Waffenverkäufe:Walmart gegen Waffen

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Nach dem Schulmassaker in Florida legt sich die US-Einzelhandelskette mit dem mächtigen Lobby-Verband NRA an.

Der Graben zwischen US-Unternehmen und der Waffenlobby wird breiter. Die Handelsketten Walmart und Dick's Sporting Goods haben Waffenverkäufe beschränkt. Zuvor hatten bereits mehrere andere Großunternehmen, darunter MetLife, Hertz und Delta Air Lines, Rabatte für Mitglieder des Waffenverbands NRA infolge des Schulmassakers in Florida beendet. Dick's kündigte am Mittwoch an, den Verkauf sturmgewehrartiger Waffen sofort zu beenden und Personen, die jünger als 21 Jahre alt sind, keine Schusswaffen mehr zu verkaufen. Der Vorstandschef Ed Stack nahm es mit der National Rifle Association auf, als er strengere Waffengesetze forderte.

In sozialen Netzwerken gab es nach der Reaktion der Händler Hunderttausende Kommentare

Der größte US-Einzelhändler Walmart folgte dem Beispiel und teilte mit, an Personen unter 21 keine Schusswaffen und Munition mehr zu verkaufen. 2015 hatte Walmart bereits den Verkauf von Gewehren des Modells AR-15 und anderer halbautomatischer Waffen beendet. Die Handelskonzerne gaben die Änderungen an dem Tag bekannt, an dem für die Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland wieder der Unterricht begann, nachdem ein Teenager dort zwei Wochen zuvor 17 Schüler und Lehrer mit einem AR-15-Gewehr erschossen hatte. "Als wir sahen, was die Kinder durchlebten und den Kummer der Eltern und die Kinder, die in Parkland getötet wurden, glaubten wir, dass wir etwas tun mussten", sagt Stack dem Fernsehsender ABC. Auf den Seiten von Walmart und Dick's in sozialen Netzwerken wurden nach den Bekanntgaben Hunderttausende Kommentare für und gegen die Änderungen hinterlassen.

Der Gründerin von Moms Demand Action for Gun Sense in America, einer Organisation, die sich für strengere Waffengesetze einsetzt, begrüßte die Schritte der Unternehmen. Jetzt müssten sich Unternehmenslenker in den USA entscheiden, ob sie auf der richtigen Seite der Geschichte stehen wollten, sagte Shannon Watts.

Dick's hatte nach den Schüssen in der Sandy-Hook-Grundschule von 2012 den Verkauf sturmgewehrartiger Waffen unterbrochen, doch in seiner kleineren Kette Field & Streams diese Waffen später wieder angeboten. Nun kündigte das Unternehmen am Mittwoch an, dies zu beenden. Chef Stack rief zudem die Politiker zum Handeln auf. Er drängte sie, den Verkauf von sturmgewehrartigen Waffen, Schnellfeuerkolben und Magazinen mit hoher Kapazität zu verbieten und das Mindestalter für den Kauf von Schusswaffen auf 21 zu erhöhen. Käufer sollten allgemein überprüft werden, und es solle eine Datenbank von Personen geben, die keine Schusswaffen kaufen dürften. Er forderte zudem, Schlupflöcher beim Privatverkauf und den Waffenmessen zu schließen, die es Käufern ermöglichten, Überprüfungen zu entgehen. Stack schrieb, er unterstütze und respektiere den zweiten Zusatzartikel zur Verfassung der USA, der den Waffenbesitz zulasse, doch das Problem müsse gelöst werden. Waffengewalt sei eine Epidemie, die zu viele Menschen das Leben koste. Dick's verkauft hauptsächlich Sportartikel wie Basketbälle und Sportschuhe. Joseph Feldman von der Telsey Advisory Group schätzte, dass Waffen und Munition acht Prozent des Umsatzes ausmachten.

Walmart kündigte an, auch Artikel von der Internetseite zu nehmen, die sturmgewehrartigen Waffen ähnelten, darunter Druckluftwaffen und Spielzeug. Man habe stets Sportler und Jäger unterstützt und werde dies - in verantwortungsvoller Weise - auch weiterhin tun. Ein Branchenanalyst sagte, andere Händler, die einen kleinen Teil ihres Umsatzes mit Jagdausrüstung erzielten, würden wohl bald folgen.

Die NRA trat Forderungen nach strengeren Altersbegrenzungen und Beschränkungen des Verkaufs sturmgewehrartiger Waffen aggressiv entgegen. Die Lobbyorganisation reagierte zunächst nicht auf Kommentaranfragen.

© SZ vom 02.03.2018 / AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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