Wirtschaft kompakt:Angst vor einem zweiten Fall BenQ

Siemens muss die ehemalige Tochter Gigaset stützen, die Industrie baut im Rekordtempo Jobs ab und die Sparmaßnahmen von Sony-Ericsson wirken.

Die Vergangenheit holt Siemens wieder ein. Dem ehemaligen Tochterunterhemen Gigaset werde von der finanzschwachen Beteiligungsgesellschaft Arques eine zugesagte Unterstützung von knapp 20 Millionen Euro vorenthalten. Das Geld brauche Gigaset, um den angelaufenen Umbau voranzutreiben. Notfalls werde Siemens selbst dafür sorgen, dass Gigaset weitermachen kann, erfuhr die Financial Times Deutschland.

Siemens wolle auf jeden Fall einen zweiten Fall BenQ vermeiden. "Wir sind mit Arques im Gespräch", sagte eine Sprecherin. Arques selbst betonte, Gigaset sei ausreichend finanziert. Die Restrukturierung finde einvernehmlich mit Siemens statt. Arques hatte Gigaset vor einem Jahr mehrheitlich von Siemens übernommen.

Dabei stattete der Konzern die Tochter mit 50 Millionen Euro aus und sicherte einen Kredit über 20 Millionen Euro zu. Um weiter Einfluss auf die Geschicke zu haben, behielt Siemens 19,8 Prozent. Das geschah nach schlechten Erfahrungen mit dem taiwanesischen Elektronikkonzern BenQ, der die Siemens-Handysparte übernommen und in den Ruin geführt hatte.

Industrie: Größter Stellenabbau seit über 14 Jahren

In der deutschen Industrie hat es im August den größten Stellenabbau seit dem Jahr 1995 gegeben. Ende des Monats zählten die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes 5,03 Millionen Beschäftigte - 229.000 oder 4,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. "Seit Januar 1995 ist der prozentuale Rückgang der Beschäftigtenzahl im Vergleich zu einem Vorjahresmonat noch nie so stark gewesen wie in diesem August", teilte das Statistische Bundesamt mit.

Wegen der weltweiten Rezession hatte die exportabhängige Industrie um den Jahreswechsel die heftigsten Auftragseinbrüche der Nachkriegszeit erlitten. Seit März zieht die Nachfrage zwar wieder an. Doch reicht der Zuwachs dem Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHK) zufolge nicht aus, um den Stellenabbau aufzuhalten. Noch immer seien die meisten Betriebe nicht ausgelastet. Den stärksten Stellenabbau gab es bei den Herstellern von Metallerzeugnissen: Hier fielen 6,3 Prozent der Jobs weg.

Bei den Produzenten von Gummi- und Kunststoffwaren waren es 5,6 Prozent weniger. Die Autoindustrie baute 5,1 Prozent der Arbeitsplätze ab, die Maschinenbauer 4,1 Prozent. Die Nahrungs- und Futtermittelindustrie stockte ihre Belegschaft gegen den Trend um 1,6 Prozent auf. Die Bruttolöhne und -gehälter fielen um 7,5 Prozent auf 16,0 Milliarden Euro. In der Statistik werden nur Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten berücksichtigt.

Sony-Ericsson strampelt sich frei

Die Mitte 2008 eingeleiteten Sparmaßnahmen von Sony Ericsson zahlen sich aus. Im dritten Quartal konnte der gebeutelte Handy-Hersteller seinen Verlust im Vergleich zum zweiten deutlich eindämmen. Das Defizit fiel zudem mit 199 Millionen Euro wesentlich geringer aus, als Analysten prognostiziert hatten.

"Unser Geschäft im dritten Quartal zeigte erste Effekte unseres laufenden Umbauprogramms", sagte der aus dem Amt scheidende Präsident des japanisch-schwedischen Gemeinschaftsunternehmens, Dick Komiyama. Die operativen Kosten seien gesenkt, die Bruttomarge verbessert und die Finanzkraft gestärkt worden. Sony-Ericsson wieder profitabel zu machen bleibe das zentrale Thema für das Management-Team.

Sony-Ericsson hat in den vergangenen Quartalen erheblich an Marktanteil verloren, weil seine auf das mittlere Preissegment konzentrierte Produktpalette nicht so gut ankam wie Basisgeräte oder Alleskönner wie das iPhone von Apple oder der Blackberry von RIM. Der Konzern lieferte im dritten Quartal 14,1 Millionen Geräte aus, 45 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, aber immerhin 300.000 mehr als im zweiten Quartal. Den Marktanteil bezifferte Sony-Ericsson auf fünf Prozent.

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