Vorbilder:Mach dein Ding!

Super-Managerinnen wie Sheryl Sandberg oder Ursula von der Leyen taugen nicht zur Identifikation. Besser ist es, seinen eigenen Weg zu gehen.

Von C. Hoffmann

Zum Beispiel Sheryl Sandberg: Frontfrau von Facebook, Milliardärin, Feministin und Mutter. Bei öffentlichen Auftritten erzählt Sandberg schon mal, wie sie während einer Telefonkonferenz für ihr Baby Milch abpumpte. Das Wirtschaftsmagazin Forbes stellt sie auf eine Stufe mit Michelle Obama. Selbstbewusst steuert Sandberg das Leben zwischen Konferenz- und Küchentisch. Sie kennt sich aus in den obersten Konzernetagen und weiß, wie Frau Karriere macht: mit dem unbedingten Willen zum Erfolg. Für viele ist Sandberg ein Vorbild. Angeblich werden solche role models dringend gebraucht - zur beruflichen und auch privaten Orientierung.

Aber taugen Super-Managerinnen wie Sandberg, Marissa Mayer oder Ursula von der Leyen wirklich zur Identifikation? Bringen sie Frauen, die es im Beruf nach ganz oben schaffen wollen, voran? Können sie das persönliche Handeln ihrer Bewunderer positiv beeinflussen? Oder schwärmen Nachwuchskräfte nur kurz für diese Erfolgsmenschen, bestaunen ihre Popularität und Perfektion, wissen aber, dass sie unerreichbar bleiben, eine Ausnahmeerscheinung. Und oft auch Produkt von Beratern, Coaches und Stylisten sind: Kunstfiguren, denen nachzustreben nur eines bringt - Frust.

Die Schönheitskönigin taugt ja auch nicht als Vorbild für die durchschnittliche Deutsche, die davon träumt, dass das Glück mit ein paar Kilo weniger kommt. Das radikale Schlankheitsideal nutzt gewöhnlichen Abnehmwilligen herzlich wenig. Es wäre besser, statt strenger Diätpläne realistische Erwartungen zu haben. Das gilt auch im Beruf. Oft ist ja die Persönlichkeit die eigentliche Problemzone. Ein gestörtes Selbstbewusstsein aber lässt sich nicht weghungern, und es wird auch nicht durch ein strahlendes Vorbild geheilt. Wer abnehmen will, muss es für sich selbst tun. Und wer im Beruf vorankommen will, der sollte sein eigenes Ding machen. Nur dann hat das Ganze Aussicht auf Erfolg.

Wer ewig nur andere nachahmt, wirkt nicht echt. Natürlich kennt jeder diesen Satz: "Ich wäre gern wie . . ." Vielleicht wären wir gern so schlau wie Sheryl Sandberg, so hübsch wie Marissa Mayer, so mächtig wie Angela Merkel, so tough wie Ursula von der Leyen. Doch bei all diesen Vergleichen vergessen die Menschen, sich selbst treu zu bleiben. Nur wer weiß, was ihm am besten liegt, wer seine Talente und Fähigkeiten pflegt, kann sich selbst und andere voranbringen. Das ist motivierender als jedes Vorbild.

Wer man ist, was man tut, was man kann, muss jeder für sich selbst herausfinden. Das kann manchmal ganz schön quälend sein. Aber die Anstrengung lohnt sich: Auch in der Arbeitswelt ist das Original gefragt, und nicht die Kopie.

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