Volkswagen:Porsche stellt sich hinter Winterkorn

  • Die Porsche Holding will trotz laufender Ermittlungen den kompletten VW-Vorstand entlasten.
  • Damit entspannt sich die Lage für Ex-VW-Chef Martin Winterkorn und VW-Markenvorstand Herbert Diess ein wenig: Die Porsche SE verfügt über mehr als die Hälfte der Stimmrechte bei VW.

Unmittelbar vor Beginn der VW-Hauptversammlung hat die Porsche Holding (PSE) bekannt gegeben, den Vorstand des Autobauers trotz Abgaskrise und laufender Ermittlungen entlasten zu wollen. "Die Porsche SE wird für eine Entlastung des Vorstands stimmen", sagte ein Sprecher. Die Porsche SE wird von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert und verfügt über mehr als die Hälfte der Stimmrechte bei Volkswagen, womit es zumindest eine einfache Mehrheit für die Entscheidung gäbe.

Mit einem entsprechenden Votum würde sich die Lage für Ex-VW-Chef Martin Winterkorn und VW-Markenvorstand Herbert Diess zumindest etwas entspannen. Beide müssen noch immer damit rechnen, beim Aktionärstreffen am Mittwoch in Hannover für ihr letztes Amtsjahr nicht entlastet zu werden.

Vertreter von kleineren Aktionären hatten angekündigt, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern. Wenn ein Vorstand auf einer Hauptversammlung nicht entlastet wird, hat das zwar keine direkten juristischen Konsequenzen, ist aber in der Regel ein Zeichen für fehlendes Vertrauen der Aktionäre in die Manager.

Land Niedersachsen dürfte sich mit Entlastung schwertun

Winterkorn und Diess sollen die Aktionäre zu spät über die finanziellen Folgen der Abgas-Affäre informiert und insofern den Aktienkurs manipuliert haben. Winterkorn bestreitet seit Beginn der Affäre jegliches Fehlverhalten. Die Staatsanwaltschaft verweist außerdem auf die Unschuldsvermutung, die "bis zum rechtskräftigen Beweis des Gegenteils" für die beiden Beschuldigten gelte.

Ursprünglich sollte trotz Abgas-Affäre der gesamte alte VW-Vorstand entlastet werden, inklusive Ex-Chef Winterkorn. Er steht dem Oberhaupt der Porsche-Familie, Wolfgang Porsche, sehr nahe, dessen Familie zusammen mit der Piëch-Familie als Großaktionär über 55 Prozent der stimmberechtigten Aktien verfügt. Weitere stimmberechtigte Großaktionäre sind das Land Niedersachsen (20 Prozent) und Katar (17 Prozent).

Insbesondere das Land Niedersachsen und sein Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) dürften sich schwertun, an der ursprünglichen Linie festzuhalten. Weil könnte eine Entlastung von Winterkorn und Diess politisch vermutlich nur schwer rechtfertigen.

Die übrigen Aktionäre, die mitvotieren können, werden bei der Abstimmung am Mittwoch hingegen nicht den Ausschlag geben können: Sie verfügen nur über etwa acht Prozent der Stimmen. Es wird daher auf die beiden Familien, Niedersachsen und Katar ankommen.

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