Was kommt:Die Stunde des Euro

Genscher unterzeichnet Maastrichter Vertrag

Hans-Dietrich Genscher (sitzend, links) und Theo Waigel unterzeichnen am 7. Februar 1992 den Vertrag von Maastricht.

(Foto: dpa)

Am Freitag jährt sich zum 25. Mal der Tag, an dem für den Euro alles begann. Ein Grund zum Feiern also. Aber nicht für alle. Für Griechenland geht das Zittern weiter.

Von Ulrich Schäfer

Immer mehr Deutsche zweifeln am Euro, doch Theo Waigel wird das nie tun. Denn er hat als Bundesfinanzminister den Namen für die Währung erfunden und die Geburt des Euro intensiver begleitet als jeder andere Politiker. Der Vertrag von Maastricht, das Gründungsdokument für den Euro, trägt seine Unterschrift (und jene von Hans- Dietrich Genscher). Am Freitag jährt sich zum 25. Mal der Tag, an dem alles begann: In der niederländischen Stadt Maastricht beschlossen die damals zwölf Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft (EG), eine Wirtschafts- und Währungsunion zu schaffen.

Bei einem Festakt in Maastricht am 7. Februar 1992, setzten Waigel als Bundesfinanzminister und Genscher als Bundesaußenminister ihre Unterschrift unter den Vertrag . Den bereit gelegten Füllfederhalter besitzt der CSU-Politiker heute noch. Waigel hat ihn einfach eingesteckt. Und noch etwas verbindet er mit der Unterschrift: einen Kommentar von Franz Thoma, der am Tag danach unter der Überschrift "Gefährliches Abenteuer mit dem Europa-Geld" in der Süddeutschen Zeitung erschien - und den Waigel bis heute gern zitiert. Über ihn und Genscher hieß es dort: "Ihre Hände hätten dabei zittern sollen. Denn die Behauptung, die künftige Europa-Währung werde so hart werden wie die Mark, wird durch gebetsmühlenartige Wiederholung nicht wahr."

Daran, sagt Waigel, sei eines richtig: Die Hand habe gezittert - aber nur, weil das Schreibwerkzeug derart schwer war und er es kaum habe halten konnte. Besonders schön erklärte er das Problem mal in einem Interview mit der taz: "Das war so ein schwerer Füller, mit dem ich unterschrieben habe, deshalb ist die Tinte nicht richtig geflossen und ist die Unterschrift mir nicht so schön gelungen wie sonst. Ich wollte eigentlich mit meinem eigenen Füller unterschreiben, aber ich hatte den Eindruck, dass das der Protokollbeamte nicht so geschätzt hätte. Dann durfte auch jeder der Beteiligten den Füllfederhalter, den man uns in die Hand gedrückt hat, mit nach Hause nehmen." Er hat ihn also nicht stibitzt.

Wie es mit Europa und dem von Waigel mitgeschaffenen Euro weitergeht, entscheidet sich nun ein Vierteljahrhundert später innerhalb weniger Tage: An diesem Sonntag stimmen die Italiener über die Verfassungsreform von Ministerpräsident Matteo Renzi - und damit indirekt auch über dessen Kurs der Stabilisierung. Einen Tag später, am Montag, kommen die Euro-Finanzminister in Brüssel zusammen, um über Griechenland zu beraten, das andere große Sorgenkind der Währungsunion. Am Donnerstag tagt dann die Europäische Zentralbank. Auch sie wurde vor 25 Jahren mit dem Vertrag von Maastricht geschaffen, sie trägt also ebenfalls den handschriftlichen Segen von Waigel. Den Präsidenten der EZB, den Italiener Mario Draghi, zählt er bis heute zu seinen guten Freunden - auch wenn beide die Frage, wie weit die EZB ihr im EU-Vertrag festgelegtes Mandat dehnen darf, etwas unterschiedlich auslegen.

Was noch? Am Sonntag jährt sich zum 141. Mal der Geburtstag des Lyrikers Rainer Maria Rilke. Bei ihm findet sich ein Satz, der in gewisser Hinsicht auch für Theo Waigel stand, als der vor 25 Jahren den Vertrag von Maastricht unterschrieb: "Traum ist ein Stück vom Leben."

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