Wirtschaft kompakt:Augen zu und durch

Der Blick auf den Profit kommt fünf Brillenglashersteller teuer zu stehen - sie werden wegen illegaler Preisabsprachen zur Kasse gebeten. Außerdem: Die EU garantiert Biosprit.

Das Bundeskartellamt hat den Durchblick: Wegen unerlaubter Preisabsprachen wird es für die fünf führenden Brillenglashersteller in Deutschland teuer. Sie müssen eine Kartellstrafe von zusammen rund 115 Millionen Euro zahlen. Bestraft wurden dabei auch sieben Mitarbeiter sowie der Zentralverband der Augenoptiker (ZVA).

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Wegen illegaler Preisabsprachen der führenden Brillenglasherstellern mussten Kunden seit 2000 mehr für den Durchblick bezahlen.

(Foto: ag.ddp)

Bei den Firmen handelt es sich dem Bundeskartellamt zufolge um Rodenstock, Carl Zeiss Vision, Essilor, Rupp und Hubrach Optik und Hoya Lens Deutschland. Die Unternehmen hätten sich seit 2000 regelmäßig getroffen, um ihr Wettbewerbsverhalten miteinander abzustimmen. "Die Absprachen der Brillenglashersteller haben den Wettbewerb in diesem Markt über Jahre fast vollständig zum Erliegen gebracht", sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt.

Preise seien regelmäßig in abgestimmter Form angehoben und die Steigerungen letztendlich an die Verbraucher weiter gegeben worden. Das Kartellamt hatte Mitte 2008 die betroffenen Firmen und den ZVA durchsucht und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt.

Die nun ausgesprochenen Geldbuße hätte teilweise noch deutlich höher ausfallen können. Rodenstock wurde aber nach Behördenangaben wegen "umfangreiche Kooperation" bei der Aufklärung eine "erhebliche" Reduzierung der Strafe gewährt. Auch Hoya Lens, die Carl Zeiss Vision und der ZVA hätten im Laufe des Verfahrens kooperierten und seien deshalb glimpflicher davongekommen.

EU garantiert Biosprit

Biosprit soll seinen Namen wieder verdienen: Die EU-Kommission will ein Öko-Siegel für den milliardenschweren Markt mit Pflanzentreibstoffen einführen. Das grüne Zertifikat erhalten nur Hersteller und Importeure, die nachweisen, dass ihr Sprit aus einem umweltverträglichen Anbau von Energiepflanzen wie Mais, Zuckerrohr oder Palmen stammt. Die Kriterien dafür stellte EU-Energiekommissar Günther Oettinger vor.

Das Siegel gibt es nur, wenn für den Anbau der Ölpflanzen keine Tropenwälder gerodet oder Torfböden trocken gelegt wurden. Die Firmen müssen von der Farm bis zur Tankstelle ihre nachhaltige Produktion belegen. Unabhängige Gutachter sollen darüber wachen. Ölfirmen können sich freiwillig zertifizieren lassen und müssen dafür zahlen - nur dann können sie staatliche Förderung erhalten. Voraussetzung für Geld vom Staat ist, dass der Biosprit mindestens 35 Prozent weniger Treibhausgase verursacht als fossile Kraftstoffe.

Umweltschützer kritisieren, die EU-Initiative gehe nicht weit genug. "Sie verhindert nicht die dramatische Zunahme der Regenwaldabholzung und der Treibhausgasemissionen", teilte Greenpeace mit. Indirekte Folgen des Biospritanbaus für die Klimabilanz blieben außen vor. Wenn die Flächen für Lebensmittel und Ölpflanzen zu knapp seien, würden andernorts unberührte Wälder abgeholzt.

Modellrechnungen für indirekte Effekte durch geänderte Landnutzung will Oettinger erst bis Jahresende vorlegen. Die Grünen im Europaparlament sprachen von einem "Öko-Schwindel". Der Vorschlag sei alles andere als nachhaltig, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms.

Die EU hatte 2008 als Teil ihres Klimapakets beschlossen, den Anteil erneuerbarer Energien im Verkehr bis 2020 auf zehn Prozent auszubauen. Dabei können die Mitgliedsstaaten selbst entscheiden, ob sie dieses Ziel durch Biosprit oder durch erneuerbaren Strom für Elektroautos und Eisenbahnen erreichen. Der Großteil des Ziels wird aber durch Biodiesel, Ethanol und Pflanzenöl gedeckt.

Palm flüchtet sich zu Hewlett-Packard

Der Smartphone-Hersteller Palm hat einen Stolperstein für die Übernahme durch den Computerkonzern Hewlett-Packard aus dem Weg geräumt. Das Unternehmen legte einen Streit mit Aktionären bei, die sich durch den Verkauf benachteiligt sahen. Die Anteilseigner hatten dem Management vorgeworfen, einen zu schlechten Preis herausgehandelt zu haben.

Palm machte keine Angaben zu den Zugeständnissen gegenüber den streitbaren Aktionären. Das Unternehmen ließ lediglich wissen, die Einigung werde die restlichen Anteilseigner bei der Übernahme nicht schlechter stellen als vorher. HP zahlt pro Aktie 5,70 Dollar. Insgesamt ist das Geschäft 1,2 Milliarden Dollar (998 Millionen Euro) schwer.

Palm hatte sich in die Arme von HP geflüchtet, weil das Unternehmen von Branchengrößen wie Apple oder RIM erdrückt zu werden drohte. Die Aktionäre sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni über das Geschäft abstimmen, dass das Ende der Eigenständigkeit bedeutet.

HP greift mit der Übernahme auf dem umkämpften Smartphone-Markt an. Der weltgrößte Computerbauer will zu einer "der führenden Kräfte" in der boomenden Branche werden. Palm ist einer der Pioniere bei Kleincomputern, verpasste aber den Anschluss bei den Multimedia-Handys und verlor in den vergangenen Jahren beständig an Boden.

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