VW-Betriebsratschef Osterloh:"Es gibt keinen Jobabbau"

Der Chef des Betriebsrats von Volkswagen, Bernd Osterloh, über die Sicherheit der Arbeitsplätze bei VW - und die Autounion.

Kristina Läsker und Michael Kuntz. Mit Video.

Nach der Übernahmeschlacht um Porsche kehrt endlich Ruhe ein bei Volkswagen. Bernd Osterloh, 52, Chef des Konzernbetriebsrats vertritt künftig 370.000 Mitarbeiter. Diese müssten aber weder die Fusion noch den Wegfall der Abwrackprämie fürchten: "Es wird keinen Stellenabbau geben."

Bernd Osterloh, VW, Foto: Hess

Bernd Osterloh ist Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Volkswagen und nach dem Zusammenschluss mit Porsche der wohl mächtigste Gewerkschafter in Europa.

(Foto: Foto: Hess)

SZ: Herr Osterloh, einige Experten sprechen bereits vom Aufschwung, ist das Ende der Krise schon erreicht?

Bernd Osterloh: Das glaube ich nicht. Die Erwartungen sind eher, dass sich der Markt im nächsten Jahr ohne Umweltprämie spürbar zurückentwickeln wird. Nach jetzigen Schätzungen rechnen wir mit einem Rückgang des deutschen Marktes um mehrere Hunderttausend Fahrzeuge. Das wird vor allem Hersteller treffen, die auf dem deutschen Markt nicht so verwurzelt sind. Man kann daraus kein Krisenszenario ableiten. Deutschland ist der wichtige Heimatmarkt von VW, aber wir sind exportorientiert. Insgesamt rechnen wir 2010 weltweit mit einer stabilen Entwicklung, die VW nicht fürchten muss.

SZ: Es wäre auch komisch, wenn Sie klagen, Volkswagen geht es doch gut...

Osterloh: ...wir sind in einer Sondersituation. Auch wegen der Umweltprämie sind wir in Deutschland äußerst erfolgreich: Unsere spritsparenden Modelle werden häufig nachgefragt - und das wird uns auch im nächsten Jahr helfen, wenn die Umweltprämie wegfällt.

SZ: Wie ist denn die Stimmung in der VW-Belegschaft?

Osterloh: Die letzte Betriebsversammlung hat gezeigt, dass die Mitarbeiter sehr erleichtert sind, dass endlich wieder Ruhe einkehrt. Diese öffentliche Auseinandersetzung war für beide Unternehmen nicht gut.

SZ: Gehen denn durch die Übernahme von Porsche Arbeitsplätze verloren?

Osterloh: Definitiv nicht. Da es bei den Fahrzeugen von Porsche und Volkswagen kaum Überschneidungen gibt, wird es keinen Stellenabbau geben. Der Vorstand denkt ja sogar über weitere Modellreihen für Porsche nach. VW ist auf Expansionskurs: Wir wollen in Asien und Nordamerika wachsen und weltweit die Nummer eins werden, das sichert auch die Arbeitsplätze in Deutschland.

Video 1: Ist die Krise vorbei?

SZ: Sie fordern für den neuen Volkswagen-Porsche-Konzern eine Beteiligung der Mitarbeiter am Kapital - warum?

Osterloh: Die Beteiligung an Volkswagen würde sicherlich dazu führen, dass die Beschäftigten sich besser mit dem Unternehmen identifizieren. Damit wollen wir auch unseren Positionen auf Hauptversammlungen Gehör verschaffen.

SZ: Es wird geschätzt, dass die Familien Porsche und Piëch künftig etwa 35 und 40 Prozent an VW halten, Niedersachsen 20 und Katar etwas weniger. IG-Metall-Chef Berthold Huber fordert nun ein Aktienpaket für VW-Mitarbeiter von zehn Prozent. Das ist doch unrealistisch.

Osterloh: Ich weiß nicht, bei welcher Prozentzahl wir landen werden. Es werden sicherlich nicht über Nacht zehn Prozent sein, sondern erst mal zwischen ein und fünf Prozent. Wichtiger ist es für uns, dass es schon bald Belegschaftskapital gibt und dass wir eine gute Form für dessen Verwaltung finden, sei es als Genossenschaft, Verein oder Stiftung.

Video 2: Was kommt nach der Abwrackprämie?

SZ: Es ist noch unklar, woher überhaupt das Geld für die Aktienkäufe kommen soll. Die Arbeitnehmer könnten ja in den aktuellen Tarifverhandlungen auf die Lohnerhöhungen verzichten.

Osterloh: Das darf man nicht vermengen; die Kapitalbeteiligung gehört nicht in die aktuelle Tarifrunde. Die IG Metall wird für Volkswagen nicht von ihrer Lohnforderung von mindestens 4,2 Prozent zusätzlich abrücken. Die hat es vor sieben Monaten für Audi, BMW, Opel, Ford und Porsche gegeben, und wir wollen nicht schlechter behandelt werden.

Video 3: Sind staatliche Hilfe für Opel schlecht für Volkswagen?

SZ: Ein neuer Herr im Hause Volkswagen ist künftig der Emir von Katar. Was hält dieser denn von den umfassenden Arbeitnehmerrechten bei VW?

Osterloh: Wir peilen für September ein erstes Treffen mit Vertretern von Katar an. Da wird es um die Volkswagen-Kultur und um die künftige Zusammenarbeit gehen.

SZ: VW-Chef Martin Winterkorn hat vorgeschlagen, den neuen Konzern Autounion zu nennen. Das war ein Witz, oder?

Osterloh: Ich kann Sie beruhigen, es gibt zurzeit keine Namensdebatte. Ich denke, dass es bei dem Namen Volkswagen AG bleiben wird.

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