Weniger Aktien:Google streicht Börsenpläne zusammen

Weil die Nachfrage offenbar hinter den Erwartungen zurückblieb, senkte die Firma sowohl die Zahl der ausgegebenen Aktien als auch die Preisspanne. Die Erstnotiz hat sich zudem erneut verzögert.

Von Martin Hesse

Vergeblich warteten die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin am Dienstag nach Börsenschluss auf das Startzeichen von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC.

Weniger Aktien: Kurz vor dem erwarteten Börsengang herrscht bei Google trotz aller Widrigkeiten ein olympischer Geist vor. Für den Marktwert der größten börsennotierten Internet-Unternehmen auf die Lupe klicken.

Kurz vor dem erwarteten Börsengang herrscht bei Google trotz aller Widrigkeiten ein olympischer Geist vor. Für den Marktwert der größten börsennotierten Internet-Unternehmen auf die Lupe klicken.

(Foto: Foto: dpa)

Für 22 Uhr hatte das Unternehmen die Registrierung beantragt, die den Weg für eine Erstnotiz an der Technologiebörse Nasdaq noch an diesem Mittwoch hätte ebnen können. Doch die SEC zögerte mit ihrer Zustimmung zu dem größten Börsengang (Initial Public Offering, IPO) aller Zeiten eines Internet-Unternehmens.

Zu den Gründen äußerte sich die mächtige Aufsichtsbehörde nicht. Google ersuchte die SEC daher am Mittwoch erneut, um 22 Uhr die Zulassung zu gewähren. Das Marktdebüt wird daher frühestens am Donnerstag erwartet.

Enttäuschung durch die Anleger

Eine zweite Enttäuschung bescherten die Anleger den Google-Gründern: Sie fragten offenbar deutlich weniger Aktien und zu niedrigeren Preisen nach, als Page und Brin sich erhofft hatten.

Google teilte daher am Mittwoch auf der IPO-Website des Unternehmens mit, die geschätzte Preisspanne und die Zahl der angebotenen Aktien werde angepasst. Statt eines Korridors von 108 bis 135 Dollar je Anteilsschein gibt das Unternehmen den Bietern jetzt eine Richtschnur von 85 bis 95 Dollar vor. Das ist - jeweils gemessen am Mittel der beiden Spannen - rund ein Viertel niedriger als bislang.

Nicht verbindlich

Die Preisspanne ist anders als bei klassischen Preisfindungsverfahren für Anleger nicht verbindlich, gibt ihnen aber Anhaltspunkte, innerhalb welcher Breite Google Angebote akzeptieren wird.

Zudem werden die bisherigen Google-Aktionäre - Gründer und Altaktionäre - wegen der niedrigeren Preisspanne nur noch 5,5 Millionen statt 11,6 Millionen Anteilsscheine verkaufen. Das Unternehmen selbst bringt wie geplant 14,14 Millionen Aktien neu auf den Markt. Neben Brin und Page halten die Risikokapitalgeber Sequoia Capital und Kleiner Perkins größere Anteile an Google.

Google streicht Börsenpläne zusammen

Durch die Reduzierung von Zahl und anvisiertem Preis schrumpfen auch die möglichen Einnahmen aus dem Börsengang: Google müsste sich mit maximal 1,9 Milliarden Dollar bescheiden statt der erhofften 3,3 Milliarden Dollar. Insgesamt würde der Suchmaschinen-Betreiber dann mit bis zu 25,8 Milliarden Dollar bewertet statt mit maximal 36,6 Milliarden Dollar.

Eine Hintertür ließ sich Google allerdings offen: Bei einer Überzeichnung des Börsengangs können nochmals 2,9 Millionen Anteile ausgegeben werden.

Geänderte Konditionen

Ob die Börsenaufsicht wegen der von Google geänderten Konditionen zunächst keine Freigabe erteilte, blieb am Mittwoch zunächst offen. Ein SEC-Sprecher gab keine Begründung und sagte lediglich, die Aufsicht werde möglicherweise am Mittwoch nach Eröffnung des Handels eine Entscheidung fällen.

Google machte in der Erklärung zu den neuen IPO-Konditionen deutlich, die Auktion werde sehr rasch nach der Zulassung durch die SEC beendet. Demnach wäre eine Erstnotiz am Donnerstag wahrscheinlich.

An den Börsen wurden die Nachrichten um Google verhalten aufgenommen. Der Sammelindex der Technologiebörse Nasdaq gab zunächst nach, erholte sich aber rasch. Die Aktien der großen Internetkonzerne Yahoo, EBay und Amazon kamen unter Druck. Marktbeobachter werteten die Kurskorrektur bei Google als weiteres schlechtes Zeichen für Technologieaktien.

Probleme bei der Registrierung

Der von Google anvisierte Preis war vielfach als zu hoch kritisiert worden. Das Unternehmen hatte zudem Probleme bei der Registrierung der Bieter in dem ungewöhnlichen Auktionsverfahren.

Dann musste das Unternehmen einräumen, dass es versäumt hatte, bei der SEC 23,2 Millionen Mitarbeiter-Aktien und 5,6 Millionen Aktienoptionen aufzuführen. Zuletzt sorgte ein Interview der Gründer im Magazin Playboy für Aufregung. Die SEC wertete dies jedoch nicht als Verstoß gegen die Schweigepflicht vor einem Börsengang.

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