Volkswagen und Prevent:Ein Fall für den Anwalt

Automobile Seat Cover Manufacture At Prevent's Bosnia Plants

Die Firmen der Prevent-Gruppe sind wichtige Zulieferer für die Autohersteller: Unter anderem produzieren sie Teile für Autositze.

(Foto: Oliver Bunic/Bloomberg)

Prevent lässt prüfen, ob Volkswagen illegal gehandelt hat, als der Konzern den Autozulieferer hat ausspähen lassen. Bisher sieht es aber so aus, dass der VW-Privatdetektiv ganz normal recherchiert hat - etwa über öffentliche Daten.

Von Max Hägler

Ist der Detektiv-Fall von Volkswagen wirklich strafrechtlich relevant? Und wer wusste davon? Am Wochenende ist bekannt geworden, dass der Autokonzern eingehende Recherchen über einen Zulieferer anstellte. Betroffen sind die Familie Hastor, die aus Deutschland und Bosnien stammt, und Manager ihrer verschiedenen Firmen, vor allem der Prevent-Gruppe. "Ein Datenschutzrechtler geht die Dinge durch, er sieht das sehr kritisch", sagt nun ihr Anwalt Wolf-Rüdiger Bub von der Münchner Kanzlei Bub, Gauweiler. Ein Detektiv, dem Vernehmen nach aus Berlin, hatte die Recherche wohl übernommen, wobei sich die Ergebnisse überwiegend nicht ganz so detektivhaft lesen: Mittels Wirtschaftsauskunfteien, Facebook, Handelsregister und ein Inspizieren von Klingelschildern - also öffentlich zugängliche Daten - wurden Lebensläufe erstellt, einschließlich Angaben zu Wohnverhältnissen. Es finden sich keine Protokolle über Nachstellungen oder abgehörte Gespräche. Allerdings gibt es Hinweise, dass vor Ort, etwa bei Nachbarn, unter Vorspiegelung falscher Identitäten recherchiert wurde - das wäre heikel und verstieße gegen Konzernregeln, heißt es bei VW. Vor allem der Zeitpunkt habe überrascht, sagt Bub: "Der Auftrag zur Überwachung wurde im Frühjahr 2017 erteilt, da hatten wir uns seit mehr als einem halben Jahr geeinigt". Im Sommer 2016 ging es hoch her zwischen der Hastor-Familie und VW: Im Streit um bessere Konditionen und Geld stoppten zwei Prevent-Firmen, Car Trim und ES Guss, ihre Zulieferung. Weil deshalb Motorteile fehlten und Autositze, kam sogar die Golf-Produktion zum Erliegen. Am Ende der Auseinandersetzung musste der Zulieferer eine Million Euro Vertragsstrafe pro Ausfalltag zahlen. Und es wurde eine Clearingstelle eingerichtet: dort sollten künftig alle kaufmännischen, rechtlichen und technischen Fragen geklärt werden. Nur einmal in 19 Monaten sei diese angerufen worden, sagt Anwalt Bub. Doch Ende März 2018 kündigte VW fristlos alle Verträge - nachdem sich VW aus Selbstschutz und vielleicht aus Revanche alternative Lieferanten aufgebaut hatte. Das ist der Grundkonflikt, der viel schwerer wiegt für Prevent als die Dossier-Seiten. "Wir klagen gegen die Anfechtungen und Kündigungen, die eine Art öffentliche Hinrichtung eines angeblich widerspenstigen Partners sind, und sehen hier gewaltige kartellrechtliche Verstöße", sagt Bub.

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