Aus für Tauschgeschäft:BASF und Gazprom stoppen Milliarden-Deal

  • Wegen der angespannten politischen Lage im Verhältnis zu Russland haben der Chemiekonzern BASF und der Energieriese Gazprom ein Milliardengeschäft gestoppt.
  • Über die näheren Gründe für das Aus machten beide Seiten keine Angaben. Nach SZ-Informationen ließ Gazprom das Geschäft platzen.
  • Sowohl für Gazprom als auch für BASF bedeutet das Scheitern einen harten Einschnitt.

Von Markus Balser, Berlin

Die Vorbereitungen liefen seit zwei Jahren. Ende dieses Monats sollte das milliardenschwere Tauschgeschäft zwischen dem weltgrößten Chemiekonzern BASF und Moskaus Rohstoffunternehmen Gazprom eigentlich abgeschlossen werden - so glaubte es die BASF-Spitze jedenfalls bis zuletzt und verhandelte noch Anfang Dezember mit der Gazprom-Führung in Berlin. Doch seit Donnerstagabend ist klar: Daraus wird nichts. Die politische Krise zwischen Russland und dem Westen fordert ihr nächstes Opfer. Das umstrittene Geschäft zwischen Deutschen und Russen ist geplatzt.

In einer knappen Erklärung teilte BASF mit, das Projekt sei gestoppt. Wegen des schwierigen politischen Umfelds werde der bis zum Jahresende geplante Anteilstausch nun doch nicht vollzogen. BASF und der russische Staatskonzern hatten bereits 2012 vereinbart, dass die Kasseler Öl- und Gastochter Wintershall das hiesige Gashandels- und Gasspeichergeschäft vollständig an Gazprom abgibt. Dafür sollte BASF im Gegenzug mehr Anteile an großen Erdgasfeldern in Sibirien erhalten. Ende Dezember sollten die Unterschriften den Deal beschließen. "Wir bedauern, dass der Asset-Swap nicht abgeschlossen wird", erklärte BASF-Chef Kurt Bock. Der Konzern werde seine Zusammenarbeit mit Gazprom in den bestehenden Gemeinschaftsunternehmen jedoch fortsetzen.

Hoffnungen auf beiden Seiten zerstört

Mit dem Geschäft waren eigentlich große Hoffnungen verbunden - auf beiden Seiten. Gazprom wäre seinem Ziel näher gekommen, Gas nicht mehr nur an der europäischen Grenze abzuliefern. Erstmals hätte der Konzern Endkunden direkt beliefern können. Zudem hätte das Unternehmen Zugriff auf strategisch wichtige Gasspeicher in Deutschland erhalten und einen Teil des Gashandels kontrolliert. Schon seit Beginn der Krise waren die Pläne jedoch wegen des wachsenden Einflusses von Gazprom auf den deutschen Gasmarkt immer heftiger in die Kritik geraten.

Über die näheren Gründe für das Aus machten beide Seiten keine Angaben. Nach SZ-Informationen ließ Gazprom das Geschäft platzen. Details bis hin zur Finanzierung seien ausgearbeitet gewesen, hieß es in Kreisen der beteiligten Unternehmen. Gazprom soll demnach signalisiert haben, dass das Geschäft nicht mehr zur Strategie des Konzerns passe. Nach dem Aus für die Milliardenpipeline South Stream gilt das geplatzte Geschäft damit als weiterer Hinweis darauf, dass sich der Konzern in einer radikalen Kehrtwende vom Ausbau seines Geschäfts in Westeuropa verabschiedet. "Das ist der Anfang vom Ende unseres Modells, bei dem wir uns auf Lieferungen bis zum Endverbraucher auf dem europäischen Markt orientierten", hatte Gazprom-Chef Alexej Miller schon zum Scheitern des Pipeline-Projekts erklärte, an dem auch BASF beteiligt gewesen wäre. Gazprom hatte das Aus der Trasse verkündet, ohne westliche Investoren vorab zu informieren - eine Brüskierung der Geschäftspartner.

Für BASF damit kein Aufstieg möglich

Auch für BASF bedeutet das Scheitern einen harten Einschnitt. Für den Konzern wird damit nichts aus dem Plan, in die erste Liga der weltweiten Gasproduzenten aufzusteigen. Russland hatte es zuvor nur wenigen internationalen Unternehmen erlaubt, sich direkt an russischen Gasfeldern zu beteiligen. Das Erdgashandelsgeschäft wird nun weiterhin als Gemeinschaftsunternehmen zwischen Gazprom und Wintershall fortgeführt.

Der Stopp des Geschäfts hat auch Auswirkungen auf die BASF-Zahlen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) dürfte im laufenden Jahr daher nur noch "leicht" statt "deutlich" steigen, kündigte der Konzern an. Für 2013 korrigierte er den Gewinn nach unten. Die Belastungen, vor allem durch die Vorbereitungen des Geschäfts, bezifferte BASF auf 113 Millionen Euro im vergangenen und 211 Millionen Euro im laufenden Jahr.

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