Wende im Machtkampf bei Metro:Rückendeckung für Eckhard Cordes

Zu ruppig, zu undiplomatisch: Der vorzeitige Abschied von Metro-Chef Eckhard Cordes galt als sicher, Teile der Eigentümerfamilie wollten ihn loswerden. Doch jetzt stärken sie ihm überraschend den Rücken.

Stefan Weber

Eigentlich hätte Metro-Chef Eckhard Cordes, 60, am Montag in Brüssel zu tun gehabt. Aber über das Wochenende hatte sich die Gemengelage um seinen Verbleib an der Spitze des größten deutschen Handelskonzerns so zugespitzt, dass der Top-Manager seinen Termin kurzfristig absagte. Am Nachmittag dürfte er dann tiefe Genugtuung empfunden haben, als erste Gerüchte die Runde machten, sein in den Tagen zuvor schon als sicher gegoltener vorzeitiger Abschied von Metro sei nun doch wieder sehr fraglich geworden. Mehr noch: Er könne sich sogar Chancen auf eine Verlängerung seines im Oktober 2012 auslaufenden Vertrages ausrechnen.

Metro-Chef Cordes kaempft um seinen Posten

Metro-Chef Eckhard Cordes - im Machtkampf hat sich Großaktionär Haniel überraschend auf seine Seite geschlagen.

(Foto: dapd)

Stunden später kam dann die offizielle Bestätigung, dass sich die Situation überraschend zu Gunsten von Cordes gedreht hat: "Nach mehreren Gesprächen mit Herrn Cordes und Vertretern der zweiten Eigentümerfamilie Schmidt-Ruthenbeck hat sich die Familie Haniel entschieden, für eine Verlängerung des Vertrages von Herrn Cordes zu stimmen", erklärte ein Sprecher der Haniel-Gruppe. Die Entscheidung über die Top-Personalie trifft der Aufsichtsrat der Metro in seiner Sitzung am 2. November. Das Duisburger Familienunternehmen Haniel und die Familie Schmidt-Ruthenbeck sind die einflussreichsten Aktionäre der Metro. Sie besitzen 50,01 Prozent der Stimmrechte, die sie gebündelt haben.

Noch vor wenigen Tagen waren aus dem Kreis von Haniel ganz andere Töne zu vernehmen gewesen. Teile der Familie hatten energisch auf eine rasche Ablösung von Cordes gedrängt. Sie sollen dem früheren Mercedes-Chef, der den Handelskonzern seit November 2007 führt, sogar nahegelegt haben, kurzfristig von sich aus den Rücktritt zu erklären. Aus ihrer Sicht hat Cordes strategisch zu wenig bewegt. Zudem störten sie sich an seinem Führungsstil, den sie als zu ruppig und zu wenig diplomatisch empfinden. Am Montag nun die unerwartete Wende der Cordes-Kritiker im Haniel-Clan. Was den Sinneswandel bewegt hat, blieb zu nächst offen.

Im Umfeld der Unternehmen heißt es, dass die Familie Schmidt-Ruthenbeck, die Cordes Wirken bei Metro mit mehr Wohlwollen begleitet als die Haniels, vermittelt hat. Auch die Tatsache, dass der Handelskonzern vor wichtigen strategischen Entscheidungen steht, mag manchen Gegner von Cordes Angst bereitet haben, Metro könne in dieser Phase führungslos sein. So sucht Metro derzeit nach einem Käufer für seine Supermarkt-Kette Real und will sich zudem von der Warenhaustochter Kaufhof trennen.

Cordes darf hoffen

Auch der seit Monaten tobende Streit mit Erich Kellerhals, dem Altgesellschafter der Metro-Beteiligung Media Saturn, steht vor einer zumindest vorläufigen Entscheidung. Am 11. Oktober wird das Landgericht Ingolstadt in dieser Sache möglicherweise bereits ein Urteil sprechen. Und Metro bemüht sich gerade, mit einem neuen juristischen Beistand die Sache zu seinen Gunsten zu wenden.

Das klare Bekenntnis der Familie Haniel kam am Montag auch deshalb überraschend, weil Haniel-Chef und Metro-Oberaufseher Jürgen Kluge es bisher stets vermieden hatte, ein klares Votum für Cordes abzugeben. Schon vor Wochen, als Gerüchte die Runde machten, Cordes besitze im Aufsichtsrat möglicherweise keine Mehrheit für eine Verlängerung seines Vertrages, schwieg er - und heizte damit die Spekulationen weiter an. Mit der Rückenstärkung der Eigentümerfamilien darf Cordes zwar hoffen, bei Metro weitermachen zu dürfen. Sicher ist das jedoch noch nicht.

Denn die Entscheidung darüber trifft der Aufsichtsrat am 2. November. Dann werden auch Vertreter der Arbeitnehmer mit am Tisch sitzen, unter denen der Konzernchef wenig Anhänger hat. Um das zu ändern, will Cordes in den nächsten Tagen bei den Beschäftigten-Vertretern für sich werben.

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