Volkswagen:Zeitplan ist in Gefahr

Probleme bei VW: Der erwartete Ermittlungsbericht, der die Abgasmanipulationen aufklären soll, wird wahrscheinlich verschoben. Auch das Ultimatum eines US-Richters läuft an diesem Donnerstag aus.

Die Wochen, die eigentlich Klarheit bringen sollen, bringen Volkswagen zurzeit vor allem eines: immer mehr Unklarheit. Und möglicherweise neuen Ärger.

An diesem Donnerstag läuft ein Ultimatum des US-Richters Charles Breyer aus - bis dahin muss sich der Konzern aus Wolfsburg mit der US-Umweltbehörde EPA darüber einig werden, ob seine Dieselautos repariert oder zurückgekauft werden, andernfalls droht vom Sommer an ein äußerst schmerzhafter Gerichtsprozess. Noch aber ist nichts nach außen gesickert - im Konzern weiß man, wie heikel die Sache ist. Und wie groß die Notwendigkeit, sich zu einigen.

Am Freitag dann kommt der Aufsichtsrat zusammen, um über die Bilanzzahlen des Jahres 2015 zu beraten, denn in der kommenden Woche soll endlich die VW-Bilanz für 2015 veröffentlicht werden. Analysten zufolge muss der Konzern wegen der Abgaskrise einen herben Gewinneinbruch melden. Im letzten Quartal 2015 ist der Überschuss den Schätzungen zufolge um 60 Prozent auf 913 Millionen Euro eingebrochen, der Umsatz ging um rund fünf Prozent auf gut 52 Milliarden Euro zurück. Das Unternehmen muss einem Insider zufolge wegen des Abgas-Skandals in seiner Bilanz für 2015 mehr als zehn Milliarden Euro zur Seite legen. Im dritten Quartal lag die Rückstellung bereits bei 6,7 Milliarden Euro.

Die Anwälte sollen dem Aufsichtsrat erste Ergebnisse vorlegen

Erwartet wird bei der Aufsichtsratssitzung auch eine Aufklärung der Affäre durch einen Bericht der US-Kanzlei Jones Day. Die Anwälte sind seit Monaten dabei, die Verfehlungen aufzuklären. Bis zur Jahrespressekonferenz Ende April, so der Plan, wollte VW eigentlich wichtige Zwischenergebnisse zu den Untersuchungen veröffentlichen. Allerdings sieht es inzwischen so aus, als könnte der Zeitplan kippen: VW könnte seine für die zweite Aprilhälfte angekündigten Ermittlungsergebnisse verschieben, der große Aufklärungsbericht käme damit erst später. Die internen Ermittlungen seien angeblich noch so weit, heißt es.

Andererseits hänge die Verschiebung auch an der Gemengelage in den USA, sagten Insider: Ob der Konzern in den nächsten Tagen und Wochen seine Ermittlungsergebnisse bekanntgeben könne, hänge unter anderem auch davon ab, wie die Richterentscheidung am Donnerstag ausgehe. Das Wall Street Journal schrieb zuletzt, VW habe vom US-Justizministerium die Ansage bekommen, auf eine Veröffentlichung von Zwischenständen zu verzichten, da dies Folgen für die Ermittlungen in den USA haben könnte. Das Problem: Hier drohen Milliardenstrafen. So oder so: Die Sache ist vertrackt und unübersichtlich.

Für VW wäre dies ein weiterer Schlag: Seit Monaten schon verweist das Unternehmen auf die letzte Aprilwoche, vorher werde man keine Aussagen zu Schuldigen oder Details der Dieselmanipulationen machen können. Damit habe der Konzern eine "gewisse Erwartungshaltung" in der Öffentlichkeit aufgebaut, kritisiert ein Insider.

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