Weltwirtschaftswachstum:Erstmals seit 60 Jahren geht es abwärts

In diesem Jahr wird nicht nur die deutsche Wirtschaft schrumpfen - sondern nach Einschätzung des IWF die gesamte Weltwirtschaft.

Neue Hiobsbotschaft für die globale Konjunktur: Nach der jüngsten Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die Weltwirtschaft in diesem Jahr zum ersten Mal seit 60 Jahren schrumpfen. Es sei mit einem Minus zwischen 0,5 und einem Prozent zu rechnen, hieß es in einer Studie des Fonds.

Shanghai, AP

Die Weltwirtschaft wird in diesem Jahr zum ersten Mal seit 60 Jahren schrumpfen.

(Foto: Foto: AP)

Besonders schlimm sieht es in der Eurozone aus, hier erwartet der Fonds einen Einbruch um 3,2 Prozent, in den USA sollen es 2,6 Prozent sein. Allerdings solle es 2010 schon wieder besser aussehen: Für nächstes Jahr sagt der Fonds ein globales Plus zwischen 1,5 und 2,5 Prozent voraus.

Der IWF schloss sich mit seiner neuen Prognose der Weltbank an, die bereits vorige Woche ein Schrumpfen der Weltwirtschaft in diesem Jahr vorausgesagt hatte, allerdings ohne konkrete Zahlen zu nennen. Der Währungsfonds war bislang von einem Plus des weltweiten Bruttoinlandsproduktes von 0,5 Prozent ausgegangen. Der IWF hatte im Zuge der sich immer weiter verschärfenden Finanz- und Wirtschaftskrise seine Prognosen immer weiter nach unter korrigiert.

"Definitiv schlechtes Jahr"

Auch in Deutschland überschlagen sich die Konjunkturforscher mit Horrorzahlen. Erst stand eine Zwei vor dem Komma, dann eine Drei, und jetzt wird die deutsche Wirtschaft sogar um "mehr als vier Prozent" schrumpfen.

Das sagt zumindest Hans-Werner Sinn, der Chef des Münchner Ifo-Instituts, der sich mit seiner neuesten Prognose wieder in die Spitzenränge der deutschen Schwarzseher katapultiert.

Nach dem drastischen Konjunktureinbruch werde die deutsche Wirtschaft nur schleppend wieder auf Touren kommen. "Die Erholung wird langsamer sein und länger auf sich warten lassen", sagte daneben der Ifo-Konjunkturchef, Kai Carstensen. So werde 2009 "definitiv ein schlechtes Jahr", aber auch 2010 dürften die aktuellen Verluste nicht durch ein schnelles und heftiges Wachstum ausgeglichen werden. Immerhin, den anderen Ländern geht es noch schlechter. Deutschland sei vorerst noch ein stabilisierendes Element der Weltkonjunktur, sagte Sinn.

"Positiver Impuls"

Hintergrund dieser stützenden globalen Funktion sei, dass trotz einbrechender Exporte die Importe in die Bundesrepublik langsamer schrumpften. "Das bedeutet einen positiven Impuls für die ganze Welt", erläuterte Sinn. Auch auf dem Arbeitsmarkt zeige sich, dass die Krise in Deutschland erst mit einer Verzögerung von etwa eineinhalb Jahren im Vergleich zu den USA durchschlage. Noch hielten sich die Auswirkungen auf die deutsche Binnenkonjunktur in Grenzen, etwa bei der Bauwirtschaft und beim Konsum. Eine Ankurbelung durch staatliche Konjunkturprogramme, die vor allem diese beiden Bereiche beleben dürfte, sei daher wohl erst im zweiten Halbjahr nötig.

Für eine Erholung nach Ende der Konjunkturflaute ergäben sich aus der Finanzkrise aber Hindernisse, sagte Carstensen. So sei davon auszugehen, dass Firmen für Kredite dauerhaft höhere Sicherheiten bei Banken hinterlegen müssten und auch die Risikoprämien für Kredite steigen würden. Dies werde die Wachstumsperspektiven der kommenden Jahre erheblich drücken.

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