VW-Betriebsräte:Zu viel Geld zeugt von zu viel Nähe zu den Mächtigen

VW-Betriebsräte: Der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh (rechts) mit Vorstandschef Matthias Müller bei einer Pressekonferenz in Wolfsburg.

Der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh (rechts) mit Vorstandschef Matthias Müller bei einer Pressekonferenz in Wolfsburg.

(Foto: AFP)

VW kürzt das sehr hohe Gehalt des Betriebsratschefs Osterloh drastisch. Er hätte gut daran getan, weniger zu nehmen. Doch die üppige Bezahlung ist nur Teil eines größeren Problems.

Kommentar von Klaus Ott

Bernd Osterloh, der Betriebsratschef von Volkswagen, hat sich in diesem Jahr heftig aufgeregt über "aus dem Lot geratene" Gehälter und Boni von Managern. Viele Konzernvorstände kassieren inzwischen hohe Millionenbeträge. Das verletze das "allgemeine Gerechtigkeitsempfinden", rügte Osterloh in einer gemeinsamen Erklärung mit Kollegen aus anderen Unternehmen wie BMW und Daimler. Aus dem Lot geraten ist allerdings auch, was manche Betriebsräte einstreichen, allen voran Osterloh selbst. Der hat in seinem, finanziell betrachtet, besten Jahr bei VW 750 000 Euro bekommen, 200 000 Euro Grundgehalt plus Bonuszahlungen.

Jetzt tritt der VW-Vorstand auf die Bremse. An Osterloh gehen plötzlich nur noch 96 000 Euro Gehalt im Jahr, Boni sind vorerst ausgesetzt. Das geschieht nicht aus besserer Einsicht, sondern weil Staatsanwälte den Konzern verdächtigen, den Betriebsratschef zu gut zu bezahlen. Gegen Osterloh wird nicht ermittelt, aber er hat genommen, was VW ihm gegeben hat. Er hätte gut daran getan, weniger zu nehmen. Nicht nur des allgemeinen Gerechtigkeitsempfindens wegen.

Osterloh lässt sich blenden von seiner angeblichen Bedeutung

Osterloh rechtfertigt sein hohes Salär auch damit, dass ihm "Managementqualitäten" zugeschrieben würden. In der Tat gilt bei VW der Betriebsratschef als Co-Manager. Osterlohs Job ist es aber, die Belegschaft zu vertreten. Er darf und soll dabei unternehmerisch mitdenken, aber er ist kein Manager-Ersatz. Wer sich zum Vorstand berufen fühlt, der muss die Seiten wechseln. Osterloh hätte Personalchef des Autokonzerns werden können, Millionengehalt inklusive. Dass Osterloh dieses Angebot ausgeschlagen hat, hält er sich zugute, trotzdem rechtfertigt es nicht seine hohe Entlohnung als Betriebsratschef.

Der Gewerkschafter kämpft immer wieder hart und erfolgreich für die Beschäftigten. Aber wie verführerisch und falsch die Rolle als Co-Manager ist, zeigt sich im Aufsichtsrat, dem Osterloh quasi kraft Amtes angehört. Im Kontrollgremium hätte der sonst so streitbare Gewerkschafter mit seinen Kollegen von der IG Metall und dem Land Niedersachsen als einem der Hauptaktionäre längst durchsetzen können, dass VW von Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn wegen der Abgasaffäre Schadenersatz fordert. Sollte Winterkorn von den manipulierten Schadstoffmessungen nichts gewusst haben, wie er behauptet, dann hätte er keine Ahnung gehabt, was im Unternehmen passiert. Das hätte Osterloh rügen können, stattdessen hat er Rücksicht auf vermeintliche Managerkollegen genommen - wohl, weil er sich blenden lässt von seiner angeblich übergroßen Bedeutung. Das ist zu viel Nähe zu den Mächtigen im Konzern. Und zu viel Geld für einen Betriebsratschef.

Ob 200 000 Euro im Jahr okay sind? Darüber ließe sich mit der Politik, die solche Gehälter per Gesetz rechtssicher machen könnte, trefflich streiten. Nicht aber über Boni, die ihm nicht zustehen. Normale Beschäftigte erhalten einige 1000 Euro Zuschlag im Jahr. Damit muss sich auch ein Osterloh begnügen. Er ist kein Manager.

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