Wetterexperte Kachelmann:Wenn dem Jörg die Sonne lacht

Eigentlich wollte er nach seinem Prozess eher im Hintergrund bleiben - davon ist nun keine Rede mehr: Jörg Kachelmann zieht seinen ersten neuen Werbevertrag an Land. Künftig wirbt der Wetterexperte für eine kleines Unternehmen aus einer Branche, die ihm irgendwie nahesteht.

Angelika Slavik

Schwierig, das war das Wort, das Jörg Kachelmann benutzt hat. Nach all den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben worden waren, sei es "wohl schwierig", künftig weiterhin den "Blumenkohlwolken-Onkel zu geben", sagte Kachelmann in einem Interview mit der Bild-Zeitung.

Kachelmann kooperiert mit Photovoltaikgroßhändler

Mit Kachelmann habe man "einen echten Fachmann" an Land gezogen, freut sich Aton-Solar.

(Foto: dpa)

Damals war sein Prozess wegen der angeblichen Vergewaltigung einer ehemaligen Lebensgefährtin noch gar nicht zu Ende, aber Kachelmann, so klang es, hatte sich schon entschieden: Seine Karriere als Wetterexperte sollte künftig nur noch hinter den Kulissen stattfinden.

"Echter Fachmann"

Völlig im Hintergrund sollte er dann doch nicht bleiben, zwischenzeitlich moderierte er das Wetter bei einem Schweizer Radiosender, außerdem stellt er täglich einen Wetterbericht ins Internet. Das Wetter im Ersten allerdings, die Sendung also, die ihn populär gemacht hatte, überlässt Kachelmann seit der Affäre den Angestellten seiner Firma Meteomedia - obwohl er, mittlerweile rechtskräftig, freigesprochen wurde.

Nun aber gelingt Kachelmann ein Comeback auf anderer Ebene: Er hat wieder einen Werbevertrag. Kachelmann gibt künftig das Aushängeschild von Aton-Solar, einem kleinen Unternehmen aus Baden-Württemberg, das mit Solar-Anlagen handelt. Mit Kachelmann habe man "einen echten Fachmann" an Land gezogen, heißt es, "einen, der den Menschen die Funktionsweise von Solarenergie so erklären kann, dass man es auch wirklich versteht."

Dazu soll es auf der Internetseite des Zehn-Personen-Betriebs Aton-Solar künftig eigene Videos geben, die im Stil wohl Kachelmanns Online-Wetterprognosen ähneln sollen: Er wird also, das darf man erwarten, wild zeichnen und noch wilder gestikulieren. Fast wie der Blumenkohlwolken-Onkel von früher. Aton-Solar tritt zudem als Sponsor von Kachelmanns Internet-Wetter auf - wenn der Himmel lacht, wird der Schweizer sein Publikum deshalb künftig über die "Aton-Solar-Sonnenstunden" informieren.

Ziemlich mutig

Das alles ist nicht die große Bühne und es bringt Kachelmann wohl auch nicht das große Geld. Aber dass sich nun ein Unternehmen, und sei es noch so klein, wieder an ihn rantraut, ihn zum Aushängeschild macht, ist bemerkenswert - und ziemlich mutig. Die Kooperation sei zunächst auf neun Monate angelegt, erfährt man bei Aton-Solar, wenn die Resonanz gut sei, könne man sich auch weitere, umfassendere Werbemaßnahmen vorstellen als die Auftritte im Internet.

Und Kachelmann? Ist das der erste Schritt zur Versöhnung mit der Öffentlichkeit, von der er sich in den zurückliegenden Monaten so ungerecht behandelt fühlte? Als er noch Deutschlands Liebling war, warb er für Actimel-Joghurt von Danone und für die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Heute gibt es auf Anfrage zunächst kein Statement zu seinen Solar-Energie-Videos. Die Versöhnung wird wohl noch eine Weile dauern.

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