Windkraft-Finanzierer:Prokon meldet Insolvenz an

Prokon

Sitz der Firma Prokon in Itzehoe: Der Windanlagen-Finanzierer Prokon hat Insolvenz angemeldet.

(Foto: dpa)

Der Windkraft-Finanzierer Prokon ist insolvent. Das Unternehmen war in die Kritik geraten, weil es Verbraucherschützern zufolge unzulässigen Druck auf die Anleger ausgeübt habe.

Der in Schieflage geratene Windanlagen-Finanzierer Prokon hat Insolvenz beim Amtsgericht Itzehoe angemeldet. Das teilte die Prokon Regenerative Energien GmbH am Mittwoch mit. Zuvor hatte bereits die Wirtschaftswoche darüber berichtet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde nach Angaben von Prokon der Rechtsanwalt und Insolvenzspezialist Dietmar Penzlin bestellt.

Das Unternehmen, das in erneuerbare Energien investiert, finanziert sich fast ausschließlich über sogenannte Genussrechte. Weil viele Anleger ihre Genussrechte gekündigt haben, ist das Unternehmen jedoch in eine ernste Liquiditätsklemme geraten.

In einem Schreiben hatte Prokon-Chef Carsten Rodbertus Anfang Januar Besitzer von Genussrechten an der Firma vor einer drohenden Pleite gewarnt, sollten sie ihre Anteile kündigen. Verbraucherschützer sind überzeugt, dass Rodbertus damit auf die Anleger "in rechtlich fragwürdiger Weise" Druck ausgeübt habe.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen war mit einem Antrag auf Einstweilige Verfügung gegen Prokon jedoch gescheitert: Das Landgericht Itzehoe lehnte den beantragten Erlass ab, wie eine Gerichtssprecherin am Mittwoch mitteilte (Aktenzeichen 5 O 6/14).

Das Gericht argumentierte, "die Angst der Verbraucher vor einer Insolvenz sei möglicherweise nicht durch das beanstandete Schreiben, sondern schon durch vorangegangene Medienberichte hervorgerufen worden". Es handele sich vielmehr um eine zulässige Maßnahme, um den Anlegern "mit deutlichen Worten vor Augen zu führen, dass das plötzliche Abziehen von Genussrechtskapital in größerem Umfang drastische, ja existenzbedrohende Folgen für die Gesellschaft haben kann, an der alle Genussrechtsinhaber beteiligt sind".

Prokon hatte sich nach dem Schreiben bei den Anlegern entschuldigt - auszahlen will der Konzern diejenigen, die ihre Verträge gekündigt hatten, aber nicht. Prokon versprach Anlegern bis zu acht Prozent Zinsen mit Anlagen in stark geförderte Zweige der Energiewirtschaft. Die Firma wollte mit Windparks, Biomasse und Biosprit Geld verdienen. Anleger hatten Prokon ihr Geld über sogenannte Genussscheine anvertraut.

In den vergangenen Monaten ist die Skepsis gewachsen, ob Prokon mit dem Bau und Betrieb von Windparks genug verdienen kann, um die hohen Zinsversprechen an die Investoren zu halten. Medienberichte und eine Warnung von Stiftung Warentest brachten viele Investoren dazu, ihr Kapital abzuziehen. Weil die Finanzlage vorher schon eng war, hat das Unternehmen nun Probleme, die zurückgeforderten Gelder zu erstatten: Je mehr Anleger ihr Geld abziehen, desto schlimmer wird die Lage.

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