Volkswagen:Das alte Teil, das VW neuen Ärger bereiten könnte

  • VW soll Informationen über ein defektes Bauteil in Autos nicht an die US-Behörden weitergegeben haben.
  • Das ist insofern brisant, als dass das Bauteil Auswirkungen auf die Abgaswerte gehabt haben könnte. 3900 Autos sollen betroffen sein.

Von Thomas Fromm, Wolfsburg

Hätte VW nicht schon riesige Probleme mit den US-Behörden, wäre die Geschichte möglicherweise nur eine Randnotiz: Es geht um Benzinmotoren mit Turbolader aus den Jahren 2001 bis 2004; 3900 Fahrzeuge insgesamt. Allerdings sollen die Wolfsburger, und das macht die Sache angesichts laufender Ermittlungen wegen der Manipulation von Diesel-Abgaswerten heikel, den amerikanischen Behörden hier wichtige Informationen nicht übermittelt haben. Deshalb steht der Konzern in den USA nun wahrscheinlich vor neuen großen Problemen.

Konkret geht es geht um ein kleines, fehlerhaftes Teil: den sogenannten EGT ("exhaust gas temperature sensor"). Dieser Sensor ist, so weit bekannt, allerdings nicht dafür da, Emissionstests zu manipulieren, so wie es bei der strittigen Software der Fall ist, die VW jahrelang in seine Diesel-Motoren gebaut hatte. Vielmehr soll der EGT den Turbolader schützen und an die Elektronik im Auto melden, dass die Abgastemperatur gesenkt werden muss, sobald diese zu stark ansteigt. Dies kann aber bei technischen Problemen auch die Abgaswerte des Autos verändern. Wenn solche Technik fehlerhaft ist, müssen Autohersteller in Kalifornien deshalb darüber informieren.

Merkwürdige Streich-Anweisung aus der Zentrale

Die US-Zeitung Wall Street Journal berichtet nun von einer Begebenheit aus dem Jahr 2004. Damals sollen amerikanische VW-Mitarbeiter die EGT-Thematik in einem Bericht für die Behörden angesprochen haben. Die Kurzfassung: Sensoren kaputt, Dutzende Autos zurück bei den Händlern, Fall wird geprüft. Aus Wolfsburg soll dann die Anweisung gekommen sein: "Streicht EGT". Kurz darauf sei Vollzug gemeldet worden: "Der EGT ist raus."

Ein neuer Fall von Vertuschung also - und das drei Jahre bevor sich der Konzern daran machte, Diesel-Motoren mit manipulativer Software hochzurüsten? Das US-Blatt zitiert einen ehemaligen VW-Manager, der sich auf Anfrage nicht an die Sache erinnern könne: "Das ist alles vor elf Jahre passiert, das ist eine lange Zeit." Trotzdem dürften die US-Behörden solche Vorfälle in diesen Zeiten mit besonderem Interesse zur Kenntnis nehmen.

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