Volkswagen:Breite Unterstützung für Winterkorn

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  • Der Ministerpräsident Niedersachsens, Stephan Weil, erklärt die Führungskrise bei VW für beendet. Der Kern des Volkswagen-Aufsichtsrats hatte sich zuvor für Vorstandschef Martin Winterkorn ausgesprochen.
  • Damit stellte sich das Gremium gegen seinen Chef Ferdinand Piëch.
  • Aufsichtsratschef Piëch hatte Winterkorn öffentlich das Vertrauen entzogen und VW damit in eine Führungskrise gestürzt.
  • Das Präsidium des Aufsichtsrates sprach sich sogar dafür aus, Winterkorns Vertrag zu verlängern.

Ende der Personaldebatte

Volkswagen hält an seinem Vorstandschef Martin Winterkorn fest. Das hat das Aufsichtsrats-Präsidium entschieden. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil erklärte die Debatte um die Führung des VW-Konzerns deshalb für beendet. "Die Diskussionen der vergangenen Woche waren nicht gut für Volkswagen", sagte Weil, der Mitglied des Gremiums ist.

Auch Aufsichtsratsvize und Betriebsratschef Bernd Osterloh stärkte Winterkorn den Rücken. "Als Arbeitnehmervertreter begrüßen wir die Entscheidung des Präsidiums. Wir werden unseren Erfolgskurs mit Martin Winterkorn fortsetzen. Er ist der richtige Mann auf dem richtigen Platz", sagte Osterloh am Freitag in Wolfsburg. Auch Berthold Huber von der Gewerkschaft IG Metall war zufrieden. Die Entscheidung sei "ein gutes Zeichen für die Belegschaft und das Unternehmen".

Etappensieg für Winterkorn

Das Aufsichtsrats-Präsidium hatte zuvor erklären lassen: "Das Präsidium legt großen Wert darauf, dass Herr Professor Dr. Winterkorn seine Funktion als Vorsitzender des Vorstands auch weiterhin so aktiv und erfolgreich wie bisher verfolgt und hat hierbei die uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums." Das Präsidium werde dem Aufsichtsrat zudem vorschlagen, den Vertrag von Winterkorn über 2016 hinaus zu verlängern.

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Bis zu der Mitteilung stand Winterkorn erheblich unter Druck, nachdem der VW-Patriarch und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch mit einem Zitat im Spiegel von Winterkorn abgerückt war. "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn", hatte das Nachrichtenmagazin Piëch am vergangenen Freitag zitiert.

Das Gremium

Wegen der Führungskrise hatte sich das Präsidium des VW-Aufsichtsrates am Donnerstag zu einer Sondersitzung in Salzburg getroffen. In dem Präsidium sind sechs Mitglieder des 20-köpfigen Aufsichtsrats vertreten, es bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor. Für die Eignerseite sitzen dort der Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der Sprecher der Porsche-Familie, Wolfgang Porsche, sowie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Für die Arbeitnehmer sitzen Betriebsratschef Bernd Osterloh, dessen Stellvertreter Stephan Wolf und der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber in dem Gremium, das die Sitzungen des Aufsichtsrates vorbereitet.

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Piëch hatte am vergangenen Freitag dem Spiegel gesagt: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn" und den Konzern damit in eine Führungskrise gestürzt. Wolfgang Porsche hatte aber zu Winterkorn gehalten und über einen Sprecher mitteilen lassen: "Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist".

Der Konflikt um Winterkorn zwischen Porsche und Piëch hat mit vielen alten Rivalitäten zu tun. Die Familien Piëch und Porsche haben im VW-Konzern das Sagen. Wolfgang Porsche ist ein Cousin Piëchs und Aufsichtsratchef der Porsche SE, die mit 51 Prozent die Mehrheit an Europas größtem Autohersteller hält.

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