ersten Quartal das Ergebnis des gesamten Vorjahres.

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BMW bleibe "verhalten optimistisch", sagte Konzernchef Norbert Reithofer. Es müsse sich in den kommenden Monaten erst erweisen, wie selbsttragend der Aufschwung sei, ergänzte Finanzvorstand Friedrich Eichiner. "Ich glaube schon, dass da draußen noch einige Risiken liegen."

Allerdings sei nach dem zweiten Quartal absehbarer, was in diesem Jahr erreichbar sei. Zwischen Januar und März fuhr BMW unter dem Strich einen Gewinn von 324 Millionen Euro ein und übertraf damit das Jahresergebnis 2009 von 210 Millionen Euro deutlich.

Der Umsatz kletterte im ersten Vierteljahr um rund acht Prozent auf 12,4 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2009 hatte BMW noch einen Verlust um 152 Millionen Euro verbuchen müssen. Neben den steigenden Absatzzahlen habe der Konzern auch von seinen Anstrengungen profitiert, Kosten zu senken. Große Hoffnungen setzen die Münchner auf die neue 5er-Reihe, die seit Ende März auf dem Markt ist.

"Wir streben im laufenden Geschäftsjahr ein Konzernergebnis an, das deutlich über dem Niveau des Vorjahres liegt", sagte Reithofer. Auch der Absatz solle wachsen. BMW wolle dabei im "soliden einstelligen Prozentbereich" zulegen und mehr als 1,3 Millionen Autos verkaufen, bekräftigte Reithofer das Absatzziel.

Im Jahr 2009 hatte BMW weltweit rund 1,06 Millionen Autos abgesetzt, rund elf Prozent weniger als 2008. Im ersten Quartal dieses Jahres habe besonders in China der Absatz überraschend stark angezogen und man habe dort sehr befriedigende Margen erzielt, sagte Eichiner.

Allianz trotzt Naturkatastrophen und steigert Gewinn

Europas größter Versicherungskonzern Allianz sieht sich nach einem operativen Milliardengewinn im ersten Quartal auf Kurs. Die Allianz musste durch den Wintersturm Xynthia, das Erdbeben in Chile und andere Naturkatastrophen Lasten von über 500 Millionen Euro verkraften - "und damit mehr als doppelt soviel wie in einem gewöhnlichen Quartal", wie Konzernchef Michael Diekmann sagte.

Doch dank deutlich besserer Ergebnisse in der Lebens- und Krankenversicherung sowie in der Vermögensverwaltung konnte der Konzern dies aber mehr als wettmachen. Das operative Ergebnis des Konzerns kletterte nach vorläufigen Zahlen zwischen Januar und März auf voraussichtlich rund 1,7 Milliarden Euro - nach 1,4 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Diekmann bekräftigte vor diesem Hintergrund die Erwartungen für dieses Jahr: "Obwohl man die Zahlen des ersten Quartals natürlich nicht auf das gesamte Jahr hochrechnen kann, sind wir aus heutiger Sicht auf dem Weg, das für das Geschäftsjahr 2010 angestrebte operative Ergebnis von 7,2 Milliarden Euro plus/minus 500 Millionen Euro im Konzern zu erreichen", sagte er.

Voraussetzung dafür sei aber neben einem stabilen Zinsumfeld auch, dass es nicht zu weiteren Verwerfungen an den Kapitalmärkten komme - und dass Großschäden aus Naturkatastrophen im Jahresverlauf auf das normale Niveau zurückgehen.

Diekmann sagte, es bleibe eine der Top-Prioritäten des Managements, die Kernsparte Schadens- und Unfallversicherung rentabler zu machen und dafür die Schaden/Kosten-Quote zu senken. Auch das Kapital müsse der Konzern schützen.

Zukäufe seien gleichwohl nicht ausgeschlossen. "Wir werden nicht zögern, wenn sich Zukäufe abzeichnen, die zu unseren Zielen passen", erklärte er. "Aber es gibt auch keinen Druck zuzukaufen, nur weil es andere machen." Die britische Prudential hatte sich zuletzt mit dem Asiengeschäft die Kronjuwelen des in der Finanzkrise gescheiterten US-Versicherers AIG gesichert. Es war mit einem Volumen von mehr als 35 Milliarden Dollar die größte Transaktion in der Branche.

Henkel: Kurs sinkt trotz starkem Quartal

Der Waschmittel- und Klebstoffhersteller Henkel hat nach einem Gewinnsprung im ersten Quartal seine Jahresprognose deutlich angehoben. Mit den am Mittwoch vorgelegten Zahlen unterstreicht der Düsseldorfer Konzern den Aufwärtstrend der Branche.

Anziehende Geschäfte hatten bereits Weltmarktführer Procter & Gamble, Colgate-Palmolive und L'Oréal bekanntgegeben. In der Wirtschaftskrise hatten Markenhersteller unter der Sparsamkeit der Verbraucher gelitten, die verstärkt zu billigeren Produkten griffen.

"Wir sind sehr gut in das neue Geschäftsjahr gestartet", sagte Henkel-Chef Kasper Rorsted. Zulegen konnte der Hersteller von Pritt und Persil vor allem wegen besserer Ergebnisse im Waschmittelgeschäft und der Belebung in seiner konjunkturabhängigen Industrie- und Klebstoffsparte.

Der Konzernumsatz stieg in den ersten drei Monaten 2010 auf 3,5 Milliarden Euro, im Vorjahr lag er bei 3,3 Millionen Euro. Das operative Ergebnis schoss von 218 Millionen im Vorjahr auf 422 Millionen, der Gewinn auf 259 Millionen Euro. Dazu trug insbesondere auch das Sparprogramm des Unternehmens bei, durch das rund 3000 Stellen weggefallen waren.

Wegen der Unsicherheit über die Entwicklung der Weltkonjunktur warnte Rorsted davor, die überraschend starke Entwicklung des ersten Quartals auf das Gesamtjahr hochrechnen. Zudem erwarte Henkel deutlich höhere Rohstoffkosten im zweiten Halbjahr.

Henkel schraubte das Gewinnziel deutlich herauf: Der operative Gewinn und der Gewinn je Aktie sollen nun um mehr als 15 Prozent wachsen. Obwohl Henkel mit seinen Quartalszahlen die Analystenerwartungen übertraf, sackte der Aktienkurs des Unternehmens nach anfänglichen Gewinnen deutlich ab. Am frühen Nachmittag notierten die Vorzugspapiere 2,3 Prozent im Minus.

Börsianern zufolge nahmen Anleger die guten Nachrichten zum Anlass, um Gewinne mitzunehmen. Manchen seien die Geschäftsziele des Managements auch nicht ehrgeizig genug. Der Wert der Henkel-Aktien hatte sich in den vergangenen 14 Monaten mehr als verdoppelt.

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