Vorwurf illegaler Kundenwerbung:Frankreich ermittelt gegen Großbank UBS

Frankreich weitet Steuer-Ermittlungen gegen UBS aus

Die französischen Justizbehörden erhöhen den Druck im Steuerstreit mit der Schweizer Großbank UBS.

(Foto: AFP)

Szenen wie in einem Agententhriller: Banker in Freizeitkleidung auf Kundenfang, bewaffnet mit Computerprogrammen, die sich im Notfall selbst zerstören - Mitarbeiter der Schweizer Großbank UBS sollen illegal reiche Franzosen als Kunden angeworben haben. Nun ermittelt die französische Justiz. Für die Bank wird es immer enger im Nachbarland.

Keine Spuren hinterlassen und ja nicht auffallen: Heimlich sollen Mitarbeiter der Schweizer Großbank UBS vermögende Franzosen angeworben haben. In Frankreich ist Kundenakquise im Bankengeschäft allerdings nur französischen Kreditinstituten erlaubt. Deswegen hat die französische Justiz nun Ermittlungen gegen die Schweizer Großbank UBS eingeleitet. Der Bank wird "illegale Kundenwerbung" zur Last gelegt, wie am Freitag aus Justizkreisen in Paris verlautete.

UBS-Mitarbeiter aus der Schweiz sollen den Ermittlern zufolge rechtswidrig und mit Einverständnis der Bank versucht haben, wohlhabende Franzosen davon zu überzeugen, heimlich Konten in der Schweiz zu eröffnen. Die Finanzströme zwischen beiden Ländern sollen sie durch doppelte Buchführung verschleiert haben.

Noch mehr ins Detail geht das Wall Street Journal, das sich auf Interviews mit sechs ehemaligen UBS-Mitarbeitern beruft. Die Banker sollen in Freizeitkleidung und ohne verräterische UBS-Dokumente regelmäßig nach Frankreich gereist sein. Die notwendigen Daten hatten sie angeblich verschlüsselt in Computern dabei: Über das Kartenspiel Patience habe man ein geheimes Programm öffnen können. "Für den Fall, dass etwas schiefgehen würde, hatten wir noch ein anderes Passwort. Das hätte automatisch alle Daten auf dem Computer gelöscht", zitiert die Zeitung einen angeblichen Insider.

In Frankreich gibt es seit längerem den Verdacht, UBS-Mitarbeiter hätten potenziellen Kunden Anlagemöglichkeiten angeboten - nach Ansicht der Ermittler, um Steuern zu hinterziehen.

Kampf gegen Steuerhinterziehung

Unter dem sozialistischen Präsidenten François Hollande geht Frankreich massiv gegen Steuerhinterziehung vor. Dies bekommt nun auch die UBS verschärft zu spüren. Im Zuge der Ermittlungen wurde die Schweizer Bank auch wegen Geldwäsche im Zusammenhang mit illegaler Kundenwerbung und Geldwäsche im Zusammenhang mit Steuerbetrug zu einem Zeugen mit Rechtsbeistand erklärt. In Frankreich ist dies ein Zwischenstatus zwischen Zeugen und Beschuldigtem.

In der gleichen Affäre war erst vor wenigen Tagen ein formelles Ermittlungsverfahren gegen die Frankreich-Tochter der UBS eingeleitet worden. Gegen mehrere frühere UBS-Verantwortliche in Frankreich laufen bereits formelle Ermittlungsverfahren.

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