Volkswagen:VW will verurteiltem Manager kündigen

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  • Der VW-Konzern will seinem verurteilten Manager Oliver S. offenbar kündigen. Er würde dadurch auch seinen Anspruch auf Betriebsrente verlieren.
  • Ein US-Gericht hatte den ehemaligen Leiter einer VW-Umweltzertifizierungsstelle am Dienstag zu sieben Jahren Gefängnis sowie zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt.

Dem in den USA zu einer langen Haftstrafe verurteilten VW-Manager Oliver S. droht nun auch der Jobverlust. Wie die Bild-Zeitung berichtet, will der Konzern seinem Mitarbeiter die Kündigung zustellen. Der 48-Jährige, der seit Januar wegen seiner Beteiligung am Dieselskandal in Untersuchungshaft sitzt, würde damit auch seinen Anspruch auf Betriebsrente verlieren, heißt es.

VW wollte die Umstände am Donnerstag aufgrund der Persönlichkeitsrechte seines Managers nicht kommentieren und war am Freitag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Nach SZ-Informationen ist S. noch beim Autokonzern angestellt, sein Vertrag befinde sich aber in Abwicklung.

Ein Gericht in Detroit hatte S. am Dienstag zu einer Gefängnisstrafe von sieben Jahren sowie zur Zahlung einer Geldstrafe von 400 000 Dollar verurteilt. Richter Sean Cox verhängte damit die Höchststrafe in dem Fall. Dabei war S. nach Ansicht des Richters nicht letztverantwortlich für den Dieselskandal, sondern handelte wohl auf Weisung. In einem Schreiben an das Gericht kurz vor der Urteilsverkündung hatte Oliver S. mitgeteilt, er fühle sich von VW hintergangen. Er habe schließlich nur getan, was ihm aufgetragen wurde.

"Der Mitarbeiter hat keine Chance auf Unterstützung"

S., der aus einer niedersächsischen Kleinstadt stammt, leitete mehrere Jahre lang die VW-Umweltzertifizierungsstelle in Michigan und war für den Kontakt zu den US-Umweltbehörden zuständig. Er hatte die Vorwürfe zunächst abgestritten. Im August bekannte er sich aber schuldig, die Behörden betrogen und gegen das Luftreinhaltungsgesetz verstoßen zu haben.

Auf finanzielle Hilfe des VW-Konzerns kann S. wohl nicht hoffen. "Der Mitarbeiter hat keine Chance auf Unterstützung", sagt der Jurist Helmut Görling, Compliance-Experte bei der Anwaltskanzlei Herbert Smith Freehills. Würde das Unternehmen ihm in irgendeiner Form finanziell beistehen, etwa die Geldstrafe oder den Umzug in die USA zahlen, den die Ehefrau des Verurteilten offenbar unternommen hat, dann würden sich die Entscheider dem Vorwurf ausgesetzt sehen, Straftaten zu unterstützen. Das könnte eine Pflichtverletzung oder sogar eine Untreue darstellen.

S. ist nach dem Manager James L. der zweite VW-Angestellte, der in den USA zu einer längeren Haftstrafe verurteilt wird. L. wurde für drei Jahre und vier Monate ins Gefängnis geschickt. Fünf andere VW-Manager, nach denen die US-Behörden weiterhin fahnden, sollen sich in Deutschland befinden. Die Bundesrepublik liefert deutche Staatsbürger nicht aus.

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