VW wird grün:Mit Schwung zum Ökoauto

Kehrtwende bei VW: Der Aufsichtsrat des Konzerns schlichtet im Streit mit Porsche - und billigt eine Öko-Strategie, die Vorbildcharakter haben soll.

Michael Kuntz

Der Aufsichtsrat von Volkswagen hat seinen Streit über die Kontrolle der Geschäfte des Konzerns mit seinem Großaktionär Porsche vorerst beigelegt.

VW wird grün: VW will das ökonomisch und ökologisch weltweit führende Autounternehmen werden

VW will das ökonomisch und ökologisch weltweit führende Autounternehmen werden

(Foto: Foto: ddp)

Die Porsche SE und das Land Niedersachsen als die beiden größten Aktionäre sowie die Vertreter der VW-Arbeitnehmer haben sich darauf verständigt, die Arbeitsweise der beiden Ausschüsse des Aufsichtsrates für Geschäfte mit Aktionären und für besondere Geschäftsbeziehungen "zu optimieren".

Nun sollen VW-Konzernchef Martin Winterkorn und Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch hierfür entsprechende Vorschläge ausarbeiten, teilte der Konzern im Anschluss an die Sitzung am Freitag in Wolfsburg mit.

Der Aufsichtsrat hatte im September die Einrichtung eines Ausschusses beschlossen, der die Geschäfte zwischen den einzelnen VW-Konzernmarken und dem Großaktionär Porsche überprüfen soll. Dies sollte im Vorhinein geschehen.

Eklat im September

Bis dahin fand eine Überprüfung nur im Nachhinein statt und noch dazu in einem Ausschuss, der angeblich nur selten getagt hatte. VW und Porsche arbeiten unter anderem beim Bau von Geländewagen zusammen. Der VW Touareg, der Audi Q7 und der Porsche Cayenne laufen in Bratislava vom selben Band.

Die Entscheidung vom September hatte im Aufsichtsrat für einen Eklat gesorgt, nachdem sich der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch der Stimme enthalten und damit dem Antrag der Arbeitnehmerseite zum Erfolg verholfen hatte. Aufsichtsrat Wolfgang Porsche hatte sich vor laufenden Fernsehkameras enttäuscht über das Verhalten seines Cousins gezeigt. Porsche wollte den Ausschuss an sich wieder abschaffen.

Der Aufsichtsrat hat am Freitag aber auch umfangreichen Investitionen für den Bau umweltfreundlicher Autos zugestimmt. Jährlich mehr als acht Milliarden Euro will der Konzern dafür aufwenden. Das ist die Antwort von Europas größtem Autohersteller auf die aktuelle Absatzkrise, heißt es im Umfeld des Gremiums, das in Wolfsburg tagte. Das Verhalten des Marktführers werde Auswirkungen auf die gesamte Autoindustrie haben, erwarten Branchenexperten.

Bis 2018 an die Spitze

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wollen VW-Chef Martin Winterkorn und sein Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch diese Planung kurzfristig justieren.

So soll sich der Aufsichtsrat spätestens bei seiner Sitzung vor der Bilanzvorlage Mitte März erneut mit dem Konzept beschäftigten und es gegebenenfalls anpassen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates von VW, Ferdinand Piëch, hatte sich kürzlich kämpferisch gezeigt: "Gehen Sie davon aus, dass der Volkswagen-Konzern gestärkt aus der augenblicklichen Krise hervorgeht."

VW will das ökonomisch und ökologisch weltweit führende Autounternehmen werden. Damit erweitert der Konzern nun sein Ziel, Toyota bis zum Jahr 2018 als größten Autohersteller abzulösen, um eine Umweltkomponente. Das gilt für alle neun Konzernmarken Volkswagen, Audi, Skoda, Seat, Lamborghini, Bentley, Bugatti, VW Nutzfahrzeuge und Scania. Ebenso wie BMW mit seiner Umweltausstattung "Blue Dynamics" oder Mercedes, Ford und Opel bietet VW bereits unter dem Namen "Blue Motion" sparsame und abgasarme Autos an.

So ist gerade auf der Los Angeles Auto Show (bis 30. November) der VW Jetta TDI zum "Green Car of the Year 2009" gewählt worden. Dieser Stufenheck-Golf wird von einem 2,0-Liter-Turbo-Motor mit Dieseldirekteinspritzung angetrieben und erfüllt die strengen Abgasnormen aller 50 US-Bundesstaaten. Die Auszeichnung wird seit 2005 vergeben.

Insgesamt bietet der Volkswagen-Konzern schon heute zwei Dutzend Fahrzeuge mit Emissionswerten unter 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer an, dem von der EU-Kommission geforderten Wert. Zahlreiche neue Modelle mit Emissionswerten unter 100 Gramm will VW in den Jahren 2009 und 2010 auf den Markt bringen. Dabei handelt es sich nicht nur um kleine Autos. VW hat beim Auto-Salon in Paris Anfang Oktober eine umweltfreundliche Version des Mittelklassewagens Passat vorgestellt.

Nun geht VW einen Schritt weiter und investiert umfangreich in alternative Antriebe und neue Motoren. Beim sogenannten Downsizing werden nicht unbedingt die Karosserien der Fahrzeuge kleiner, vielmehr geht es darum, aus einem kleineren Hubraum des Motors eine gleich große Leistung herauszuholen. Begleiten lässt Winterkorn die Investitionen von einer Überprüfung des Ausgabenverhaltens im gesamten Konzern.

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