Wirtschaft kompakt:Berlin: Ein Boom, der spaltet

Da erholt sich Berlins Wirtschaft endlich nach jahrelanger Talfahrt, doch das hat auch einen negativen Aspekt. Der Aufschwung spaltet den Arbeitsmarkt, warnt das DIW. Außerdem: Eon jammert, verdient aber gut. Das Wichtigste in Kürze.

Niedriges Niveau, aber immerhin: Die Berliner Wirtschaft macht seit Jahren im Ländervergleich die größten Sprünge. Eine Studie warnt jedoch vor Fachkräftemangel und einer Spaltung des Arbeitsmarktes.

Festival Of Lights In Berlin

Das Brandenburger Tor beim Festival of Lights im vergangenen Jahr. Berlin erscheint in einem neuem Licht - die angeschlagene Wirtschaft der Hauptstadt wuchs in den vergangenen Jahren im Ländervergleich am stärksten.  

(Foto: Getty Images)

Die Wirtschaft Berlins ist in den vergangenen fünf Jahren von allen Bundesländern am stärksten gewachsen. Nach zehn Jahren Schrumpfung habe die Bundeshauptstadt damit eine Trendwende geschafft, so das Fazit einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Die in Berlin vorgelegte Analyse zeigt allerdings auch: Die Arbeitslosigkeit ist nicht so stark gesunken, wie es die Zunahme an Arbeitsplätzen hätten erwarten lassen.

Die Wirtschaftsleistung Berlins sei von 2004 bis 2009 im Jahresdurchschnitt um 1,7 Prozent gewachsen, der höchste Wert aller Länder. Der Bundesdurchschnitt lag bei 0,5 Prozent.

Der Rückstand zu anderen deutschen Großstädten sei gleichwohl immer noch groß, stellte der DIW-Ostdeutschlandexperte Karl Brenke fest. Die Bruttowertschöpfung je Einwohner lag 2009 in Berlin bei 23 500 Euro, das ist etwas mehr als die Hälfte des Wertes von Hamburg.

Seit 2005 entstanden laut Studie knapp 140.000 zusätzliche Arbeitsplätze in Berlin. Die meisten davon sind Stellen mit Sozialversicherungspflicht. Aber auch die selbstständige Beschäftigung habe sich überdurchschnittlich verbreitet, "vor allem im Kreativsektor und in den Medien", berichtete Brenke.

Ein Problem sei dabei aber nicht zu übersehen: Die Zahl der Arbeitslosen habe sich trotz der guten Beschäftigungsentwicklung nicht besser, sondern zuletzt sogar etwas schlechter entwickelt als im Bundesdurchschnitt.

Brenke erklärt das damit, dass viele der zusätzlichen Arbeitsplätze offensichtlich von höherqualifizierten Arbeitnehmern besetzt wurden, die nach Berlin zugewandert sind. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Spaltung auf dem Berliner Arbeitsmarkt verstärkt.

Deutschlands größter Versorger Eon warnt vor zu hohen Belastungen der Branche durch Atomabgaben. Eon sei zu einem "Vorteilsausgleich" für längere Laufzeiten durchaus bereit, wenn er in einem angemessenen Verhältnis zu den zusätzlichen Erlösen stehe, schrieb Konzernchef Johannes Teyssen im Zwischenbericht zum ersten Halbjahr 2010.

Der Bund plant eine Brennelementesteuer von jährlich insgesamt 2,3 Milliarden Euro für die Branche. Daneben schwelt auch eine Debatte über die Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke.

Gleichzeitig steht Eon wirtschaftlich aber prächtig da. Der Energiekonzern profitierte vom Konjunkturaufschwung: Im ersten Halbjahr 2010 stieg der Umsatz um sieben Prozent auf 44,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen in Düsseldorf mitteitle. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (Ebit) nahm um elf Prozent auf knapp 6,1 Milliarden Euro zu. Neben der Wirtschaftserholung spielte auch der lange Winter eine Rolle.

Tausende Abwrackprämien stehen noch aus

Knapp ein Jahr nach dem Auslaufen der Abwrackprämie haben noch immer nicht alle Autokäufer ihren staatlichen Zuschuss erhalten.

Aktuell würden noch 2850 Antragsteller auf die Auszahlung der 2500 Euro warten, berichtete das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn bei Frankfurt.

Allerdings dürften sich nur 1350 von ihnen noch berechtigte Hoffnung auf die staatliche Hilfe beim Neuwagenkauf machen: "In diesen Fällen haben wir die Betroffenen angeschrieben und gebeten, Unterlagen nachzureichen", sagte ein Bafa-Sprecher.

In den weiteren 1500 Fällen seien die Anträge bereits mangels Anspruch zurückgewiesen worden, weil die Förderkriterien aus Sicht des Amtes nicht eingehalten worden seien. Hier liefen juristische Auseinandersetzungen, sagte der Sprecher und bestätigte einen Bericht der Bild-Zeitung.

Griechenland bekämpft erfolgreich Schuldenkrise

Das hochverschuldete Griechenland hat neue Erfolge im Kampf gegen die Schuldenkrise gemeldet. Das Defizit des Haushaltes ist im ersten Halbjahr 2010 um 39,7 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres zurückgegangen. Damit wurde knapp das Ziel (39,5 Prozent) übertroffen, das die Europäische Zentralbank (EZB), der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Union (EU) vorgegeben hatten.

Um dieses Ziel zu erreichen musste Athen seine Ausgaben, vor allem durch Lohnkürzungen für Staatsbedienstete, um etwa zehn Prozent reduzieren.

Nicht gut laufe dagegen die Einnahmenseite. Die Steuererfassung hinkt hinter dem Ziel einer Erhöhung von Einnahmen um 13,7 Prozent deutlich hinterher. Die Einnahmen stiegen um nur 4,1 Prozent. Dies berichtete am Mittwoch die griechische Presse unter Berufung auf Angaben des griechischen Finanzministeriums.

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