Was kommt:Brexit und Kibbuz-Ideale

Nicola Sturgeon Departs To Attend VE Day Commemorations In London

"Ich habe nie daran gezweifelt, dass Schottland ein unabhängiges Land wird", sagt Nicola Sturgeon erst vor wenigen Tagen.

(Foto: Jeff J Mitchell/Getty Images)

Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon diskutiert auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel über die Unabhängigkeit, und der israelische Schriftsteller Nir Baram spricht über Kibbuze.

Von Ulrich Schäfer

Nicola Sturgeon gehört zu jener Art von Politikern, die sehr klar sagen, was sie denken. So hält sie es auch seit dem Votum der Briten für einen Brexit: "Ich habe nie daran gezweifelt, dass Schottland ein unabhängiges Land wird", sagte Sturgeon erst vor wenigen Tagen auf dem Parteitag ihrer Schottischen Nationalpartei (SNP): "Und ich glaube daran heute stärker denn je."

Die Schotten wären, anders als der Rest des Landes, gerne mehrheitlich in der Europäischen Union geblieben. Deshalb strebt Sturgeon nun, nach dem knapp gescheiterten Votum im Jahr 2014, ein zweites Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands an. Der Brexit und die Folgen: Darüber wird die 46 Jahre alte Regierungschefin von Schottland am 17. November auch beim Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung sprechen. Und erklären, warum es Schottland allein besser gehen wird.

Sturgeon diskutiert darüber mit zwei Unternehmern. Der eine, Eberhard Sasse, kommt aus München, er betreibt die von ihm gegründete Sasse AG, ein sehr großes Facility-Management-Unternehmen, und ist damit auch in Großbritannien tätig. Er hält nicht viel vom Brexit. Mit ihm auf dem Podium: Simon Brewer, Chef des Londoner Investmenthauses Vantage, das in zwei Fonds 300 Millionen Dollar anlegt, vor allem für reiche Familien. Brewer ist Brexit-Fan, was in der Finanzbranche ungewöhnlich ist.

Apropos Brexit: Darum geht es auch im Montagsinterview mit Dorothee Blessing - einer Frau, die noch nicht viele Interviews gegeben hat, obwohl sie seit vielen Jahren die bekannteste Investmentbankerin Deutschlands ist. Als Deutschland-Chefin der US-Bank JP Morgan erklärt sie, warum die Deutschen keine Angst vor chinesischen Investoren haben müssen, sich aber Sorgen machen sollten, falls die Briten wirklich aus der Europäischen Union ausscheiden. Blessing stammt aus einer wahren Banker-Familie: Ihr Vater Paul Wieandt führte unter anderem die Bank für Gemeinwirtschaft und die SchmidtBank, ihr Bruder Axel bemühte sich als Chef um die Sanierung der Hypo Real Estate, ihr Mann Martin wiederum führte bis zum April die Commerzbank und ist Sohn des Bundesbank-Präsidenten Karl Blessing. Mehr Bank in der Familie geht nicht!

Nir Baram wiederum stammt nicht aus einer Familie voller Bankiers, sondern voller Politiker: Sowohl sein Vater, als auch sein Großvater waren mehrmals Minister im israelischen Kabinett. Der 40-jährige Nir Baram, ein viel dekorierter israelischer Schriftsteller, hat mit seinem gerade bei Hanser auf Deutsch erschienenen Roman "Weltschatten" eine grandiose, vielschichtig Kritik der Globalisierung vorgelegt. Das Reden-wir-über-Geld-Interview mit ihm erscheint am Freitag. Unser Israel-Korrespondent Peter Münch hat mit ihm über den Kapitalismus, die alten Kibbuz-Ideale und den Reiz des Glücksspiels gesprochen.

Was noch? Erich Mende, einer der bedeutendsten Politiker, die die FDP je hatte, wäre am Freitag der kommenden Woche 100 Jahre alt geworden. Er führte die Partei acht Jahre lang und war von 1963 bis 1966 Bundesminister und Vizekanzler. Er hat über die Reden von Politikern mal gesagt, was noch heute gilt: "Wohl dem, der seine Rede nach 25 Jahren noch zeigen darf."

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