VW-Aktionärsversammlung:Ferdinand Piëch setzt seine Frau in den VW-Aufsichtsrat

Familienunternehmen haben eigentlich einen guten Ruf. Nur ist der Aufsichtsrat von Volkswagen keine Erbengemeinschaft, sondern kontrolliert einen Milliardenkonzern. VW-Patriarch Piëch hat nun seine Frau in das Gremium geholt - dafür erntet er viel Kritik.

Ursula Piëch reiht sich ein in die Riege deutscher Unternehmergattinnen, die im Unternehmen des Gatten auch ordentlich mitmischen. Auf der Aktionärsversammlung von Volkswagen wurde sie Nachfolgerin von Tui-Chef Michael Frenzel in den Aufsichtsrat gewählt. Jenes Kontrollgremium, dem ihr Mann Ferdinand vorsitzt. Kritiker befürchten daher eine Vermischung von privaten und unternehmerischen Interessen bei VW.

Hauptversammlung Volkswagen AG

Setz dich schon mal: Ferdinand und Ursula Piëch posieren auf der Aktionärsversammlung.

(Foto: dapd)

Manche Aktionäre zweifeln auch an der Qualifikation der Unternehmergattin. In der Einladung an die Aktionäre (PDF-Datei) wurde Ursula Piëch so vorgestellt: "Kindergärtnerin und Horterzieherin mit zusätzlichem Prüfungsfach Wirtschaft und Recht (derzeit kein ausgeübter Beruf)".

Ursula Piëch selbst warb vor der Abstimmung noch um das Vertrauen der Aktionäre. "Gemeinsam mit meinem Ehemann kümmere ich mich um unsere unternehmerischen Beteiligungen. Von daher ist mir die Sichtweise der Groß- und Kleinaktionäre sehr wohl vertraut", sagte die 55-Jährige. Als sie ihre Rede auf der Hauptversammlung in Hamburg beendet hatte, sagte ihr Mann: "Danke, Ursula."

Ferdinand Piëch lernte die in Österreich geborene Ursula Plasser durch ein Inserat kennen, dann arbeitete die gelernte Kindergärtnerin im Haushalt von Ferdinand und seiner damaligen Lebensgefährtin Marlene Porsche. Im Weihnachtsurlaub kamen er und seine Angestellte sich näher - 1984 folgte schließlich die Hochzeit.

Einige Aktionäre verurteilten die Personalie. Ioannis Papassavvas etwa, Fondsmanager der Allianz Global Investors kritisierte im Handelsblatt eine Vermengung persönlicher Interessen mit Firmeninteressen. "Die Regeln der guten Unternehmensführung sehen vor, dass der Konzern durch unabhängige Mitglieder kontrolliert wird", kritisierte auch der Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, Daniel Bauer. Auf der Hauptversammlung kündigte er an, gegen Ursula Piëch zu stimmen.

Für Unmut sorgt neben ihrer Person auch die Machtkonzentration im VW-Aufsichtsrat: Die Porsches und Piëchs besetzen nun fünf von zehn Plätzen auf der Kapitalseite des Gremiums. Zwei Plätze besitzt der Porsche-Clan, die Piëch-Familie nun drei (hier als FTD-Infografik). Neun der zehn Plätze auf der Kapitalseite gehören den drei Großaktionären: Katar, dem Porsche-Piëch-Clan und dem Land Niedersachsen. Ferdinand Piëch behält seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender, obwohl der 75-Jährige die im Firmenkodex festgeschriebene Altersgrenze von 70 Jahren längst überschritten hat. Die schwedische Bankerin Annika Falkengren bleibt das einzige unabhängige Mitglied des Gremiums.

Zu Ursula Piëchs Befürwortern zählt neben den Großaktionären auch der VW-Betriebsrat: "Wir als Arbeitnehmer begrüßen die Kandidatur von Frau Piëch", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh der Frankfurter Rundschau. Ursula Piëch habe "über die Jahre großes Wissen über den Volkswagen-Konzern und die Automobilindustrie erworben". Sie verfüge zudem über eine hohe soziale Kompetenz. "Beides brauchen wir im Aufsichtsrat", sagte der Arbeitnehmervertreter.

Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat waren zuletzt in die Kritik geraten, weil sie das 17,4-Millionen-Euro-Salär von VW-Chef Martin Winterkorn nicht nur erlaubten, sondern auch noch verteidigten.

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