Wegen Strafzöllen:Harley-Davidson plant teilweisen Rückzug aus den USA

Harley-Davidson bikes are seen at the 'Hamburg Harley Days' in Hamburg

So amerikanisch wie ein Burger: Motorrad des Herstellers Harley-Davidson.

(Foto: REUTERS)
  • Der US-Motorradhersteller Harley-Davidson reagiert auf die von der EU verhängten Importzölle auf Motorräder.
  • Das Unternehmen will Motorräder für den europäischen Markt künftig nicht mehr in den USA herstellen.
  • Harley-Davidson trifft der Handelsstreit gleich doppelt. Auch die von US-Präsident Trump zuerst verhängten Zölle auf Stahl und Aluminium aus Europa verteuern die Fertigung.

Der US-Motorradhersteller Harley-Davidson will Teile seiner Produktion aus den USA abziehen und reagiert damit auf die von der EU verhängten Importzölle auf Motorräder und andere US-Waren. Die EU hatte die Zölle verhängt, nachdem US-Präsident Trump Stahl und Alumnium aus Europa mit Strafabgaben belegt hatte. "Harley-Davidson ist der Überzeugung, dass der erhebliche Kostenanstieg - solange er an Händler und Kunden weitergegeben wird - einen sofortigen und nachhaltig schädigenden Einfluss auf das Geschäft in der Region hätte", teilte das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Wisconsin laut mehreren US-Medien mit.

Als Reaktion wolle man nun nicht die Preise im Einzelhandel anheben, sondern "einen Plan umsetzen, die Produktion von Motorrädern für die EU aus den USA an andere internationale Standorte zu verlagern". Um welche Standorte es sich handeln könnte, teilte das Unternehmen nicht mit.

Der Handelsstreit trifft Harley-Davidson gleich doppelt

Auf die Maschinen des mehr als 100 Jahre alten Herstellers wird seit Freitag ein Importzoll von 31 Prozent erhoben, 25 Prozentpunkte mehr als bisher. Die EU hatte die Zölle, die neben Motorrädern auch Produkte wie Jeans oder Bourbon-Whiskey betreffen, Ende Mai angekündigt, nachdem US-Präsident Trump Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus Europa verhängt hatte. Die Zölle verteuern eine Harley-Davidson in Europa um durchschnittlich 2200 Dollar, teilt die US-Firma mit. Bis die Verlagerung der Produktion binnen neun bis 18 Monaten über die Bühne geht, werde man diese Kosten selbst tragen. Das bedeute allein für den Rest des Jahres eine zusätzliche Belastung von voraussichtlich 30 bis 45 Millionen Dollar.

Weil einige Kunden sich Maschinen aus Lagerbeständen sichern, erlebt das Unternehmen derzeit noch eine Art Sonderkonjunktur. "Man hat schon gemerkt, dass einige Kunden gesagt haben, bevor irgendein Strafzoll kommt, möchte ich gerne jetzt meinen Traum verwirklichen", sagte Mitteleuropa-Chef Christian Arnezeder am Wochenende. Die Verkäufe hätten zuletzt um 20 bis zu 30 Prozent zugelegt, heißt es. Damit dürfte es jedoch bald vorbei sein, weshalb das Unternehmen nun handelt.

Der Handelskonflikt trifft Harley-Davidson gleich doppelt: Durch die von den USA verhängten Zölle auf Stahl seien bereits die Rohstoffpreise gestiegen. "Jetzt kriegen wir die zweite Watsche", sagt Europa-Chef Arnezeder. Dem Motorradbauer machen schon länger ein harter Preiskampf und eine alternde Stammkundschaft zu schaffen. Im ersten Quartal ging die Zahl der weltweit verkauften Maschinen um zehn Prozent auf 64 000 zurück, auch der Gewinn sank.

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