Was kommt:Immer probieren!

Kaiser's Tengelmann - Edeka
(Foto: Oliver Berg/dpa)

Alle reden von TTIP, kaum jemand von der WTO, die demnächst tagt. Die SZ wird berichten. Auch über Gabriels Entscheidung zu Edeka und die US-Zinsentscheidung.

Von Marc Beise

Für das Gespräch mit den SZ-Redakteuren hatte Greg Ellis extra sein Sakko rausgeholt. Doch das zog der Chef von Scout 24 schnell wieder aus, der Australier mag es locker und zupackend. Er lebt mit Familie in Berlin und arbeitet dort, ist nur einmal in der Woche am Firmensitz in München, sein Schreibtisch steht mitten im Großraumbüro. Anfang Oktober ging Scout 24, eine der wenigen großen und erfolgreichen Internetfirmen in Deutschland, an die Börse. Die Ex-Tochter der Deutschen Telekom, die mit Auto- und Immobilienanzeigen viel Geld verdient, erlöste eine Milliarde Euro. Demnächst könnte die Firma sogar in den MDax aufsteigen. Und Ellis spricht im Montagsinterview erstmals über seine Pläne.

Wenn er will, kann Sigmar Gabriel ausdauernd sein. Dann redet er als SPD-Vorsitzender beim Parteitag am Freitag mehr als zwei Stunden den Genossen ins Gewissen, mit mäßigem Erfolg, wie das Wahlergebnis zeigte. Oder er sitzt als Bundeswirtschaftsminister geschlagene fünf Stunden und 45 Minuten (echt wahr!) in der Anhörung zum geplanten Verkauf der Supermarktkette Tengelmann an Edeka ); das war am 16. November. Das Geschäft ist angesichts der Marktmacht beider Marken sehr umstritten. Das Bundeskartellamt ist dagegen, die Unternehmen haben eine der seltenen Ministererlaubnisse beantragt. Gabriel will "vor Weihnachten" entscheiden. Das Ergebnis ist aufmacherverdächtig.

Kein Aufmacher wird wohl dieses Thema, obwohl es doch so wichtig ist: das Ministertreffen der Welthandelsorganisation (WTO) in Nairobi. Alle reden über TTIP und vergessen darüber, dass die beste Form des Welthandels ein System wäre, das nicht nur für Europa und die USA gilt, sondern für die ganze Welt. Darum bemüht sich eben diese WTO, aber sie kann nur so gut sein, wie ihre mehr als 160 Mitgliedstaaten das wollen. In Nairobi soll es jetzt einen neuen Anlauf geben, die "Doha"-Welthandelsrunde wieder in Schwung zu bringen. Chancen? Fast null. Konsequenzen? Dennoch probieren! Und darüber berichten! Mehr dazu am Dienstag.

Ein Nachrichtenselbstläufer wird die Sitzung der Fed am Mittwoch werden. Nun endlich, heißt es, wolle die amerikanische Notenbank die Zinswende und damit den Anfang vom Ende des ultrabilligen Geldes wagen. Es wäre die erste Anhebung seit fast zehn Jahren. Wäre, könnte, wollte - oder eben nicht. Ab Montag werden die Börsen fiebern.

Am Freitag ist letzte Schicht auf der Traditionszeche "Auguste Victoria" in Marl. Dann bleiben nur noch zwei ihrer Art in Betrieb, und auch die machen Ende 2018 dicht. Es geht zu Ende mit der deutschen Steinkohle. Ein Zeitzeichen.

Was noch? Vor gut 20 Jahren, am 15./16. Dezember 1995, tagten die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union in Madrid. Sie beschlossen den Namen für eine geplante neue Währung: den "Euro". So viel Hoffnung verband sich damals damit, so wenig davon ist geblieben. Auch wenn es um den Euro zur Zeit ruhig ist, so gilt für ihn angesichts der Lage in vielen Mitgliedstaaten: Nach der Krise ist vor der Krise. Und trotzdem wird die gemeinsame Währung überleben. Wenn die EU überlebt. Hoffentlich.

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