Watchlist von Aktionärsschützern:Ranking der Kapitalvernichter

Das ging schief. Die Solarbranche galt als große Hoffnung - doch nirgendwo verloren Anleger im vergangenen Jahr so viel Geld wie hier. Das zeigt eine Liste mit den 50 größten Kapitalvernichtern. Aber die Aktionäre sind noch auf anderes reingefallen.

Von Harald Freiberger, Frankfurt am Main

Mit Solarwerten erlebten Aktionäre in den vergangenen Jahren ihre ganz persönliche Sonnenfinsternis. In keiner Gattung sah es so duster aus wie bei den Papieren, die einst als große Hoffnungswerte gegolten hatten. Das zeigt die neueste Watchlist der Aktionärsschützer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die am Dienstag in Frankfurt vorgestellt wurde. Die Liste gibt an, mit welchen 50 Aktien Anleger am meisten Kapital verbrannt haben.

Auf den ersten drei Plätzen rangieren Solarwerte. Gold, Silber und Bronze gehen an die Branche, die nach einem fantastischen Boom zuletzt einen katastrophalen Einbruch erlebte. Verantwortlich dafür war ein ruinöser Konkurrenzkampf. Anbieter aus China verdarben mit staatlichen Subventionen die Preise. Wettbewerber aus Europa konnten nicht mithalten.

Ganz oben: Centrotherm Photovoltaik. Die Aktie verlor über ein Jahr betrachtet 92 Prozent, über drei Jahre 98 Prozent und über fünf Jahre 99 Prozent. Eigentlich ist die Gesellschaft Pleite, sie soll im Rahmen des neuen Insolvenzrechts saniert werden. Auf Platz zwei liegt der einstige Branchenprimus Solarworld von Gründer Franz Asbeck, auf Platz drei Phonix Solar, ein Unternehmen, das ebenfalls ums Überleben kämpft. Mit Conergy und Centrosolar befinden sich noch zwei weitere Solarunternehmen unter den Top zehn.

"Anleger sollten sich davor hüten, bei ihren Investitionsentscheidungen Trends als Grundlage zu nutzen", sagt DSW-Chef Marc Tüngler zu den Ergebnissen. "Gerade wenn es um eine Branche geht, deren Geschäftsmodell am Subventionstropf der Regierung hängt, ist das keine gute Idee."

Vier Dax-Konzerne auf der Liste

Mit großen Unternehmen können Anleger aber genauso daneben liegen. Unter den 50 größten Kapitalvernichtern finden sich vier Konzerne aus dem Deutschen Aktienindex Dax, der die 30 größten Aktiengesellschaften zusammenfasst. Es sind die Commerzbank (Platz 20), die Energiekonzerne Eon (Platz 35) und RWE (Platz 43) sowie der Handelskonzern Metro (Platz 38). "Auch Investitionen in große Gesellschaften aus vermeintlich sicheren Branchen schützen nicht zuverlässig vor herben Enttäuschungen", kommentiert Tüngler.

Im Übrigen betont der Aktionärsschützer, dass es nicht unbedingt ein Verkaufssignal sein müsse, wenn ein Unternehmen auf der Watchlist auftauche. "Ein funktionierendes Geschäftsmodell vorausgesetzt, ist es manchmal sogar genau das Gegenteil", sagt er. Es sei aber auf jeden Fall ein Warnsignal und sollte für Aktionäre Anlass sein, bei der Gesellschaft genauer hinzuschauen.

Trotz der Misere in der Solar-Branche zieht die DSW ein positives Fazit für das Jahr 2012. Der Dax legte um 29 Prozent zu, das Börsenbarometer MDax, in dem sich die 50 nächst größten deutschen Werte befinden, sogar um 34 Prozent. Über drei Jahre liegt der MDax mit 58 Prozent im Plus, über fünf Jahre immer noch mit 21 Prozent, während der Dax über diesen Zeitraum ein Minus von fünf Prozent ausweist. Der Grund: Im MDax sind viele starke exportorientierte Maschinenbauer notiert, die die Finanzkrise besser weggesteckt haben als große Konzerne - oder eben Solarunternehmen.

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