Erstmals Frau an der Spitze der Fed:Janet Yellen soll US-Notenbankchefin werden

Zum ersten Mal soll eine Frau die mächtige Notenbank der USA leiten: Präsident Barack Obama wird an diesem Mittwoch Janet Yellen als künftige Fed-Chefin nominieren. Sie gilt als Verfechterin der Politik des billigen Geldes - und wird Amtsinhaber Ben Bernanke wohl im kommenden Jahr nachfolgen.

US-Präsident Barack Obama will Janet Yellen als neue Fed-Chefin. Ihre Nominierung wird er am Mittwoch offiziell bekanntgeben, teilte das Präsidialamt mit. Die bisherige Vizin der US-Notenbank soll demnach die Nachfolge von Ben Bernanke antreten, dessen zweite Amtszeit am 31. Januar ausläuft. Bernanke will kein drittes Mal antreten.

Yellens Nominierung muss vom Senat noch bestätigt werden. Sie wäre die erste Frau in diesem Amt in der 100-jährigen Fed-Geschichte. Yellen ist seit 2010 Bernankes Stellvertreterin und rückte in die Favoritenrolle, nachdem Obamas Wunschkandidat Lawrence Summers im September seine Bewerbung zurückgezogen hatte.

Yellen hat nicht nur bei den Demokraten einen exzellenten Ruf, sondern auch bei den oppositionellen Republikanern. Seit den 70er Jahren arbeitete die Ökonomin immer wieder für die Fed in Washington. Sie war später auch Chefin der Notenbank in San Francisco, zwischendurch beriet sie den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton.

Ihre Nominierung kommt inmitten des folgenreichen Finanzstreits, der am vergangenen Dienstag seinen Höhepunkt fand: Die US-Regierung muss seitdem ohne Haushalt operieren, der Kongress hatte sich nicht auf einen Übergangsetat verständigen können. Der Government Shutdown führt in den USA zu einem teilweisen Verwaltungsstillstand. Außerdem herrscht noch immer Uneinigkeit über die Mitte Oktober anstehende Erhöhung des US-Schuldenlimits.

Als Nummer zwei ist Yellen eine enge Beraterin von Bernanke und gilt als ausgesprochene Verfechterin der aktuellen Politik des billigen Geldes. Seit mehr als vier Jahren hält die Fed den Leitzins bei knapp über null Prozent - zudem kauft sie monatlich Anleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten.

Werden in naher Zukunft keine Änderungen in der Zinspolitik erwartet, so hat die Fed angedeutet, dass sie bald stufenweise aus dem Anleihenkauf aussteigen dürfte. Viele Experten hatten den Beginn bereits für September erwartet, aber Bernanke entschied sich unter anderem wegen der nur zögerlichen Erholung am Arbeitsmarkt noch für Zurückhaltung.

Wird Yellen seine Nachfolgerin, halten es Experten für ihre erste große Herausforderung, entweder den Ausstieg einzuleiten oder - wenn er inzwischen bereits begonnen haben wird - das Programm im richtigen Tempo herunterzufahren. Die Analystin Annette Beacher von TD Securities in Singapur sprach von einer guten Nachricht für die Finanzmärkte. Mit Yellen werde die erwartete Drosselung wahrscheinlich frühestens im März beginnen. Am Aktienmarkt, der zuletzt durch den US-Haushaltsstreit belastet wurde, sorgte die bevorstehende Nominierung Yellens zunächst für positive Reaktionen.

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