Werbeeinnahmen der Fußball-Stars:Das Geld liegt auf dem Platz

Für manche Top-Stars auf dem Fußballplatz sind Werbeeinnahmen wichtiger als das Gehalt. Wie sich die besten Spieler während der Meisterschaft in die erste Liga der internationalen Werbe-Ikonen spielen können.

Alexander Hagelüken

Ganz klar, die Europameisterschaft dreht sich um die ganz großen Summen. Für Spieler, Sponsoren, Nationalteams oder Verbände geht es um ein Multi-Millionen-Euro-Geschäft. Und trotzdem sagen manche Kenner, dass der Gewinn der EM nicht so vom Geld bestimmt wird wie der Ausgang anderer Fußball-Wettbewerbe. "Die Europameisterschaft ist weniger von der Finanzkraft abhängig als beispielsweise die Champions League", schätzt Stefan Ludwig, der für die Wirtschaftsprüfung Deloitte den internationalen Fußball-Zirkus beobachtet.

Werbeeinnahmen der Fußball-Stars: Aussicht auf gute Werbeverträge: der italienische Stürmer Luca Toni (links Gennaro Gattuso).

Aussicht auf gute Werbeverträge: der italienische Stürmer Luca Toni (links Gennaro Gattuso).

(Foto: Foto: Reuters)

Die reichsten Ligen haben die Nase vorn

Die englischen Teams von Arsenal bis ManU machen soviel Umsatz wie die deutsche und die französische Liga zusammen - und stellten dieses Jahr drei von vier Halbfinalisten in der Champions League. Ein Bild, das sich wiederholt: Meist haben die reichsten Ligen die Nase vorne, also England, Spanien und Italien. Mittelgroße Länder wie Dänemark oder Griechenland sind seit längerem ohne Chance, die Vereins-Meisterschaft zu gewinnen. Aber: Sie wurden in den vergangenen zwanzig Jahren Europameister, anders als Engländer, Spanier oder Italiener.

Eine gute Nationalmannschaft kann man sich eben (noch) nicht zusammenkaufen. Die Versuche, nationale Teams durch Einbürgerung ausländischer Topspieler zu stärken, sind bisher eher die Ausnahme. Solange dies so bleibt, können selbst kleinere Staaten die EM gewinnen. Zum Beispiel Tschechien: Die Vereine sind höchstens zweitklassig, doch Stars wie Petr Cech, David Rozehnal oder Milan Baros werden von europäischen Topligen abgeworben und erlangen dort die Klasse, mit der sie ihr nationales Team gefährlich machen.

Dagegen haben es deutsche oder englische Spieler manchmal schwer, gegen die ausländischen Cracks in ihren Vereinen Stammplätze zu erobern - Beispiel Lukas Podolski. Für das Nationalteam ist das schlecht. So stärkt der real existierende Fußball-Kapitalismus in gewisser Weise auch die Kleinen. Für den Fan ist das positiv, findet der Sportökonom Holger Preuss von der Uni Mainz: "Das Geld alleine macht es nicht."

Professor Preuss untersucht die finanziellen Folgen von Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften. Er erwartet, dass von der EM nicht nur der Uefa-Verband profitiert. "Europa fehlen derzeit überall bekannte Weltstars wie Zinédine Zidane oder David Beckham", so Preuss. Das Turnier bietet dem Portugiesen Cristiano Ronaldo oder dem Spanier Fernando Torres die Chance, sich in diese Liga hochzuspielen - mit der Aussicht auf astronomische Werbeverträge, die nur bekommt, wer global vermarktbar ist.

Für Topstars ist Werbung wichtiger als das Gehalt

Solche Einnahmen sind für manche Topstars inzwischen wichtiger als das Gehalt. Aber auch um höhere Gagen spielt mancher bei der EM. Wirtschaftsprüfer Ludwig erwartet, dass besonders britische Mannschaften den Wettkampf um Stars nach dem Turnier auf eine neue Stufe treiben werden. Denn in der vergangenen Saison wirkte sich erstmals der neue Bezahl-Fernseh-Vertrag der britischen Liga aus. Chelsea und Co. kassierten allein aus Fernsehrechten 800 Millionen Euro - 60 Prozent mehr als in den Jahren zuvor. Angesichts solcher Erlöse dürfte es deutschen Vereinen schwerfallen, nach der EM ausländische Topspieler zu verpflichten.

Sportökonomen untersuchen auch, wie Nationen von Turnieren profitieren. Dabei gibt es bemerkenswerte Resultate. Gewinnt ein Land den Weltmeistertitel wie zuletzt Italien, löst das eine Euphorie aus, die sich auf die Wirtschaft auswirkt - die Arbeitnehmer werden produktiver. Unterm Strich sind die Folgen aber nur positiv, wenn die Bewohner nicht zu viel Arbeit ausfallen lassen, in dem sie zulange feiern - so wie die Griechen nach dem EM-Gewinn 2004.

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