Whisky:Ernüchternd

Diageo Plc's Glenkinchie Single Malt Whisky Production & Johnnie Walker Blue Label Bottling
(Foto: Mike Wilkinson/Bloomberg)

Schottischer Whisky sorgte lange für einen Exportboom. Doch damit ist es nun vorbei - die Ausfuhren sind zuletzt deutlich zurückgegangen.

Von Björn Finke

Das scharfe Getränk gehört zu Schottland wie der Dudelsack, der Kilt und das Monster von Loch Ness. Und schottischer Whisky war zudem lange Zeit ein Exportschlager. Seit 2004 stieg der Wert der Ausfuhren um drei Viertel. Doch nach der Party droht nun der Kater. Im vergangenen Jahr verließen weniger Flaschen das Vereinigte Königreich, der Wert der Exporte sank um sieben Prozent, wie der Branchenverband Scotch Whisky Association (SWA) am Mittwoch berichtete. Auch auf dem Heimatmarkt läuft es ganz und gar nicht berauschend.

Für Schottland kommt es also dicke. Erst kollabiert der Preis des Öls, was die Nordsee-Förderer in der Region im Norden des Königreichs beutelt. Und jetzt bereitet auch noch die andere Flüssigkeit Probleme, die dem Land bisher viel Geld beschert. Die schottischen Destillerien tragen 6,5 Milliarden Euro zur britischen Wirtschaftsleistung bei, 40 000 Jobs hängen direkt und bei Zulieferern vom Getreideschnaps ab. Damit ist die Whisky-Industrie für Schottland bedeutender als etwa die Stahlbranche.

David Frost, der Chef der Scotch-Lobby SWA, nutzte die mauen Exportzahlen prompt, um von der Politik mehr Unterstützung für das hochprozentige Produkt zu fordern: Die Daten zeigten, "dass man den Erfolg der Branche nicht als gesetzt nehmen kann". Die Regierung und die EU sollten rasch weitere Handelsabkommen abschließen, um Verkäufe im Ausland zu erleichtern. So fallen im Wachstumsmarkt Indien bislang 150 Prozent Zoll auf Spirituosen an.

Grund für den Exportboom des vergangenen Jahrzehnts ist, dass immer mehr Menschen weltweit auf den Whisky-Geschmack kommen, gerade in Asien. Und kaufen Hobby-Trinker in Peking oder Delhi eine echte Flasche Scotch, ist diese immer Made in Scotland, denn nur Brennereien dort dürfen ihre Tropfen so nennen. Zur Freude der Unternehmen werden vor allem die teuren Single Malts ständig beliebter, also Whiskys, die nur aus einer Destillerie stammen und nicht verschnitten wurden.

Die Party in der Fremde überdeckte die Probleme im eigenen Land. Seit 2008 hob die britische Regierung schrittweise die Steuern auf Alkohol an; inklusive Mehrwertsteuer kassiert der Fiskus bei einer durchschnittlich teuren Flasche Scotch inzwischen gut drei Viertel des Preises. Der Absatz sank nach den Erhöhungen deutlich - allein im vergangenen Jahr um fünf Prozent. Immerhin machte der konservative Schatzkanzler George Osborne der Branche im März ein Wahlkampfgeschenk, indem er eine leichte Verringerung der Alkoholsteuern ankündigte.

Das Ende des Exportrauschs hängt mit der neuen Nüchternheit in China zusammen. Die Regierung in Peking geht härter gegen Korruption vor und hält ihre Funktionäre zu einem bescheideneren Lebensstil an - das ließ die Lieferungen in die Volksrepublik einbrechen. Aber auch nach Deutschland oder in die USA wurde weniger verkauft. Scotch-Lobbyist Frost sagt jedoch, das Minus 2014 sei nur eine Delle, langfristig garantiere die wachsende Lust auf Whisky in Schwellenländern neue Export-Rekorde. Die Party geht weiter.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: