Wechsel zu Microsoft:Nokias Ex-Chef Elop bekommt goldenen Abschied

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Nokias bisheriger Konzernchef Stephen Elop (Foto: dpa)

Für Stephen Elop zahlt sich der Verkauf des Handygeschäfts an Microsoft aus. Der ehemalige Nokia-Chef erhält ein Vergütungspaket im Wert von fast 19 Millionen Euro. Dabei ist seine Leistung umstritten.

Von Sven Grundberg, Wall Street Journal Deutschland

Für Stephen Elop wird sich der von ihm eingefädelte Verkauf des Nokia-Handygeschäfts an Microsoft auszahlen. Der Manager erhält ein Vergütungspaket im Wert von knapp 18,8 Millionen Euro. Elop ist nach Bekanntgabe des 5,4 Milliarden Euro schweren Deals mit Microsoft von seinem CEO-Posten zurückgetreten. Er kehrt zu dem US-Softwarekonzern zurück.

Dort wird er derzeit als Nachfolger für den scheidenden Microsoft-CEO Steve Ballmer gehandelt. In dem US-Konzern ist er kein Unbekannter, er hat dort bis zu seinem Wechsel nach Finnland im September 2010 gearbeitet.

Der goldene Abschied von Elop sieht Aktien im Volumen von 14,6 Millionen Euro vor, dazu kommen 4,2 Millionen Euro Gehalt und Bonuszahlungen bei Abschluss der Transaktion. Von dem Vergütungspaket wird Microsoft 70 Prozent übernehmen. Seit seinem Amtsantritt bei Nokia hat Elop insgesamt neun Millionen Euro an Gehalt und Bonuszahlungen verdient.

Dem Deal mit Microsoft, der im ersten Quartal 2014 abgeschlossen werden soll, müssen die Nokia-Aktionäre noch zustimmen. Deshalb lädt Nokia für den 19. November zu einer außerordentlichen Hauptversammlung ein. Aus den der Einladung beiliegenden Dokumenten geht auch die Vergütung für Elop hervor.

Außerdem berichtet Nokia, neben dem Angebot von Microsoft auch andere Optionen für das Handygeschäft in Erwägung gezogen zu haben: Den Verkauf des kompletten Geschäftsfeldes oder aber Teile davon an einen anderen potenziellen Interessenten. Weitere Option war, die bereits bestehende Partnerschaft mit Microsoft zur Nutzung des Windows-Betriebssystems auf Nokia-Geräten neu auszurichten.

Elops Leistung bei Nokia ist durchaus umstritten. Gleich am Anfang seiner Amtszeit schlug er hohe Wellen. Er stellte einen Restrukturierungsplan vor, der die Streichung von zehntausenden Stellen und die massive Verkleinerung der zuvor bei Nokia heiligen Forschungs- und Entwicklungsabteilung vorsah. Er verkaufte wichtige Vermögenswerte, darunter die Konzernzentrale bei Helsinki. Zudem schloss er die letzte verbliebene Handyfertigung in Finnland. Anfang 2011 knüpfte er das Schicksal Nokias an Microsoft. Das hauseigene Handybetriebssystem Symbian wurde durch Windows Phone ersetzt.

Nach dem Verkauf der Handysparte werden sich die Finnen hauptsächlich auf das Netzwerkgeschäft konzentrieren. Dazu haben sie Siemens aus dem Gemeinschaftsunternehmen NSN für insgesamt 1,7 Milliarden Euro herausgekauft. Die Parallelen zum schwedischen Netzwerkausrüster Ericsson sind unverkennbar. Dieser hatte ebenfalls sein mit Sony betriebenes Handygeschäft aufgegeben und an den Partner verkauft.

Außerdem kümmert sich Nokia um die Entwicklung seiner Kartendienste unter dem Namen Here, die nach der 8,1 Milliarden Dollar schweren Akquisition von Navteq im Jahr 2007 aufgebaut wurden. Eine weitere Sparte soll sich darauf konzentrieren, das riesige Patentportfolio, das jährlich 500 Millionen Euro an Lizenzumsätzen generiert, zu Geld zu machen.

Einen Nachfolger für Elop an der Spitze von Nokia gibt es noch nicht. Chairman Risto Siilasmaa ist derzeit Interims-CEO. Wegen der strategischen Umwälzungen verschiebt Nokia die Bekanntgabe der Zahlen zum dritten Quartal. Der Bericht soll nun am 29. Oktober veröffentlicht werden. Ins dritte Quartal fielen sowohl die Vereinbarung zum Verkauf des Handygeschäfts als auch die Komplettübernahme des Netzwerk-Joint-Ventures NSN.

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