Volkswagen und Porsche:Schmerzen nach dem Angriff

Große institutionelle Anleger sind schwer erbost über die missglückte Attacke von Porsche auf Volkswagen im Jahr 2008. Sie fordern von Porsche zwei Milliarden Euro Schadenersatz. Der Sportwagenhersteller hält die Vorwürfe für "unbegründet" - doch eine Fusion mit VW rückt in weite Ferne.

Thomas Fromm

Es war diese Art von Statistik, die Autohersteller gerne zum Jahresende veröffentlichen, wenn sie Größe zeigen wollen. Wenn es nicht nur um Absatz und Gewinn gehen soll. Rund eine halbe Million Arbeiter und Angestellte, teilte der VW-Konzern in diesen Tagen mit, waren zuletzt auf der Gehaltsliste des Autobauers, 100.000 mehr als vor einem Jahr.

Porsche Leipzig - Logo

Die Kläger werfen Porsche vor, ihre seinerzeit heimlich gekauften Optionen auf "nahezu die gesamten handelbaren VW-Stammaktien" absichtlich verspätet öffentlich gemacht und dadurch eine starke Kurssteigerung ausgelöst zu haben.

(Foto: dpa)

Die meisten davon wurden quasi übernommen: Der Lkw-Hersteller MAN mit seinen 50.000 Beschäftigten gehört nun mehrheitlich ebenso zum Konzern wie Europas größter Autohändler, die Salzburger Porsche Holding mit ihren 20.000 Leuten. Und doch würden die Wolfsburger über die Verschmelzung mit dem Sportwagenbauer Porsche gerne noch schneller wachsen - wären da nicht die Altlasten der Vergangenheit. Juristische Probleme, die noch aus der Zeit des gescheiterten Übernahmeversuchs durch Porsche vor drei Jahren stammen und die noch längst nicht ausgestanden sind.

Schwer verschätzt

So haben sieben Investmentgesellschaften - darunter auch angelsächsische Hedge-Fonds - vor dem Landgericht Stuttgart nun eine neue Klage gegen Porsche eingereicht. Es geht um rund zwei Milliarden Euro. Ersatz für Schäden, so die Kläger, die ihnen im Zuge der Porsche-Attacke auf VW im Jahre 2008 entstanden seien.

Die Kläger werfen Porsche vor, ihre seinerzeit heimlich gekauften Optionen auf "nahezu die gesamten handelbaren VW-Stammaktien" absichtlich verspätet öffentlich gemacht und dadurch eine starke Kurssteigerung ausgelöst zu haben. Folge: Erst einmal mehrere Milliarden Euro Gewinn. Dann aber hatte sich die schwäbische Sportwagenschmiede unter ihrem damaligen Chef Wendelin Wiedeking bei ihrem Übernahmemanöver schwer verschätzt und am Ende Milliardenverluste aufgetürmt.

Zwar drehte VW am Ende den Spieß um und übernahm selbst Porsche. Gegen den Zuffenhausener Autohersteller aber häufen sich seitdem die Klagen internationaler Investoren wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation. In der Porsche-Zentrale hat man sich auf eine einfache Sprachregelung geeinigt: Man halte die Vorwürfe für "unbegründet" - so auch die Reaktion auf die jüngste Klage.

Allerdings haben die juristischen Querelen schwerwiegende Folgen für die strategische Planung in Wolfsburg. Eigentlich sollte Porsche so schnell wie möglich als eigene Marke vollständig in den VW-Konzern integriert werden. Um schneller zu wachsen, aber auch, um die Zusammenarbeit beider Autobauer zu verbessern.

Das Zusammengehen mit der Edelschmiede aber wird immer mehr zu einer Hängepartie. Eine rasche Fusion mit dem Unternehmen gilt wegen der vielen juristischen Probleme als kaum durchführbar - denn VW würde sich so sämtliche Risiken Porsches mit ins eigene Haus holen.

Statt der großen Verschmelzung kam zuletzt Plan B ins Spiel: Demnach könnte VW von 2013 an zunächst nur das reine Autogeschäft der Porsche AG kaufen - ohne beide Konzerne gleich ganz zu verschmelzen. Schon heute hält VW 49,9 Prozent der Porsche AG - 3,9 Milliarden Euro hatte man für den Anteil gezahlt. Allerdings hat auch Plan B seine Fallstricke: Denn steuerfrei wäre der Kauf erst ab Mitte 2014. "Gehen Sie davon aus: Es wird gut werden", sagte VW-Chef Martin Winterkorn erst kürzlich. Was er allerdings nicht sagte, war, dass das Ganze schnell geht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: