Weitergabe von Daten:Whatsapp in Brasilien 24 Stunden gesperrt

Der Staat will Facebook dazu bringen, den Behörden Chatprotokolle zur Verfügung zu stellen.

Von Benedikt Peters

Es heißt ja immer, Konzerne wie Facebook, Google und Apple seien inzwischen mächtiger als ganze Staaten. Dass das nicht immer stimmen muss, zeigt sich gerade in Brasilien. Am Montag ging seit 14:40 Ortszeit auf dem zu Facebook gehörenden Nachrichtendienst Whatsapp nichts mehr. Es lassen sich keine Texte verschicken, keine Taxen bestellen, keine Tische in Restaurants reservieren. 100 Millionen Brasilianer verwenden die App, rechnerisch jeder zweite Einwohner. Angeordnet hat die für 72 Stunden geplante Blockade der Richter Marcel Montalvão. Sie soll den Konzern dazu bringen, den Behörden für Ermittlungen Chat-Protokolle zur Verfügung zu stellen. Whatsapp legte Berufung ein, scheiterte jedoch. Der Nachrichtendienst kritisiert die Sperre als völlig überzogen und setzte sich durch. Nach über 24 Stunden wurde die Blockade des Internetdienstes WhatsApp in ganz Brasilien aufgehoben. Ein Gericht im Bundesstaat Sergipe hatte einem Einspruch des Facebook-Tochterunternehmens stattgegeben, berichtetdas Portal O Globo. Die Presse hatte Montalvão zu Facebooks "Feind Nummer eins" ausgerufen. Im März hatten die Behörden schon einmal Einblick in Chat-Protokolle verlangt, es ging um Ermittlungen im brasilianischen Drogenmilieu. Als Facebook sich weigerte, ließ Montalvão kurzzeitig Diego Dzodan, Facebook-Vizepräsident für Lateinamerika, festnehmen. Im Dezember wurde Whatsapp schon einmal gesperrt, weil es bei Ermittlungen nicht kooperierte.

Viele Nutzer helfen sich inzwischen, indem sie zur Konkurrenz abwandern. Wenige Minuten nach der Blockade meldete der brasilianische Konkurrent Telegram 1,5 Millionen Downloads. Ob das hilft, ist fraglich: Telegram teilte mit, es werde einige Tage brauchen, bis es den Ansturm bewältigt habe.

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