Volkswagen:Sie entscheiden über Winterkorns Zukunft

Nach dem überraschenden Vorstoß von VW-Aufsichtsratschef Piëch ist die Zukunft von Konzernlenker Winterkorn völlig ungewiss. Wie entscheidet der Aufsichtsrat? Überblick über die mächtigsten Akteure.

Von Christopher Eichfelder

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Nur die Piëchs "auf Distanz zu Winterkorn"

Chairman of the Board of German carmaker Volkswagen AG Piech and CEO Winterkorn smiles before the company's annual shareholder meeting in Hamburg

Quelle: REUTERS

Volkswagen-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch (rechts) klang zuletzt fast so, als hätte er Vorstandsboss Martin Winterkorn besser gestern als heute schon abgesägt. Das vernachlässigte USA-Geschäft würde Piëch am liebsten als grobe Pflichtverletzung im Amt aussehen lassen - um ihn dann vom Hof zu jagen. Aber so einfach geht das auch wieder nicht: Im VW-Aufsichtsrat sitzen zehn Vertreter der Arbeitgeber und zehn der Arbeitnehmerseite. Zwar hätte Piëch im Fall eines Patts zwei Stimmen - aber derzeit steht der Patriarch fast alleine da. Ein Überblick über die entscheidenden Mitspieler (Aufnahme von 2007).

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Der Piëch-Clan

Volkswagen AG Annual General Meeting

Quelle: Bloomberg

Die Piëchs sind zu dritt im Aufsichtsrat vertreten, Ferdinand Piëch gibt intern den Kurs vor. Offiziell spricht eigentlich sein Bruder Hans Michel Piëch für die Familie. Praktisch setzt der Eigner einer Wiener Kanzlei aber nur um, was mit seinem älteren Bruder Ferdinand abgestimmt wurde - beziehungsweise was der ihm gesagt hat. Auch Ferdinand Piëchs Frau Ursula geht die abgesteckte Route als engste Vertraute mit, womit drei Stimmen gegen Winterkorn sicher wären. (Im Bild das Ehepaar Piëch im Jahr 2013.)

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Die Porsche-Familie

Wolfgang Porsche

Quelle: dpa

Ferdinand und Wolfgang Porsche sind das stärkste Gegengewicht zum Piëch-Lager. Das gilt auch im aktuellen Streit um Winterkorn. Piëchs Aussage sei nur eine "Privatmeinung", sagte Wolfgang Porsche. Insofern wird Winterkorn von ihrer Seite kaum Ungemach drohen - schon aus Prinzip, um auf Konfrontation mit "dem Alten" Piëch zu gehen. (Die Aufnahme von 2014 zeigt Wolfgang Porsche.)

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Das Land Niedersachsen

Hannover Messe 2015

Quelle: dpa

Für Niedersachsen sitzt Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im VW-Aufsichtsrat. Und der würde derzeit wohl kaum bei einer Palastrevolution mitmischen wollen. Folgerichtig äußerte er sich entsprechend vorsichtig: "Wenn man etwas zu besprechen hat, dann sollte man das intern tun". Ein diskreter Rüffel in Richtung Piëch. Sein Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) stellte sich gestern sogar deutlich schützend vor Winterkorn - das Land "schätze die Arbeit des Vorstandsvorsitzenden sehr." Niedersachsen als Piëch-Verbündeter in der Causa Winterkorn? Derzeit wohl ausgeschlossen. (Im Bild: Martin Winterkorn (links) und Stephan Weil auf der Hannover Messe 2015)

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Die Unternehmensvertreter und Gewerkschaften

Bernd Osterloh

Quelle: dpa

Aufsichtsratsvize Berthold Huber (IG Metall) hat sich noch nicht geäußert, dafür aber Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh (hier auf einer Aufnahme von 2010). Winterkorn ist in seinen Augen verantwortlich für die "seit 2007 beispiellose Erfolgsgeschichte des Konzerns". Die Arbeitnehemerseite steht klar hinter Winterkorn. Ein krasser Stimmungsumschwung? Derzeit nicht in Sicht.

Weitere Mitglieder des Gremiums haben sich bisher nicht zum Disput geäußert. Aber auch zusammen mit den Stimmen der beiden Vertreter des VW-Aktionärs Katar sowie dem Votum von Annika Falkengren (Skandinaviska Enskilda Banken) sollte Piëch derzeit keine Mehrheit gegen Winterkorn zusammenbekommen. Der jüngste Schlag des VW-Patriarchen könnte ein krasser Fehlschlag werden.

© SZ.de/jasch/infu
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