Wachstum:Chinas Wirtschaft bremst - warum die Welt trotzdem hofft

Volkswagen Werk in Shanghai

Die Wirtschaftsdaten Chinas deuten trotz geringeren Wachstums auf eine Stabilisierung hin.

(Foto: dpa)
  • Das Bruttoinlandsprodukt Chinas ist in den ersten drei Monaten des Jahres nur um 6,7 Prozent gewachsen.
  • Die Exporte und die Industrieproduktion deuten jedoch darauf hin, dass sich die Wirtschaft des Landes in den kommenden Monaten stabilisiert.

Von Jan Schmidbauer und Jakob Schulz

Die chinesische Wirtschaft ist in den ersten drei Monaten des Jahres so langsam gewachsen wie zuletzt während der globalen Finanzkrise im Jahr 2009. Das Bruttoinlandsprodukt legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 6,7 Prozent zu, wie das Statistikbüro in Peking mitteilte. Im Gesamtjahr 2015 war Chinas Wirtschaft um 6,9 Prozent gewachsen, so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr.

Allerdings deuten die Wirtschaftsdaten für die kommenden Monate auf eine Stabilisierung hin, da die Anlageinvestitionen, Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze unerwartet stark zulegten.

Erstmals seit Monaten konnten Chinas Unternehmen zuletzt auch wieder mehr exportieren. Im März steigerte das Land seine Ausfuhren verglichen mit dem Vorjahresmonat um 11,5 Prozent auf 160,8 Milliarden Dollar (141 Milliarden Euro). Zuletzt waren die chinesischen Exporte acht Monate in Folge zurückgegangen. Der Anstieg war größer als Analysten erwartet hatten. Und auch der Rückgang bei den Einfuhren schwächte sich zuletzt ab.

Handelsgigant China

Die Weltwirtschaft blickt heute mehr denn je auf China. Das Land ist zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt herangewachsen. Zahllose Länder hängen stark von der chinesischen Wirtschaft ab. So auch Deutschland: China ist für deutsche Unternehmen mittlerweile der viertwichtigste Handelspartner nach den USA, Großbritannien und Frankreich. Deutschlands Autokonzerne verkaufen in Fernost Millionen Autos, zahllose deutsche Mittelständler setzen ihre Maschinen und Anlagen nach China ab.

Der Wandel von Chinas Wirtschaft ist für Unternehmen und Staaten weltweit daher von großer Bedeutung. Dass es nun wieder positive Zeichen gibt, ist aber kein Grund zur Entwarnung. Denn viele Probleme, mit denen das Land derzeit kämpft, sind strukturell und lassen sich nicht schnell beheben. Der rasante Aufstieg Chinas brachte zwar mehr Wohlstand. Doch in vielen Branchen haben chinesische Konzerne auch enorme Überkapazitäten angehäuft. Allein in der Stahlindustrie verlieren deshalb wohl 1,3 Millionen Menschen ihre Jobs. Im Kohlesektor sollen mindestens 500 000 Stellen wegfallen.

Das Land soll unabhängiger von der Industrie werden

Lange Zeit profitierte China von seinen großen Kapazitäten und den niedrigen Löhnen und machte Konkurrenten auf der ganzen Welt mit extrem niedrigen Preisen zu schaffen. Doch durch das zeitweise zweistellige Wachstum in China stiegen auch die Löhne. Bei den Exporten gab es wieder mehr Konkurrenz. Die Kommunistische Partei versucht derzeit, das Land weniger abhängig von der Industrie zu machen und setzt verstärkt auf den Dienstleistungssektor. Dass die einst exorbitant hohen Wachstumsraten dadurch sinken, nimmt die chinesische Führung in Kauf.

Besonders schmerzhaft ist die Schwäche Chinas für Länder, die in großem Maße Rohstoffe exportieren, etwa Brasilien und Russland. China sorgte durch sein rapides Wachstum auch für eine steigende Nachfrage nach Öl und Gas. Der zuletzt erheblich gefallene Ölpreis hat daher - zumindest in Teilen - auch mit der Schwäche Chinas zu tun .

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