Was kommt:Happy Birthday, Einkaufswagen!

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(Foto: Johannes Simon)

Das Gefährt aus Draht wird 80. Es nicht das einzige, für die Wirtschaft prägende Ereignis, das sich in der kommenden Woche jährt.

Von Ulrich Schäfer

Das Gefährt aus Draht kennt jeder, es begegnet uns beinahe jeden Tag, und man könnte deshalb fast glauben, es sei schon immer da gewesen. Tatsächlich aber ist der Einkaufswagen erst 80 Jahre alt. An diesem Sonntag jährt sich jener historische Tag, an dem Sylvan Goldman in seinem Humpty-Dumpty-Supermarkt in Oklahoma City den Kunden erstmals solch ein shopping cart zur Verfügung stellte - auf dass diese den geräumigen Wagen auch wirklich füllen und am Ende mehr einkaufen als vorher, als sie noch Tüten und Taschen bepackten. Drei Jahre später, 1940, meldete Goldman dafür ein Patent an, weitere acht Jahre später, wurde der Einkaufswagen () auch in Deutschland eingeführt. Er war das Symbol einer neuen Ära des Shoppings. Heute, da wieder eine neue Ära des Shoppings anbricht, gibt es dafür wieder ein Symbol: den Lieferboten. Nachzulesen im "Zwischen den Zahlen" in dieser Ausgabe (Seite 27)

. Auch sonst jähren sich in der kommenden Woche einige Ereignisse, die bis heute für die Wirtschaft prägend sind: Am Montag vor 70 Jahren schlug zum Beispiel der amerikanische Außenminister George C. Marshall ein Wirtschaftsprogramm vor, um Europa wieder aufzubauen, nicht zuletzt auch Deutschland. Solch ein Marshall-Plan, wie er nach dem Erfinder damals hieß, wird auch heute gern gefordert, wenn es in einem Land oder einer Weltregion etwas mit staatlicher Hilfe wiederaufzubauen gilt. Damals funktionierte der Plan übrigens nach einer ganz einfachen Losung: Make Europa great again!

Nur drei Tage später, am Donnerstag, jährt sich zum 50. Mal der Tag, an dem das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz erlassen wurde. Mit diesem Gesetz wurde 1967 die moderne Konjunkturpolitik und der wirtschaftspolitische Keynesianismus in Deutschland eingeführt. John Maynard Keynes, der große britische Ökonom, hatte schon in den 1930er Jahren gefordert, der Staat solle aktiv in die Wirtschaft eingreifen und bei Bedarf das Wachstum fördern. Karl Schiller, der legendäre SPD-Wirtschaftsminister, goss dies in Gesetzesform. Einen Schiller bräuchte die SPD auch heute, nicht bloß einen Schulz.

Die Griechenland-Krise dauert je nach Betrachtung schon sieben oder acht Jahre, und ist noch immer nicht gelöst. George Petrou hat mitten in der Rezession etwas Erstaunliches geschafft: Im Jahr 2012 übernahm der Dirigent das private Orchester Armonia Athenea, machte es profitabel und führte es zu internationalem Ruhm. Heute ist es außerhalb Griechenlands die bekannteste kulturelle Institution des Landes. Im Reden-Wir-über-Geld-Interview am kommenden Freitag erzählt Petrou, wie man ein Orchester reformiert, warum Athen in seinen Augen ergraut ist und warum klassische Musik in Krisenzeiten Trost spendet.

Was noch? Der Schriftsteller Franz Kafka, geboren 1883, gestorben 1924, lebte zu einer Zeit, in der die Digitalisierung noch fern war. Heute wird viel davon geredet, welch großartige Zeit dank schlauer Maschinen anbreche - und welch vielfältige Chancen sie biete. Dazu ein Zitat von Kafka, dessen Todestag sich an diesem Samstag zum 93. Mal jährt: "Wenn man die Zukunft vorzeitig weckt, bekommt man eine verschlafene Gegenwart."

© SZ vom 03.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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