Volkswagen:Widerstand gegen Affenversuche

Ein interner Untersuchungsbericht zeigt: Mindestens ein Manager versuchte, die umstrittenen Abgastests mit Affen zu verhindern. Doch er wurde überstimmt.

Von Angelika Slavik, Wolfsburg

Mindestens ein Manager bei Volkswagen versuchte, die umstrittenen Abgastest mit Affen zu verhindern. Das geht aus einem Untersuchungsbericht zur Causa hervor, den der Vorstand am Freitag dem Aufsichtsrat vorlegen wird. Demnach sei die erste Versuchsanordnung, mit der die Auswirkungen von Dieselpartikeln in der Atemluft sogar an Menschen getestet werden sollten, vom Beirat des Forschungsinstituts EUGT durchgewinkt worden - erst die Rechtsabteilung von Volkswagen hatte Bedenken. Als dann Affen als Versuchstiere herhalten sollten, hatte die Rechtsabteilung keine Einsprüche. Es gab aber Widerstand eines hochrangigen Mitarbeiters in der Aggregateentwicklung - dieser wurde jedoch von einem führenden Entwickler überstimmt. Dieser Entwickler habe auch angewiesen, für die Tests einen VW Beetle zur Verfügung zu stellen. Rechtlich seien die Versuche mit Affen nicht zu beanstanden, verlautet aus dem Konzernumfeld. Allerdings falle die moralische Bewertung der Vorgänge auch im Konzernvorstand anders aus. Vorstandschef Matthias Müller nannte die Affentests bereits unmittelbar nach ihrem Bekanntwerden "abstoßend und zutiefst beschämend". Als Konsequenz will Volkswagen nun offenbar alle Forschungskooperationen mit anderen großen Autoherstellern auflösen, ist zu hören. Das EUGT sei nur der Anfang gewesen. Es gebe im Vorstand Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Instituten wie EUGT, das einst von Daimler, VW, Bosch und BMW gemeinsam gegründet worden war. Die wissenschaftlichen Ereignisse seien zweifelhaft und die Optik unglücklich, wenn Institute unter neutralem Namen arbeiteten, aber von der Autoindustrie bezahlt würden; diese Sichtweise scheint sich im Konzern durchzusetzen. Auch Kooperationen mit Universitäten sollen überprüft werden.

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