Volkswagen:Brüsseler Depesche

Binnen zehn Tagen soll der Autokonzern sich erklären und der EU-Kommission mitteilen, welche Modelle und wie viele Autos von Manipulationen beim Kohlendioxid-Ausstoß betroffen sind. Der VW-Konzern muss nun schauen, ob er so schnell liefern kann.

Von Thomas Fromm

Als die Post am Montagabend bei VW-Chef Matthias Müller landete, holte man in Wolfsburg erst einmal tief Luft. Nicht nur hat man an die elf Millionen Dieselfahrzeuge auf den Straßen, die den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb falsch auswiesen. Zu den manipulierten Abgasmessungen beim Diesel kam nun auch noch ein Brief von EU-Umweltkommissar Miguel Arias Canete ins Haus, und der hat es in sich: Binnen zehn Tagen soll der Autokonzern sich erklären und mitteilen, welche Modelle und wie viele Autos von Manipulationen beim Kohlendioxid-Ausstoß betroffen sind. "Bevor wir über Strafen reden, wollen wir wissen, was VW zu sagen hat", sagte eine Sprecherin in Brüssel.

Nun ist die Frage der Behörde folgerichtig, denn VW selbst hatte in der vergangenen Woche eingeräumt, bei an die 800 000 Fahrzeugen auch Verbrauch und CO₂-Ausstoß manipuliert zu haben. "Wenn ein Hersteller sein Ziel verfehlt, unterliegt er einer Strafzahlung", hieß es dazu aus der EU-Kommission. Das Problem nun ist: VW muss selbst erst einmal sehen, ob man innerhalb von wenigen Tagen überhaupt alles liefern kann, was gefordert ist. VW und seine Automodelle, das ist inzwischen eine Art schwarze Box - niemand weiß, was zum Vorschein kommt, wenn man den nächsten Deckel öffnet. "Volkswagen wird nach interner Untersuchung die Anfrage beantworten", hieß es dazu knapp aus Wolfsburg. Hilfe beim Prüfen könnte es vom Kraftfahrt-Bundesamt geben: Die Behörde teilte am Dienstag mit, dass man den Kohlendioxid-Ausstoß von VW -Fahrzeugen erneut überprüfen will. Die Flensburger wollen die Emissionen aller Fahrzeuge noch einmal ermitteln, die von Datenmanipulation betroffen seien. EU-Kommission, KBA - für VW kommt es gerade wieder knüppeldick.

Zumindest aus den USA kommen halbwegs gute Nachrichten: Die Umweltbehörde Carb hat bislang keine Abgas-Manipulationen bei anderen Automarken entdeckt. Etliche Autos wurden geprüft, dabei seien "keine betrügerischen Abschalteinrichtungen" gefunden worden, so die Behörde.

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