Von Martin Blessing bis Anshu Jain:Wie die Bankchefs ihren persönlichen Stress abbauen

In den Wäldern des Taunus trainiert Commerzbank-Chef Blessing für die Marathonstrecke. Die Leiter der Deutschen Bank greifen lieber zum Tischtennisball und zum Golfschläger.

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Der Marathon-Mann: laufen, laufen, laufen

Commerzbank Bilanz

Quelle: picture alliance / dpa

Wenn eine Bank gestresst wird, dann spüren das jene Menschen besonders, die an ihrer Spitze stehen. Wie bauen die Bankchefs eigentlich ihren persönlichen Stress ab? Ein Mann, der damit Erfahrung hat, ist Commerzbank-Chef Martin Blessing (Foto: dpa). Der 51-Jährige steht seit 2008 unter Stress, damals musste sein Institut mit Staatshilfe gerettet werden. Sein Mittel dagegen: laufen, laufen, laufen. Wann immer es geht, trainiert er in den Wäldern des Taunus für die Marathonstrecke. Einmal, Ende 2009, ging das auch schief: Blessing riss sich mehrere Bänder, als er sich den Fuß auf einer Baumwurzel vertrat. Danach war es erst einmal vorbei mit Laufen, zumal ihm auch kaum mehr Zeit blieb. Über Jahre hatte er damit zu tun, die Kapitaldecke seiner Bank zu stärken. Seit einiger Zeit trainiert Blessing wieder, und wie man hört, soll auch seine Bank fit genug sein, um den Stresstest zu bestehen.

Harald Freiberger

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Die Chefaufseherin: shoppen mit der Enkelin

Daniele Nouy

Quelle: picture alliance / dpa

Vielleicht hat Danièle Nouy (Foto: dpa) als Jugendliche ihrem Vater bei der Arbeit einmal über die Schulter geschaut. Der Vater arbeitete nämlich damals bei der französischen Notenbank Banque de France, dort wo auch Nouy im Jahr 1974 ihre Karriere begann. Die Juristin wird von November an für fünf Jahre die Europäische Bankenaufsicht leiten, doch waren schon die vergangenen Monate belastend. Nouy musste eine neue Behörde schaffen, gleichzeitig mussten im Tagesgeschäft Europas Banken überprüft werden. Da hätte vieles schiefgehen können. Nouy scheint ein gutes Händchen gehabt zu haben. Selbst die im Vorfeld befürchteten Spekulationen an den Finanzmärkten darüber, welche Banken den Stresstest bestehen oder nicht, blieben weitgehend aus. Nouy fühlt sich in Frankfurt wohl, wie man hört. Zur Entspannung geht sie gerne mit ihrer 18-jährigen Enkelin shoppen - in Paris.

Markus Zydra

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Immer am Ball: Tischtennis oder Golf

File photo of Fitschen and Jain Co-Chairmen of the Management board and the Group Executive Committee of Deutsche Bank AG

Quelle: REUTERS

Ballsport muss es sein, so viel ist klar. Darin ist sich die Doppelspitze der Deutschen Bank einig, wenn es um das Thema Freizeit geht. Doch dann gehen die Meinungen auseinander: Während Jürgen Fitschen (Foto: Reuters) begeisterter Tischtennisspieler ist, schwingt Anshu Jain (rechts) lieber den Golfschläger.

Viel Zeit für diese Hobbys bleibt den Chefs des größten Geldhauses des Landes ohnehin nicht - der Terminkalender ist eng durchgetaktet. Realistischer ist es da schon, mal ein Match im Fernsehen anzusehen. Wenn Zeit für Sport am Bildschirm bleibt, könnten sich beide wohl ohne Probleme auf ein Fußballspiel einigen, auch wenn Jain eigentlich Anhänger des Crickets ist. Welche Fußballmannschaft die beiden favorisieren, ist ein heikles Thema. Es könnte ja den ein oder anderen Kunden abschrecken, wenn der Deutsche-Bank-Chef ausgerechnet ein Fan des gegnerischen Vereins ist. Wem drücken sie die Daumen? "Der Nationalmannschaft", sagt Jain auf diese Frage gern schmunzelnd.

Stressabbau ohne Ball sieht bei Jain und Fitschen sehr unterschiedlich aus: Fitschen reitet für sein Leben gern. Jain hingegen zieht es für echte Erholung in die Ferne: Er ist passionierter Tierfotograf. Die Aufnahmen von Safaris in Indien und Afrika schmücken sein Büro.

Andrea Rexer

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Der Bundesbanker: Gassi mit dem Hund

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Quelle: imago stock&people

Der für Banken- und Finanzaufsicht verantwortliche Bundesbankvorstand Andreas Dombret (Foto: imago) hat lange in der privaten Kreditwirtschaft gearbeitet. Die Finanzkrise erlebte er bei der Bank of America. Er kennt also die Kniffe der Profis, und weiß, wo man ansetzen muss, um die Finanzbranche sicherer zu machen. Doch die ambitionierte Aufgabe, Deutschlands wichtigste Institute auf Herz und Nieren zu prüfen, brachte ihm in den vergangenen Monaten natürlich viel Stress, der sich auch an diesem Wochenende einstellen dürfte. Wie Dombret damit umgeht? Er baut die Belastung durch Spaziergänge ab. Da hat er dann seinen Hund dabei. Manchmal begleitet ihn Felix Hufeld, der Direktor der Versicherungsaufsicht bei der Bafin. Der hat auch einen Hund und wohnt in der Nähe. Ein Museumsbesuch lädt Dombrets Akku ebenso wie manchmal die Lektüre einer guten Zeitung.

Markus Zydra

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Verfassungsklage Hypo Alpe Adria

Quelle: picture alliance / dpa

Es ist ein anspruchsvolles Programm, dem sich Johannes-Jörg Riegler jeden Morgen unterzieht, bevor er das Haus verlässt: Der Chef der BayernLB (Foto: dpa) trainiert erst eine Stunde lang Ausdauer, danach eine halbe Stunde lang Kraft. Er macht das, wann immer es geht, wenn also zum Beispiel keine Dienstreise ansteht, die ihn noch früher aus dem Bett wirft. Riegler, der von der NordLB kam, ist seit 1. April Chef der Bayerischen Landesbank. Als solcher hat er nicht nur mit dem Stresstest Stress, sondern auch mit der Republik Österreich. Sie verweigert ihm die Rückzahlung von 2,3 Milliarden Euro, die die BayernLB ihrer österreichischen Pleite-Tochter Hypo Alpe Adria einst gab. Vergangene Woche legte sein Institut deswegen Verfassungsklage in Wien ein. Der Mann hat viel um die Ohren. Vielleicht ist das der Grund, warum er neuerdings aufs Rasieren am Morgen verzichtet und Vollbart trägt.

Harald Freiberger

© SZ vom 21.10.2014
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