Werbung mit Youtube-Star:Youtuber "AlexiBexi" wird Ikea-Botschafter

Youtube-Star AlexiBexi macht Werbung für Ikea

"Die hassenden Kunden sind die, die am meisten kaufen." Alexander Böhm.

Als "AlexiBexi" hat Alex Böhm mehr als eine Million Fans bei Youtube. Jetzt macht er Werbung für Ikea und soll die Jugend fürs Billy-Regal begeistern. Natürlich authentisch.

Von Angelika Slavik

Wenn man Alexander Böhm danach fragt, was ihn von den meisten seiner Kollegen unterscheidet, sagt er, er habe vielleicht eine "etwas offensivere Art". Das ist eine hübsche Umschreibung für die doch sehr beeindruckende Schimpfwort-Quote, die seine Arbeit kennzeichnet. Böhm, 28 Jahre alt, ist ein Youtuber. Als "AlexiBexi" hat er mehr als eine Million Abonnenten auf der Videoplattform, vorwiegend junge Leute. Eine Anhängerschaft dieser Dimension haben nur wenige, Böhm gehört damit im Youtube-Universum zur ersten Liga. Und deshalb macht er jetzt Werbung für Ikea.

Es ist das erste Mal, dass sich die Einrichtungskette an Influencer-Marketing versucht, also an Werbeformaten mit Menschen wie "AlexiBexi", die in sozialen Medien viele Fans haben und auf deren Meinung und Kaufverhalten sie möglicherweise Einfluss haben. Im konkreten Fall hat Ikea Böhm und drei Kollegen engagiert, unter anderem für die Aufgabe, binnen drei Stunden ein Wohnzimmer einzurichten. Alle vier filmen sich dabei und stellen dann auf ihre Kanäle die entsprechenden Videos. Jenes von Böhm wurde bis Sonntag knapp 170 000 Mal angesehen.

Zum Influencer-Marketing gehört immer auch eine ethische Diskussion. Nicht alle Youtuber machen für ihre Anhänger ausreichend deutlich, bei welchen ihrer Videos es sich um bezahlte Werbung handelt und bei welchen nicht - und natürlich steht auch die Frage im Raum, in welchem Ausmaß die Darstellung im Video von geschäftlichen Interessen beeinflusst ist. Nichts verabscheut die Youtube-Gemeinde mehr als einen echten oder vermeintlichen Mangel an dem, was sie "Authentizität" nennt. Die zu demonstrieren, gehört deshalb zu den zentralen Aufgaben eines Influencers. Böhm tut das zum Beispiel dadurch, dass auch das Ikea-Video nicht ohne sexuelle Anspielungen auskommt, die man pubertär finden kann oder geschmacklos, die aber offensichtlich den Humor seiner Zielgruppe treffen. Und natürlich versichert er, dass eine Kooperation ein Unternehmen nicht davor schütze, auch heftig kritisiert zu werden. Böhm nennt den Technologiekonzern Apple als Beispiel, der trotz vorangegangener Zusammenarbeit Mittelpunkt eines Videos der Reihe "So ein Scheiß!" wurde, ein besonders beliebtes Format auf Böhms Kanal. Ohnehin sollten Unternehmen bei ihren PR-Strategien weniger empfindlich sein, findet der Youtuber: "Die hassenden Kunden sind die, die am meisten kaufen", sagt Böhm. Schließlich seien sie mit der größten Emotion dabei, und das sei für Konzerne doch schon eine Menge wert.

Dass man in dieser Branche viel Geld verdienen kann, ist kein Geheimnis, Böhm legt trotzdem Wert darauf, "kein Vollzeit-Youtuber" zu sein. Er übernimmt selbständig auch Aufträge als Kameramann oder arbeitet als Sprecher für Werbespots. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, wäre das wohl nicht nötig, im deutschsprachigen Raum gilt "AlexiBexi" als Vorreiter, wenn es um die Zusammenarbeit mit großen Firmen geht. Seine Kooperation mit Saturn im Jahr 2013 war eine der ersten Influencer-Kampagnen in Deutschland. Heute ist Produktplatzierung auf den großen Kanälen Standard. Vor allem das Segment der Beauty-Bloggerinnen, die Kosmetikprodukte empfehlen, ist fast unüberschaubar geworden. Böhm hält sich vom Lippenstift fern, neben viel Klamauk testet er auf seinem Kanal vor allem neue technische Spielereien - und er schimpft. Auf Apple zum Beispiel oder manchmal auch auf Nutella.

Ob er eine Karriere als Youtuber empfehlen könne? "Wenn man es klassisch und sicher braucht, ist das nichts", sagt er. Aber der Job sei spannend und abwechslungsreich. "So ein spießiger Angestelltenjob von neun bis fünf wäre einfach nichts für mich."

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