Seit zwei Wochen steht diese Frage im Raum: "Was würdest du tun, wenn du noch einmal ganz neu anfangen würdest?" Von Plakatwänden quer durch die Republik drängte sie sich Passanten auf. Vermutlich hat so mancher die Suche nach einer Antwort auch aufgegeben, weil ihm unklar war, wer so etwas Schwieriges eigentlich wissen wollte.
Die Frage ist eine Art Seelen-Striptease von Peter Terium. Der Mann hat die vergangenen vier Jahre den Energiekonzern RWE geführt. Im vergangenen Dezember ließ er die Welt wissen, dass er den etwas grüneren, etwas cooleren und vor allem etwas rentableren Teil abzuspalten gedenkt. Trotz 40 000 Mitarbeitern und 46 Milliarden Euro Jahresumsatz will Terium dieses neue Unternehmen ganz gerne als Start-up verstanden wissen. Nun, da es seinen neuen Namen Innogy ganz offiziell trägt, gibt der Manager auch seine Antwort auf die Frage an der Plakatwand: In einem schicken Werbefilm heißt es, dass die Leute bei Innogy, wenn sie denn noch einmal ganz neu anfangen würden, was sie de facto ja längst getan haben, folgendes tun würden: "uns selber überraschen - und alle anderen; nicht so viel reden, mehr zuhören; unseren Kindern das größte Geschenk machen: eine bessere Welt." Wow. Das hätte selbst einer dieser Jungspunde mit Größenwahn und Kapuzenpulli beim Pitch vor Investoren nicht schöner sagen können!
Soll der Kollege Johannes Teyssen, der gerade unter der alten Marke Eon im Grunde genau das gleiche versucht, doch damit prahlen, dass er 30 Kilo abgenommen hat. Terium, der seit Jahren Yoga macht, kommuniziert auf seine Weise. Für Oktober verspricht er sogar etwas, das so verrückt ist, dass es Teyssen, als ihn kürzlich einer dieser jungen Menschen auf der Hauptversammlung danach gefragt hat, als ziemlich abwegig abgetan hat: eine Flatrate für Ökostrom.
Das Dumme ist nur: Nach den Versprechen muss Terium nun auch liefern. Denn dass RWE wirklich voRWEggeht, das hat dem Konzern trotz der teuren Kampagnen ja auch nie jemand abgenommen.